45. Kapitel

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"Hast du alles?", fragte Jessica und sah mich mit lächelndem Gesicht an. Sie war wohl auch glücklich, dass ich Lando wiedersehen werde und diesmal die Möglichkeit hatte, mit ihm zu reden. Es war nun Mittwoch und in wenigen Minuten wird Oscar mich abholen, damit wir zusammen zum Flughafen fahren und in die USA reisen können. In mir steckte ein wenig Hoffnung, dass Lando ebenfalls mit uns fuhr, aber das werde ich dann schon erfahren. "Ja, ich denke schon", antwortete ich und hob meine Tasche hoch. "Ganz viel Spass. Ich hoffe, ihr könnt diesmal alles klären." Jess umarmte mich, was mit ihrem Babybauch gar nicht so einfach war.

Keine Sekunde nach der Umarmung klingelte es. Sofort öffnete ich die Tür und Oscar stand davor. "Hey Ava, Hi Jessica", begrüsste er uns. "Hallo Oscar." Ich lief auf ihn zu und umarmte ihn kurz. Nach einer Verabschiedung von Jess, verliessen Oscar und ich das Haus und gingen zum Auto. „Fährt Lando auch mit uns?", wollte ich wissen. "Nein, leider nicht. Er ist schon heute Morgen abgereist." Etwas enttäuscht stieg ich ins Auto, während Oscar mein Gepäck im Kofferraum verstaute.

