9. Kapitel

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Seit 10 Minuten schaute ich gespannt auf mein Handy. Heute war es endlich so weit: Ich werde zum ersten Mal mit Lando telefonieren. Ich freute mich riesig darauf, seine Stimme wieder hören. Er wollte um 18.00 Uhr anrufen und das war in einer Minute. Als der Bildschirm aufleuchtete, griff ich sofort nach dem Handy. Lando rief jedoch nicht an, er hat nur eine Nachricht geschrieben.

Sorry, Ava. Es ist etwas dazwischengekommen und das muss ich dringend erledigen. Ich rufe dich danach so schnell wie möglich an.

Na toll, meine gute Laune war direkt weg. Ich stand auf und verliess mein Zimmer. Jess sass auf dem Sofa im Wohnzimmer und schaute mich fragend an. "Ich dachte, ihr wollt jetzt telefonieren?" Ich setzte mich zu ihr. "Er kann gerade nicht. Er meldet sich später," sagte ich mit trauriger Stimme. Den ganzen Tag schon hatte ich mich darauf gefreut. "Das tut mir leid." Jess umarmte mich. "Aber dann kann ich dir jetzt ja von meinem Treffen mit Henry erzählen." Jessica hatte sich heute mit meinem Ex getroffen, um alles zu besprechen. Ich nickte nur. So richtig interessierte es mich nicht.

"Wir haben uns darauf geeinigt, dass das Baby die meiste Zeit bei mir sein wird. Ich werde mein Studium erstmal abbrechen und suche eine Stelle als Krankenschwester. Ich hoffe, du und Joy könnt dann auch mal auf das Baby aufpassen." "Ja, das ist doch selbstverständlich", sagte ich. "Henry wird mir Geld geben, damit ich nicht völlig auf mich alleine gestellt bin." Jess war nicht mehr so verzweifelt mit der ganzen Lage wie die letzten Tage. "Das klingt doch super." Ich fand diese Idee echt nicht schlecht. Es war zwar etwas sonderbar, dass Henry sich so engagiert zeigte. Das hätte ich von ihm echt nicht erwartet.

"Denkst du, wir können das Zimmer, das momentan als Gästezimmer eingerichtet ist, als Babyzimmer verwenden?", fragte meine beste Freundin. "Ja natürlich. Das Zimmer brauchen wir sowieso so gut wie nie." Erst jetzt bemerkte ich, dass Jess sich Babymöbel in einem Katalog anschaute. "Die ganzen Sachen sind so teuer", regte sich Jessica auf. Ich warf einen Blick auf ein weisses Babybett, dass sie sich gerade anschaute. "Ja, ich weiss. Aber ist es nicht schön, ein Babyzimmer zu gestalten? Ich würde mich darüber freuen." In meinem Kopf spielte sich eine Szene ab, in der Lando und ich ein Kinderzimmer einrichten. Vielleicht ein wenig zu früh, darüber nachzudenken, aber der Gedanke daran, liess mein Herz schneller schlagen.

"Es wäre sicher toll, wenn man mehr Geld hat und einen Mann, denn einen und das Baby liebt," unterbrach Jess meine Gedanken. Sie wirkte auf einmal traurig. "Ach man, vielleicht lernst du ja noch jemanden kennen", versuchte ich sie aufzumuntern. "Wer will denn schon eine Freundin, die ein Kind einem anderem hat." "Wenn jemand dich wirklich liebt, dann ist das ganz egal", meinte ich. Jess zuckte mit den Schultern. "Ist ja auch egal. Ich schaffe das schon allein. Ich muss nur einen Weg finden, Geld für die Ausstattung zu bekommen", seufzte Jess. "Frag doch Henry mal", schlug ich vor. "Gute Idee." Jessica nahm ihr Handy hervor und rief meinen Ex an.

Es war komisch, sie mit ihm telefonieren zu sehen. Noch komischer war es, dass sie von ihm schwanger war und ich ihn womöglich nach der Geburt öfters sehen werde. Egal, Hauptsache Jess und dem Baby geht es gut. Dies redete ich mir immer ein, wenn ich über meine Entscheidung mit dem Vergeben nachdachte. Ich konnte hier nicht bleiben und zuhören, deshalb verschwand ich wieder in meinem Zimmer.

Vielleicht war es doch nicht die beste Lösung, ihr zu verzeihen. Schon beim Gedanken an Henry in meiner Wohnung wurde mir übel. Ich wollte diesen Mistkerl eigentlich nie wieder sehen. Erst jetzt realisierte ich, was ich getan hatte. Ich werde meinen Ex mit einem Baby von meiner besten Freundin sehen, nicht mit unserem Baby. Tränen kullerten meine Wangen hinunter.

Ich musste hier weg. Ich schnappte mir meine Jeansjacke und mein iPhone. Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete, hörte ich Jess immer noch mit Henry telefonieren. Ich weiss nicht warum, aber es verletzte mich auf eine Art und Weise. Ich wusste ja, dass die beiden sich nicht liebten, aber es tat trotzdem weh. Schliesslich war Jess schwanger von ihm und die beiden werden öfters aufeinandertreffen. Ich werde öfters auf ihn treffen. Und das wollte ich einfach nicht. Ich musste nochmals mit Jess reden und zwar dringend.

