11. Kapitel

2.2K 72 3
                                    

"Ava, komm gleich geht's los." Jessica sass auf dem Sofa mit einer Schüssel Popcorn auf ihren Beinen. Ich sprintete ins Wohnzimmer und warf mich neben sie hin. Es war Samstag und heute war das Qualifying vom GP in Spanien angesagt. Lando und ich hatten heute Morgen noch ein wenig geschrieben und ich hatte ihm viel Glück gewünscht. Hoffentlich bringt es ihm etwas.

"Wie kommst du so voran mit Lernen?", fragte meine beste Freundin. Ich hatte heute noch nichts gelernt. "Ganz gut," antwortete ich, ohne Blickkontakt mit ihr zu suchen. Die letzten Tage waren echt merkwürdig. Wir hatten kaum miteinander gesprochen. Jeden Abend vor dem Schlafen überlegte ich, ob ich nochmals mit ihr reden soll. „Du wirst das schon schaffen. Da bin ich mir ganz sicher!" Jess lächelte mich an. Ich versuchte mich auch zum Lächeln zu zwingen. Dann ging zum Glück das Qualifying los.

Gespannt schauten wir beide auf die Geschehnisse im Fernseher. "Nie hätte ich gedacht, mit dir mal Formel 1 zu schauen, weil du dich dafür interessierst", lachte Jess irgendwann, als ich mit angestrengtem Gesicht Landos McLaren verfolgte. Ich hatte gerade keine Zeit zum Lachen. Es war die letzte Session und Lando fuhr die 3. schnellste Zeit. Ich sprang vom Sofa auf und jubelte laut. "That's my boy." Jessica sagte das immer, wenn Hamilton gut war. Und naja, Lando war nun mal mein Junge oder zumindest bald. "Ja let's go! Lewis ist immerhin auf dem 5. Platz." Jess warf ihre Arme in die Höhe. Plötzlich leuchtete ihr Handy auf, dass auf dem kleinen Holztisch vor dem Sofa stand. Henry hatte ihr geschrieben. Sofort war meine gute Laune weg.

Jessica griff nach ihrem Handy und tippte dann eine Nachricht ein. "Ist es ein Problem, wenn Henry später vorbeikommt?", fragte sie vorsichtig. „Ava, ich weiss, es ist blöd, dass du ihn hier manchmal sehen wirst, aber..." "Ja, ist schon okay, Jess. Aber ich würde gerne noch mit dir reden", unterbrach ich sie. "Ja klar, das können wir machen. Was gibt's?" Jessica schaltete den Fernseher aus und lehnte sich zurück, dass sie in meine Augen schauen konnte.

Ich wusste nicht, wie ich beginnen soll und kratzte mich am Kopf. "Ich weiss nicht, wie ich das sagen soll", brachte ich irgendwann hervor. "Ava, du kannst mir alles erzählen. Ich werde auch nicht wütend. Versprochen," sagte Jess. Ich dachte nochmals nach. "Ich finde es echt toll, dass du nicht mehr allein mit dem Baby bist und jemanden hast, der dir hilft. Aber es fühlt sich so komisch an, dass du ein Baby von meinem Ex bekommst. Ich habe mir immer vorgestellt, eine Familie mit ihm zu gründen." Jess nickte verständlich. "Und ja ich weiss, dass ihr euch nicht liebt und einfach nur die Verantwortung und Sorgerecht teilt, aber trotzdem ist es immer so verletzend, wenn ich euch telefonieren sehe und so."

Meine beste Freundin wollte etwas sagen, doch ich redete einfach weiter. "Es war ja auch meine Idee. Ich hätte aber nicht gedacht, dass ich mich dabei so scheisse fühlen werde. Ich will nur dass es dir und dem Baby gut geht." Ich spürte leichte Tränen in meine Augen. Jessica nahm mich in die Arme. "Es tut mir leid, Ava. Ich verstehe dich komplett mit allem und um ehrlich zu sein, hätte ich auch nicht gedacht, dass du mit verzeihen wirst. Aber ich bin echt froh, dass du es getan."

