29 - Bremsen

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Enjoy Live. There Is Plenty Of Time To Be Dead. - Hans Christian Andersen

Song: "Follow me" – Uncle Kracker

„Kommst du voran?"

Ich wiege meinen Kopf hin und her. Eine schwere Frage. Ob ich voran komme...

Das Footballfeld, zumindest der Rahmen des Spielfelds und ein paar Details, sind weitestgehend fertig, fehlen nur noch Tribünen, Spieler... der Großteil eben. Wir haben noch drei Monate.

„Es geht, könnte weiter sein. Und du, wie oft bist du schon vor der Schule gesessen?" Ich habe absolut keine Ahnung, woher diese freche Art auf einmal kam, vielleicht liegt es an der lockeren Auto-Atmosphäre oder den Stunden zuvor, die wir schon beisammen waren.

Der Quaterback neben mir lacht und bremst hauchzart an die rote Ampel. Bremsen, ohne, dass man davon Wind bekommt, das beherrscht er so wie kein zweiter. Nicht einmal Clive. „Zu selten. Den Grundumriss davon hab ich aber jetzt schon. Du bist hiermit herzlich eingeladen, mir Gesellschaft zu leisten, wenn ich nächste Woche einen Nachmittag dafür aufwende."

Unwillkürlich muss ich glucksen, ich weiß gar nicht wieso, aber ich fühle mich deswegen unendlich dumm. Trotzdem beiße ich mir auf die Lippe und ringe mich dazu durch, zu antworten. „Ich soll mich mit dir in die Kälte setzen?"

„Es soll nächste Woche sogar schneien, vielleicht findet Rebecca dann einen Inspirationsanstoß für ihr Gemälde?"

Mein Glucksen wächst allmählich zu einem ausgeprägten Kichern... Gott, er muss mich für eine Vollidiotin halten! Andererseits... er mag Rebecca wohl auch nicht sonderlich, andernfalls würde er so etwas nicht sagen. UND er nennt sie auch Rebecca und nicht Becca, so wie Azura, Maddie, Clive, Leroy und wie sie alle heißen.

„Zwei Eismenschen?"

Sebastian nickt amüsiert und sieht mir ehrlich in die Augen. Der Schalk blitzt darin auf. „Naja, eigentlich brauch ich dich bestimmt noch, wenn ich was nicht hinbekomme beim Zeichnen... also natürlich nur, wenn du möchtest."

Andere würden womöglich darauf mit einem kecken „Ach, dafür bin ich gut genug?" und einem frechen Grinsen antworten, ich werde rot. Rot wie eine feurige Tomate und starre auf meine Hände, schweigend.

Ich weiß nicht warum. Eigentlich sollte ich es endlich hinbekommen nicht dauernd wie ein Feuermelder in seiner Nähe herumzulaufen, aber...

Mein Körper will nicht.

„Ich würde dir sogar eine Heizung mitnehmen."

„Würdest du?" Ich sollte anfangen mir Gedanken über meine Lieblingsfarbe zu machen. Vielleicht von Grün auf Rot umschwingen. Rot trage ich wesentlich häufiger als Grün, zumindest im Gesicht.

Er wollte etwas erwidern, doch ein altes Telefonklingeln unterbricht ihn rüde. 'Marcus' blinkt es fröhlich auf dem Bildschirm im Auto und überdeckt den aktuellen Song. Sebastian drückt an seinem Lenkrad auf ein Knöpfchen: „Was hast du angestellt?"

Überrascht blinzle ich Sebastian an. Wieso ist er sich so sicher, dass sein Bruder etwas angestellt hat? Marcus hat noch nicht einmal „Hallo" gesagt oder sonst irgendwas und Sebastian begrüßt ihn so... entweder kennt er seinen Bruder zu gut oder... „Seb... hey, Bruderherz!" Das Herumgedruckse vermag nichts Gutes.

Sebastians Gesicht wendet sich für einen Moment zu mir. In seinen Zügen zeichnet sich 'Er hat was verbockt' und 'War so klar' ab.

„Marcus..." Ein warnender Unterton schwingt in Sebastians traumhafter Stimme. Stopp! Das ist nicht der richtige Augenblick seine wunderschöne Stimme anzuhimmeln.

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