Gerade als ich das Haus verlassen wollte, um ein wenig zu spazieren, klingelte mein Handy. Es war Lando. Musste er genau jetzt anrufen? Ich wusste nicht recht, was ich tun sollte. Den ganzen Tag schon freute ich mich auf das Telefonieren und wer weiss, wann er das nächste Mal Zeit hat. Ich huschte an Jess vorbei zurück in mein Zimmer. Schnell wischte ich die Tränen weg und warf mich auf mein Bett. Mit Herzklopfen nahm ich den Anruf entgegen. "Hallo Lando." "Hi Ava. Nochmals Entschuldigung, dass ich dich erneut versetzt habe", waren die ersten Worte des Formel 1 Fahrer. "Ist schon okay. Freut mich, dass es jetzt endlich geklappt hat." Ich versuchte nicht so zu klingen, als ob ich vorhin geweint habe. "Ja, freut mich auch." Ich konnte Lando's Lächeln hören.

"Wie war dein Tag heute so?", wollte er dann wissen. Ich überlegte. Ich war an der Uni. Das war ganz entspannt. Und naja, alles danach war weniger gut. Ich wollte ihm jetzt aber nicht von meinem Mental Breakdown erzählen und auch das wegen Jess ging ihn eigentlich nichts an. Ich wollte zuerst Jessica fragen, ob ich es ihm erzählen darf. "Ganz gut, deiner?", antwortete ich deshalb. "Meiner war auch ganz gut."

"Ich habe noch eine Überraschung für dich. Ich weiss nicht, ob du denn Rennkalender auswendig kennst, aber nach dem Rennen in Barcelona ist ein Wochenende Pause und ich konnte es mir einrichten, nach London zu kommen", erzählte Lando. "Was? Wirklich? Das ist ja super!", schrie ich auf. "Ich wusste, dass es dich freut." Lando lachte.

"Weisst du, was das Ganze noch besser macht?" Ich machte eine kurze Pause, um die Spannung zu erhöhen. "In dieser Woche habe ich meine Abschlussprüfungen. Das ist die perfekte Motivation." "Besser kann es doch nicht sein. Wenn du dann schon Abschlussprüfungen hast, nehme ich an, dass du dann keine Schule mehr hast, richtig?" Ich hörte ihm aber gar nicht mehr zu. Meine Gedanken stellten sich gerade vor, wie wir beide im Park ein Eis essen. Ich freute mich so sehr, ihn wiederzusehen.

"Ava? Bist du noch da?", fragte Lando. "Ja sorry, was hast du gesagt?", sagte ich schnell. "Bist du dann im Juni schon fertig mit der Schule und hast dann Ferien?" "Ja, ich hätte Ferien, aber ich bin dann fertig mit meiner Ausbildung, deshalb habe ich ja Abschlussprüfungen", erwiderte ich schmunzelnd. "Ah, ja natürlich. Mein Fehler." Lando begann zu lachen. Sein Lachen war so ansteckend und ich musste auch mit lachen. "Was hältst du davon, dass du ab Silverstone mit mir zu den zwei letzten Rennen vor der Sommerpause kommst? Zeit hättest du ja." Er wusste genau, was ich davon hielt. Alles in mir schrie "ja". Mehrere Wochen am Stück mit ihm zu verbringen wäre einfach traumhaft. "Omg, ja. Das wäre perfekt", rief ich laut.

~~~

Unser Gespräch dauerte noch mehr als eine Stunde. Wir redeten über so vieles. Um 21.30 Uhr kam Jess in mein Zimmer, um Gute Nacht zu sagen. "Ich telefoniere gerade noch mit Lando. Willst du Hallo sa...?" "Ja, natürlich will ich das", unterbrach sie mich und rannte auf mein Bett zu. "Hi Lando. Wie geht es dir?", wollte sie wissen. "Mir geht's ganz gut und dir?", antwortete Lando. "Jetzt wo ich mit einem Formel 1 Fahrer rede, geht es mir schon besser." "Wieso? Was ist los?" Diese Frage von Lando kam für Jess wohl unerwartet. "Ähm, es ist kompliziert. Ava kann es dir mal erklären", erwiderte sie schnell. "Ich geh jetzt schlafen. Gute Nacht." Bevor Lando und ich etwas sagen konnten, war sie aus dem Zimmer verschwunden.

"Ich sollte langsam auch ins Bett. Hat mich echt gefreut, heute zu telefonieren," unterbrach ich die Stille. "Mich hat es auch gefreut, müssen wir unbedingt wieder einmal wiederholen. Gute Nacht, Ava. Schlaf gut", verabschiedete sich Lando. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, nach dem letzten Satz von ihm. Gute Nacht, Lando. Schlaf auch gut." Meine Stimme klang etwas zittrig, aber das war mir egal. Ich war gerade das glücklichste Mädchen auf der Welt. Da war ich mir sicher.

Only you (Lando Norris Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt