55 - Aalglatte Pappenheimer

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I have found that if you love life, life will love you back. - Arthur Rubinstein

Song: „Landslide" - Oh Wonder

Hätte ich das mit Sebastian und Anita gewusst... vielleicht wären einige Dinge anders gelaufen. Vielleicht hätte ein anderes Bild von Sebastian entwickelt.

Clive hätte nur einmal etwas sagen müssen.

Aber das... er hat mir nichts erzählt. Weder das mit Sebastian und Azuras Verhältnis zueinander noch die Geschichte mit Anita. Wer weiß, vielleicht hätte ich auch an diesem Punkt Clive davon abgehalten, weiterzureden – wie ich es zuletzt Sonntag vor einer Woche getan habe.

Meine Gedanken haben ein Achterbahnland gemietet und die Loopingbahn für sich beansprucht. Es ist eine Jahresmiete. Das Schlimmste ist der klaffend leere Beifahrersitz. Den Drehwurm und die Übelkeit verkrafte ich. Clive fehlt.

Er fehlt mir so sehr. Ich finde keine passenden Worte, um das zu erklären.

Wir existieren weiter. Unsere Eltern sind weiterhin befreundet. Wir werden uns zwangsläufig wiedersehen und in der Schule...

Seit einer Woche ignorieren wir uns – er ignoriert mich. Ich suche seinen Blick und finde Leere. Ich weiß, er ist da. Ich weiß es einfach. Und zum zweiten Mal, habe ich keine Ahnung, ob der Bruch diesmal endgültig ist.

Ob Clive sein Herz verschlossen hat?

Wann hat mein Verstand – und mein Herz – angefangen ihn zu vermissen? Hat er mir nicht ebenso viel Schmerz zugefügt, wie ich ihm angeblich?

Pausenlos kreisen meine Gedanken um die Szene auf dem Schulhof. Die Platte meiner Erinnerungen hat einen harten Schlag erlitten und einen tiefen Sprung davongetragen.

Dieser verachtende, wütende Blick von ihm. Die Verletzlichkeit darin und Enttäuschung.

Es soll aufhören. Dieses Karussell muss einen Stoppknopf haben.

In diesen Momenten wünsche ich mir eine große Schwester. Eine, die so einen ganzen Haufen Mist schon mal erlebt hat und mich jetzt trösten könnte. Aber ich bin allein und eigentlich will ich auch allein sein, aber so eine Schwester... manchmal wäre das schön.

Langsam bilden sich bunte Flecken an der Decke, meine Augen werden ganz trocken vom Starren.

Eine Woche ist das her...

Und es hat sich angefühlt wie viertausend Jahre. Gut möglich, dass sich viertauschend Jahre so anfühlen, oder noch viel schlimmer. Ach was weiß ich...

Kein Clive, kein Lachen in den Pausen.

Aber mit Sebastian schreibe ich... es fühlt sich falsch und gut zugleich an.

Vielleicht versuche ich mich selbst zu bestrafen, indem ich mich dermaßen isoliere und pausenlos über all diese kleinen Stufen nachdenke, die irgendwann zu einer Tür ins Nichts führen.

„Ro Ro?"

Beinahe hätte ich laut gequiekt und vermutlich damit die gesamte Nachbarschaft mit meiner neuen Schreckhaftigkeit bekannt gemacht, aber ich schlage mir rechtzeitig die Hände auf den Mund – vielleicht ein wenig zu fest.

Wie eine Furie fahre ich auf und starre entgeistert zu meiner Zimmertür, beziehungsweise zu Adam, der mit einem schuldbewussten Grinsen dort steht.

„W-Wa-...", stottere ich, doch Adam lässt mich gar nicht erst fragen, weshalb er hier ist oder wie er hier unbemerkt hereingekommen ist. Adam schüttelt schweigend und bedächtig seinen Kopf, ein feines Lächeln auf den Lippen und setzt sich neben mich.

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