Ich hätte mich auf eine gemeinsame Reise mit Oscar und Lando gefreut. Das wäre bestimmt lustig und unterhaltsam geworden, aber egal. Es wäre sicherlich auch etwas komisch zwischen mir und Lando gewesen. So hatten wir die Möglichkeit zu reden, wenn wir allein waren und nicht eingeengt und umgeben vom anderen Menschen im Flugzeug.

~~~

Am Donnerstag war nicht viel los. Ich begleitete die McLaren-Fahrer zur Strecke und verbrachte die Zeit dort. Viel Spannendes fand am Media-Day nicht statt. Die Fahrer hatten einige Interviews und waren für ihre Fans da, indem sie Unterschriften verteilten und Bilder mit ihnen machten. Ich war so froh, dass Luisa nicht da war. Lando wirkte so viel glücklicher und entspannter. Auch wenn er ja noch mit Luisa zusammen sein musste, fand er es bestimmt nicht schlimm, einige Tage, ohne sie zu sein. Ich hoffte, dass es bald einen Moment geben wird, in dem ich mit ihm reden konnte.

Als ich am Freitagmorgen in die Box von McLaren trat, stand Lando allein da. War das jetzt die Möglichkeit ungestört zu reden? Wahrscheinlich eher nicht, denn es könnten jederzeit Leute dazustossen. "Hey Ava." Lando fuhr sich nervös durch seine Haare. "Hey", gab ich zurück und blieb einige Meter vor ihm stehen. "Hör zu, ich muss unbedingt mit dir reden." "Ich weiss, Lando. Ich auch mit dir." Vorsichtig hob ich meinen Kopf und blickte in sein Gesicht. Er lächelte leicht und trat näher zu mir. "Tut mir leid, dass ich mich nicht mehr bei dir gemeldet habe nach dem Telefonat. Aber es war einfach zu gefährlich. Ich will nicht, dass Luisa herausfindet, dass wir Kontakt haben und es mir verbietet. Sie findet es sowieso schon nicht so toll, dass du jeweils bei den Rennen dabei bist", begann Lando zu erzählen.

"Ich weiss, Lando. Kann ich jetzt mal was sagen, bitte?" bat ich ihn. Ich wollte ihm einfach alles erzählen, dass ich in den letzten Wochen erfahren habe. Angefangen beim Streit von den beiden in Singapur, als ich herausgefunden habe, dass er zur Beziehung gezwungen wurde bis zu meinen Nachforschungen über Luisa und ihr Image. "Ja gleich. Nur noch eine wichtige Sache: Luisa weiss nicht, dass du hier bist, sonst hätte sie ihren Termin abgesagt und wäre mitgekommen. Pass auf, was du aus Social Media postest. Wenn sie das sieht, dann bin ich komplett aufgeschmissen."

"Du gehst dieses grosse Risiko für mich ein?" fragte ich ihn langsam. Er wusste doch, wie riskant es war und doch war es ihm anscheinend wichtig, mit mir zu reden. Natürlich wusste er nicht, dass ich von Luisas und seinem Deal Bescheid weiss. Deshalb sah er mich etwas irritiert an, bevor er weitersprach. "Ja, Ava. Es ist mir verdammt wichtig, mit dir zu reden. Ich will dir alles erklären", erwiderte er verzweifelt.

"Es tut mit alles so leid. Nach dem Qualifying hat sie mich davon abgehalten, zu dir zu gehen. Sie wollte mit mir reden, doch stattdessen hat sie mich einfach geküsst. Ich wusste nicht, dass du uns beobachtest, und habe sie nicht sofort weggeschubst, weil ich sehen wollte, ob ich sie vielleicht doch noch ein wenig liebe. Aber das tue ich nicht, das schwöre ich", begann er zu erzählen. Ich schluckte schwer. Jetzt kommt gleich die Stelle, an der ich ihm nicht zuhören wollte.

"Ich habe sie am nächsten Morgen gebeten, in mein Zimmer zu kommen, weil ich ihr ein für alle Mal klar machen wollte, dass sie sich verpissen soll. Luisa hat das aber gar nicht interessiert und begann mich zu erpressen. Ich weiss, es tönt verdammt dumm, aber es ist die Wahrheit." "Es tut mir leid, dass..." "Es ist nicht deine Schuld, Ava", unterbrach er mich. "Ich wollte dir alles erklären am Montag, aber dummerweise bist du noch aufgetaucht. Luisa wollte mir beim Umziehen zusehen und hat gesagt, wenn ich nicht tue, was sie sagt, dann erzählt sie allen, dass..."

Genau in diesem Moment kam Oscar in die Box. "Hey Leute, was geht?" lachte er. Er sah wie immer so motiviert aus. "Oscar, dein Ernst? Wir waren gerade dabei, uns zu unterhalten. Du weisst schon", flüsterte Lando, doch ich konnte es trotzdem hören. "Sorry, mate. Aber wir müssen uns langsam für die Practice-Session bereit machen." Er hatte Recht. In 30 Minuten begann nämlich die einzige FP-Session vom Wochenende. Diesmal gab es nämlich auch wieder ein Sprint-Rennen.

"Ist schon okay, Lando. Wir können ein anderes Mal reden", meinte ich, auch wenn ich traurig war, dass ich ihm nichts sagen konnte. Schon wieder. "Okay, wenn du meinst." Mit diesen Worten verschwand er mit Oscar im hinteren Teil der Box. Ich blieb nachdenklich zurück. Nun wusste ich wenigstens ein bisschen mehr. Mit dem Wissen meiner Nachforschungen und dem Gespräch zwischen den beiden in Singapur, konnte ich eins und eins zusammenzählen. Lando wusste natürlich nicht, dass ich vom Erpressen und vom Deal wusste. Hoffentlich findet sich am Wochenende nochmals eine Gelegenheit zum reden.

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Am Nachmittag fand das Qualifying für das Rennen am Sonntag statt. Lando schaffte es die 2. schnellste Zeit zu fahren. Für Oscar reichte es leider nur für Platz 10. "Du hast morgen noch eine Chance und wer weiss, was beim Rennen passieren wird", versuchte ich ihn aufzumuntern. Wir beide standen in der Box von McLaren. "Ja, das stimmt schon. Wenn man aber sieht, was Lando aus dem Auto rausgeholt hat, hätte ich besser sein sollen." Oscar zuckte mit den Schultern. "Sei nicht so streng mit dir", meinte ich und umarmte den Australier.

Ich blickte über seine Schultern hinweg und sah, wie Lando in die Box kam. Er sah ziemlich glücklich aus und das konnte er auch sein. Ich wäre gerne zu ihm gegangen, aber entschied mich, es nicht zu tun. Lando unterhielt sich gerade mit Zak Brown und ich wollte Oscar nicht allein lassen. Ich löste mich wieder von ihm, doch liess den Blick auf Lando gerichtet. Oscar drehte sich verwirrt um und grinste, als er sich wieder umdrehte.

"Sag jetzt nichts, Oscar Jack Piastri", mahnte ich ihn und lachte. "Woher kennst du meinen zweiten Vornamen?", wollte er lachend wissen. "Tja, kennst du das Internet? Dort findet man so ziemlich alles", antwortete ich. Genau in diesem Moment blickte Lando zu mir rüber und lachte. Vielleicht hatte er unser Gespräch mitbekommen oder er war einfach nur glücklich. Es war schön, ihn so zu sehen. Mein Herz raste und beim Anblick seines lachenden Gesichts flogen die Schmetterlinge wie wild in meinem Bauch herum. Ein besseres Gefühl konnte ich mir gerade nicht vorstellen.

Only you (Lando Norris Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt