32. Kapitel

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Ohne Ziel rannte ich durch den Paddock. Die Tränen rollten über meine Wangen und ich konnte mir vorstellen, wie die Mascara um meine Augen verteilt war. Meine Angst war wahr geworden. Lando hat doch bestimmt noch Gefühle für seine Ex und das mit mir war nur Ablenkung. Wieso hatte er auch sonst so lange gewartet, bis er Luisa weggedrückt hatte? Ich konnte einfach nicht fassen, was gerade passiert war. Was ein Lügner er doch war. Er war nicht besser als Henry. Warum mussten alle Jungs, die ich toll finde, sich als solche Arschlöcher entpuppen? Das, war Henry gemacht hatte, war natürlich viel schlimmer gewesen, aber trotzdem schmerzte mein Herz.

Das Einzige, was ich jetzt machen wollte, war nach Hause zu fliegen. Ich war schon fast beim Ausgang, als Oscar auf mich zu kam. Es war mir peinlich, dass er mich so sah, aber ich konnte ihn nicht ignorieren. Immer wieder rief er meinen Namen. "Ava, was ist passiert?", fragte er, nachdem ich zum Stehen gekommen war und er vor mir stand. "Nichts", sagte ich schnell und zwang mich zu einem Lächeln. "Du siehst aber nicht so aus", meinte Oscar. Soll ich ihm nun alles erzählen oder mir eine Ausrede einfallen lassen? Ich schluckte einmal leer und holte Luft. "Frag am besten deinen Teamkollegen." Oscar sah mich fragend an. Schnell drehte ich mich um und lief davon. "Oh, und sage ihm noch, dass ich nach Hause gehe und er mich besser in Ruhe lassen soll!", rief ich noch über meine Schultern, bevor ich das Gelände verlies.

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"Und Sie sind ganz sicher, dass heute kein Platz mehr in einem Flug nach London frei ist?" fragte ich die Mitarbeiterin vom Flughafen erneut. "Nein tut mir leid, Miss. Ich kann Ihnen nur ein Ticket für den morgigen Flug mit EasyJet um 14:40 Uhr anbieten", antwortete sie ruhig. Die letzten fünf Minuten hatte ich damit verbracht, meinen Flug umzubuchen, damit ich heute schon nach Hause gehen kann. Leider erfolglos und so langsam verlor ich die Geduld. "Okay, kein Problem. Dann nehme ich eben diesen Flug. Vielen Dank." Ich legte auf und warf mein Handy auf das Bett. Mein Koffer lag fertig gepackt daneben. Hoffentlich hatten sie im Hotel noch ein Zimmer frei, denn hier mit Lando wollte ich auf keinen Fall schlafen.

Wenn man vom Teufel spricht: Gerade in diesem Moment kam Lando ins Zimmer gestürmt. "Ava, es tut mir so leid." Er lief mit schnellen Schritten aufs Bett zu. "Nein, Lando. Lass mich einfach. Du musst mir nichts erklären." Ich trat einen Schritt zurück. "Es tut mir leid, wirklich. Was kann ich dafür, dass sie mich küsst?" fragte er und seine Stimme tönte flehend. "Nichts, aber du hattest den Kuss doch bestimmt genossen", schrie ich ihn an. "Was? Nein, natürlich nicht, Ava. Bitte glaube mir doch." Er griff nach meiner Hand, doch ich zog sie sofort weg. "Wieso hast du sie dann nicht sofort weggeschubst? Es gefiel dir doch bestimmt, weil du noch Gefühle für sie hast." Meine Stimme wurde immer lauter und es wurde immer schwieriger für mich, nicht zu weinen. "Ava, das habe ich nicht. Ich habe dir sogar versprochen, dass ich nichts mehr für Luisa empfinde und du die einzige für mich bist. Ich weiss nicht, warum ich nicht früher reagiert habe. Es tut mir so leid." Lando setze sich auf das Bett und sah mich an.

"Ich weiss nicht, ob ich dir glauben kann", sagte ich dann leise. "Vielleicht war alles, was du je zu mir gesagt hast, einfach nur gelogen. Vielleicht hast du mich einfach nur ausgenutzt." "Ava, sag sowas nicht. Das stimmt alles nicht. Lass uns darüber reden, bitte. Ich liebe dich..." Landos Stimme brach ab. Für einen Moment herrschte Stille. "Ich brauche ein wenig Zeit, um über alles nachzudenken. Ich fliege morgen am Nachmittag schon zurück", meinte ich. Lando nickte. "Okay, das kann ich verstehen. Aber bitte, lass uns am Montag über alles reden." "Wozu? Ich habe alles gesehen, Lando. Worüber willst du denn reden", fuhr ich ihn an. "Ich will nur, dass du mir erklärst, wieso du gezögert hast. Sonst wars das mit uns." Ich nahm meinen Koffer vom Bett, schnappte mir mein Handy und ging Richtung Tür.

"Warte, Ava. Ich kann es erklären", rief Lando mir hinterher. Überrascht drehte ich mich um. "Ich... Ich wollte...ähm... Ich habe sie...", stammelte er. "Eine Erklärung hört sich für mich anders an, Lando." Mit diesen Worten liess ich ihn im Zimmer zurück. Im Flur sackte ich auf den Boden. Zum Glück war hier niemand und ich konnte wieder alles rauslassen. Schon vorher hatte ich ein paar Minuten mit Weinen verbracht. Es tat so weh. Er konnte es nicht erklären, weil er es nicht wollte und weil es keine Erklärung gab. Er hat sie geküsst, weil er Luisa immer noch liebt. Ich schluchzte und versuchte so leise wie möglich zu sein. Lando durfte mich nicht hören.

Obwohl Lando und ich nicht einmal zwei Monate zusammen waren, hatte ich mir so viele Hoffnungen gemacht. Alles, was wir hatten, war geplatzt. Ich hatte zwar noch nicht Schluss gemacht, denn tief in meinem Herzen liebte ich ihn noch so sehr und alles ihn mir sehnte sich in diesem Moment nach ihm. Aber ich konnte nicht vergessen, was geschehen war. Wenn er mir am Montag nicht erklären konnte, warum der Kuss so lang war, dann wars das mit der Beziehung. Auch wenn es verdammt schwierig sein wird, mich von ihm zu trennen.

"Ava, was machst du hier?" Oscar stand plötzlich vor mir und unterbrach meine Gedanken. "Ich...ähm... egal. Ich gehe jetzt nur Rezeption und frage, ob sie für eine Nacht ein Zimmer frei haben." Ich wischte meine Tränen weg und stand auf. "Habt ihr euch etwa getrennt?", fragte Oscar vorsichtig. "Nein, noch nicht. Aber ich will nicht bei ihm schlafen. Ich denke, Lando hat dir erklärt, was passiert ist und ich bin ziemlich wütend." "Ja, er hat mir alles erzählt und tut mir echt leid. Aber es ist wirklich nicht so wie es aussieht. Lando liebt dich." "Bitte sei ruhig. Es interessiert mich nicht. Er soll es mir erklären, aber das konnte oder wollte er nicht." Ich zuckte mit den Schultern. "Okay, es wird sich hoffentlich alles klären", sagte Oscar, doch ich war mir nicht sicher, ob er es ernst meinte.

"Wenn du mich jetzt entschuldigst. Ich brauche ein Zimmer." Ich nahm meinen Koffer und schob mich an Oscar vorbei. Mit dem Aufzug fuhr ich in das Erdgeschoss und machte mich auf zur Rezeption. "Guten Abend. Ich wollte fragen, ob noch ein Zimmer für eine Nacht frei ist", erkundigte ich mich freundlich." Der ältere Mann tippte kurz auf dem Computer herum. "Leider ist alles ausgebucht, sorry." Warum musste er denn noch auf dem Computer nachschauen? Er wusste doch, wenn alle Zimmer voll sind. Ach, egal. Ich hatte jetzt wichtigere Sachen zu überlegen. "Denken Sie, es sind in der Umgebung noch Hotelzimmer frei?", fragte ich. "Eher nicht. Bei einem Rennwochenende wird es schwierig, spontan freie Zimmer zu finden", meinte der Mann. "Alles klar. Danke Ihnen." Ich wandte mich von ihm ab und ging auf eine Couch zu, die gegenüber der Rezeption stand.

Etwas verzweifelt liess ich mich nieder. Was soll ich jetzt nur tun? Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass ich noch irgendwo in der Nähe ein freies Zimmer fand. Und ich wollte auch nicht im Flughafen schlafen. Nach kurzem Überlegen sah ich nur eine Lösung. Ich wusste, dass es vielleicht nicht die beste Idee war, aber ich hatte keine andere Möglichkeit. Ich erhob mich wieder und zog meinen Koffer zum Aufzug zurück. Wenige Augenblicke später klopfte ich etwas zögernd an der Tür. Als sie geöffnet wurde, fragte ich: Könnte ich heute vielleicht hier schlafen? Die haben kein Zimmer mehr frei."

Only you (Lando Norris Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt