71 - Liebe Mathematik

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You're my magic movie

Song: "Space for two" - Mr. Probz

„Rosie?"

Ich kann spüren, wie mein Herz in meiner Brust langsam absackt, doch irgendwas hält es vor der kompletten Versenkung ab.

„Hi.", piepse ich und räuspere mich hastig.

Selbstbewusst. Ich habe eben schon eine außerordentlich schmerzliche Situation überstanden, dann schaffe ich das jetzt auch – egal wie es endet.

Clives braune Augen mustern mich intensiv. Er studiert mein Gesicht auf der Suche nach Indizien. Ich muss ein Pokerface wahren!

Meine Fingerspitzen kribbeln.

Verdammt, warum bin ich so nervös.

Ich glaube ich war noch nie in meinem Leben so unsicher und sicher zugleich. Gut möglich, dass mir genau das so eine ungeheure Angst einjagt.

Es ist nur Clive.

Andererseits, es ist Clive.

Clive, dessen Augen mich an beruhigende, dampfende, heiße Schokolade erinnern. Ein paar Marshmallows und Zimt... Gott, was wollte ich nochmal alles sagen...

Krampfhaft ringe ich mir ein schwaches Lächeln ab.

Bewusst langsam zieht er eine einzelne Augenbraue nach oben, nimmt seine Brille ab und die heiße Schokolade verwandelt sich in blubberndes Kakao-Milch-Gemisch.

Er wartet auf eine Antwort.

Ich starre auf die Brille. Clive hat sich schon so oft über Eliza ausgelassen und ihre verfluchte Arroganz, lieber blind herumzutasten, als die Brille aufzusetzen, wenn unerwartet Besuch auftaucht und sie ihre Kontaktlinsen nicht drin hat.

Er ist nicht besser. Die Arroganz hat er definitiv von ihr – nur anders.

Meine Lippen reißen einen winzigen Spalt auf, dann scheinen sie wie eingefroren. In meinem Hals bäumen sich Dornen auf.

„Was willst du hier?" Seine Stimme ist kühl. Ich erschaudere.

Atme, Rose, atme. Beruhige dich. Er ist immer noch verletzt und er hat jedes Recht dazu. Gib ihm dem Raum und Verständnis. „Ich... ich muss mit dir reden."

Er zieht eine Braue in die Höhe und wartet.

Am liebsten würde ich ihn anschreien. Wie lässig er da im Türrahmen steht, die Arme verschränkt und der frostige Blick.

Ich weiß, ich weiß... er darf das. Er hat ein Recht darauf.

Allerdings realisiere ich plötzlich etwas... ich weiß, warum er so amüsiert grinst. Natürlich! Es sind meine Worte. Warum sonst sollte ich hier vor seiner Türe auflaufen, wenn ich nicht mit ihm reden wollte.

„Oh, ähm..."

„Ja?"

Engelsgleich lehnt der Teufel im Türrahmen, mustert mein Gesicht ausgiebig. Er scheint nicht genug davon bekommen zu können.

Großartig, und ich laufe hier an wie eine überreife Tomate, die seit zwei Jahren darauf wartet, geerntet zu werden...

„Also... ich... also..."

Was hat Linda nochmal gesagt? Fakten aufzählen, die Situation im Kopf beschreiben und sich erstmal sammeln, der Rest kommt. Sie meinte auch, mir würde eine Sekunde lang übel werden und dann würden die Schmetterlinge in meinem Bauch wie bei „Molly, die Milchkuh" explodieren.

CLIVE | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt