28 - Clounge

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Do you think of love, do you think of pain? – Vance Joy

Song: "I found a girl" – The Vamps

Ich nicke grinsend und sauge Sebastians Anblick in mich auf. Wie kann ein Mensch nur so märchenhaft sein...

Er fährt sich mit der Hand übers Gesicht und lässt zurück in die Couch sinken, dann legt er den Kopf in den Nacken. Seine Augen wandern über die weiß gefleckte Decke und schließlich zu mir. „Typisch Justin, er legt es echt immer drauf an mit ihm Stress zu bekommen."

Ich würde lügen, wenn ich behaupte, Sebastians Blick würde mich nicht schrecklich nervös machen oder meine Fantasien Achterbahn fahren lassen. Ich sitze seitlich auf der Couch, habe ihn im perfekten Vollportrait.

Am liebsten würde ich die Eine-Personen-Lücke zwischen uns schließen, mich hautnah neben ihn setzen, aber... nein.

„Bei Hucks habe ich schon das Gefühl, dass er es mit einer Genugtuung tut, die gefährlich ist. Irgendwann wird ihm der Kragen richtig platzen."

„Gott, er hasst den Typ mehr als ich Lakritze."

Ein feines, raues Lachen überkommt seine Lippen und ich spanne einen Moment die mickrigen Bauchmuskeln an, um nicht verträumt aufzuseufzen.

„Und wir haben erst November...", kichere ich leise.

„Wir haben letztes Jahr gewettet, wie oft Justin aus dem Unterricht von Hucks fliegt. Mein Tipp war neun Mal, und es waren volle fünfzehn – Clives Tipp..." Sebastians Zähne blitzen mich an. „Ganz ehrlich? Es wundert mich, dass er noch an der Schule ist, manchmal..."

„Ein geheimes Genie, würde ich sagen."

„Ja, das trifft es ganz gut."

Vielleicht sollte ich endlich damit aufhören ihn permanent anzustarren, aber...

Diesen Raum kenne ich sowieso in- und auswendig. Ganz egal, ob bekannt oder unbekannt, beliebt oder völliger Durchschnittschüler, jeder Oberstufler war schon mindestens einmal in der „Clounge".

Die sagenumwobene „Clounge" ist die lächerliche Version eines gescheiten Aufenthaltsraums unserer Schule. Es ist ein Raum, so groß wie mein Zimmer, in den man einen korallroten Drei- und Zweisitzer hineingepackt hat – zwei abgenutzte Sofas, die unsere Schule womöglich aus einem Zwangsräumungsverkauf erworben hat. Dazwischen steht ein heller Holztisch, wackeliger als meine achtundneunzigjährige Granny.

Dazu gibt es noch ein mickriges Fenster und ein altes Keyboard in der Ecke – fraglich ob das noch funktioniert.

Wer das „Clounge"-Schild an der Tür angebracht hat, weiß keiner, aber jeder weiß, wofür es steht: Clown und Lounge.

„Lakritze, huh?" Ich hasse Lakritze mindestens genauso sehr, es gibt nichts schlimmeres als Lakritze, obwohl... doch.

Er beißt sich auf die Lippe. „Grässlich." Ich grinse. „Du hasst sie auch?"

„Der Geruch allein... mir wird übel."

„Wie machen du und Clive das dann?" Sebastians Lachen ist so warm und weich, ich würde mich am liebsten darin vergraben und das auf Ewig.

Clive liebt Lakritze. So sehr ich es hasse, so sehr liebt er es. Manchmal, früher, dachte ich, er macht das mit Absicht. Er liebt Lakritze absichtlich und isst es umso häufiger, je mehr ich es verabscheut habe.

Ich erinnere mich noch genau daran, wie er immer die Haribopackung aufgerissen hat und die Minipacks darin über den gesamten Picknicktisch verstreut hat, nur um sich dann eine von unzähligen, exakt gleichen Lakritzschnecken zu schnappen, und sie wie Spaghetti zu essen. Damals haben wir – Adams und Westwoods – am Wochenende gerne einen Ausflug ins Grüne gemacht...

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