Love is when you meet someone who tells you something new about yourself.
- Andre Breton
Song: "Woman" - John Lennon
„Selbst UNO sagt, man darf das nicht!", fahre ich Adam entnervt an.
Wir diskutieren seit einer guten Viertelstunde, ob er nun die 'Wunschfarbe plus Vier' auf meine roten 'plus Zwei' legen darf. Getan hat er es, aber ich weigere mich das zu akzeptieren. In meiner Familie, in jeder Familie, die ich kenne, spielt man das so und nicht wie Adam.
Und das ist mein bester Freund? „Was bist du für ein Mensch? Wie kann jemand noch mit dir UNO spielen?" Er stöhnt melodramatisch auf, wirft die freie Hand in die Luft und bedenkt mich mit einem seufzenden Blick.
„Ich? Hallo, meine ganze Familie spielt das so."
„Dann spielt ihr falsch."
„Oh, achso? Dann spielen aber auch Westwoods, Moores und Haystacks falsch."
„Ja." Adam ist vollkommen überzeugt von seiner Spielweise.
Eine Viertelstunde... eine Viertelstunde lang geht das schon so und wir wiederholen im Grunde nur alles, was wir sagen.
„Adam! Es steht auf der UNO-Website."
„Kein HANDY!"
„Doch, das ist mir jetzt egal. Du willst mir nicht glauben, vielleicht glaubst du den UNO-Menschen."
„Mariechen, du kannst doch nicht ernsthaft unsere Anti-Hand-Regel brechen? Wo soll das denn hinführen? Wir hätten niemals UNO gespielt, wenn wir diese Teufelsteile hätten."
Einen Augenblick lang blinzle ich unverständlich zu ihm hinab. Adam erinnert mich gerade verdammt an einen stockschwulen Lebenspartner, der soeben erfahren hat, dass sein Freund keinen pinken Sweater tragen möchte...
Oder eine Drag-Queen ohne Schminke.
Doch bevor ich ihm irgendwas dergleichen sagen kann oder auch nur meiner Gedanken wegen verräterisch grinsen könnte, klingelt es aufdringlich an der Haustür.
„Deine Eltern?"
„Nope, sind vorhin weg, die wollten zu Granny."
„Stimmt... erwartest du jemanden?" Verführerisch wackelt er mit den Augenbrauen und treibt mich damit endgültig aus dem Raum.
Seine Schritte poltern hinter mir her.
„Das sind dann aber plus zwanzig, weglaufen vor einer Niederlage und Handybruch."
„Bitte?"
Meine Hand schlingt sich um die Klinke, während ich Adam noch immer perplex ins Gesicht starre. Ich reiße die Tür auf. Die Worte an Adam gerichtet: „Du kannst dir nicht dauernd neue Regeln ausdenken. Spiele haben Spielregeln und das aus gutem Grund. Sonst landen wir in Anarchie."
Sein Mund öffnet sich und schließt sich wieder, dann driften seine Augen an mir vorbei und fokussieren etwas im Türrahmen. Nichts Neues, Adam ist gerne abgelenkt oder neugieriger als ich, aber sein Ausdruck macht mich nervös.
„Benji?", kommt es von ihm.
Danach fühlt es sich an, als hätte jemand meinen Kopf in Dutzend Schichten Watte gepackt. Es trifft mich regelrecht wie ein Schlag in den Magen. Ein Blick von Clive.
Ein halbwegs schnaufender Clive, der offenbar hierher gesprintet sein muss.
Einstein hat gesagt, Zeit sei relativ... das stimmt.
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CLIVE | ✔
Teen FictionRosemary Adams führt eigentlich ein Bilderbuchleben. Eine glückliche Familie, zwei beste Freundinnen, die für sie durchs Feuer gehen würden und eine Leidenschaft für Kunst, die ihre Welt in Farbe taucht. Es fehlt nur noch der Traumprinz, um das letz...