Wir beide schauten uns einen Moment einfach nur an. "Ich kann ihm auch sagen, dass ich seine Hilfe doch nicht brauche", schlug Jess vor. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ist schon okay. Ich komm damit schon klar, denke ich. Ich will einfach nur, dass es euch beiden gut geht," antwortete ich und berührte den Bauch meiner besten Freundin. "Okay wenn du meinst. Aber sonst sage es mir bitte." Jessica nahm mich erneut in die Arme.

Ich war ein wenig erleichtert. "Ich werde einfach schauen, dass wenn er hier ist, ich nicht hier bin. Dann wird das schon gehen", meinte ich und löste mich von meiner besten Freundin. "Dann müsstest du jetzt dann aber schnell verschwinden, denn er kommt gleich." Genau in diesem Moment klingelte es an der Haustüre. Na toll. Ich war noch gar nicht bereit, ihn zu sehen. "Jess, bitte sage ihm, ich sei nicht da. Ich gehe in mein Zimmer." Mit diesen Worten eilte ich ins letzte Zimmer im Flur. Ich hörte, wie Jess die Haustüre öffnete und wie die beiden sich kurz begrüssten. Das reichte mir dann. Ich setzte meine Kopfhörer auf und widmete mich wieder dem Lernen.

~~~

Zwei Stunden später stand ich erschöpft auf, um mir etwas zum Trinken zu holen. Langsam öffnete ich die Tür meines Zimmers und lauschte. Ich konnte aber keine Stimmen hören, deshalb ging ich in die Küche. Jessica sass am Tisch und scrollte auf ihrem Laptop herum. Anscheinend suchte sie nach Babysachen. Ich nahm ein Glas aus dem Wandschrank und fühlte es mit Wasser. "Henry wollte mit dir reden", sagte Jess aus dem Nix. "Das freut mich. Ich will aber nicht mit ihm reden." Ich war dazu einfach nicht bereit. "Und wir hatten schonmal geredet. Mehr habe ich mit ihm nicht zu besprechen." Ich erinnerte mich an unser Telefonat vor einigen Tagen. Ich hätte dort alles verhindern können. Jetzt ist es halt zu spät.

"Irgendwann wirst du ihn aber öfters hier sehen. Du kannst ihm nicht für immer aus dem Weg gehen", meinte Jess. "Ja, das weiss ich. Ich will ihn momentan aber einfach wenn möglich nicht sehen." Ich lief wieder zurück in mein Zimmer und stellte das Glas auf meinen Schreibtisch. Schon wieder spürte ich Tränen in meinen Augen. Wie konnte ich Jessica so leicht vergeben, doch bei meinem Ex ging es einfach nicht? Schliesslich hatten mich beide hintergangen. Vielleicht wird es ja mit der Zeit besser.

Ein Vibrieren unterbrach meine Gedanken. Ich schnappte nach meinem Handy und fing sofort an zu lächeln. Lando hatte mir geschrieben. Er bedankte sich für das Glückwünschen, das ihm heute tatsächlich geholfen hatte. Ich gratulierte ihm zum 3. Startplatz beim morgigen Rennen. Plötzlich klingelte mein Handy. Er rief nun einfach an. Ich konnte es nicht glauben.

"Hi Ava. Ich hoffe, ich störe nicht. Ich wollte einfach wieder einmal deine Stimme hören." Ich flippte fast aus. "Hallo Lando. Du störst nie", versuchte ich so ruhig wie möglich zu sagen. "Wie läufts beim Lernen? Ich hoffe, du hast trotzdem das Qualifying geschaut", lachte er. "Aber natürlich habe ich das. Was denkst du denn? Mit Lernen komme ich echt gut voran, aber ich bin froh, wenn alles vorbei ist." "Ja das glaube ich."

Für einen Moment herrschte unangenehme Stille. "Ja, gut. Ich sollte dann auch wieder los." Seine Worte machten mich ein wenig traurig. "Ich freue mich aber sehr auf nächste Woche." Ich musste kurz überlegen, was er meinte. "Ah ja, ich mich auch," sagte ich schnell, als mir unser Date einfiel. "Na dann, Tschüss Ava." Ich konnte nicht mal antworten, denn er hatte schon aufgelegt. Ich legte mich aufs Bett und starrte für ein paar Minuten einfach nur an die Decke.

Only you (Lando Norris Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt