48 - Reue und Glaube

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Where there is love there is life. - Mahatma Gandhi

Song: "Burn that bridge" - by Donovan Woods

"Rosemary!"

Schlagartig verkrampfen sich sämtliche Muskeln in meinem Körper. Ich fühle mich, wie in einem Horrorfilm: das unschuldige, naive Mädchen wandert durch das gespenstisch stille Haus, bei Nacht, und plötzlich kracht etwas hinter ihr oder jemand presst ihr eine Hand vor den Mund, erstickt ihren Schrei.

Nur ist das hier kein Horrorfilm und kein gruseliges Haus, sondern der Schulflur im ersten Stock und es ist kein Krachen oder Hand, sondern nur mein Name.

Ach ja, und Sebastian.

Vielleicht hätte ich nicht herumtrödeln sollen.

Meine Intention dahinter war im Grunde nur, ihm aus dem Weg zu gehen.

Solange Clive, Josh, Linda oder weiß Gott wer bei mir sind, können wir nicht darüber reden, aber allein...

Gut möglich, dass Sebastian und ich den Punkt erreicht haben, an dem er darüber sprechen möchte und ich am liebsten vergessen. Kindisch und dumm. Und wenn wir ehrlich sind, mit meinem Verhalten bin ich drauf und dran meine Zukunft mit ihm vollkommen zu ruinieren.

Er muss mich nicht einmal festhalten, wie gesagt, meine Muskeln erstarren beim bloßen Klang seiner Stimme.

„Rose... ich glaube wir sollten reden."

Das ist also jenes „Andermal", mit dem er mich an dem Nachmittag so bleiern zurückgelassen hat.

Seine Schritte hallen im Gang umher, tief und schwer.

Wir sind allein, nicht einmal die Lehrer tummeln sich noch hier und wir haben Mittagspause. Kein Schüler, der noch bei klarem Verstand ist, hat jetzt Lust darauf durch die Gänge unserer Schule zu spazieren. Getrieben von Hunger und Durst nach sozialem Verhalten drängeln sie sich in der Mensa.

Meine Laune ist heute ausgesprochen bescheiden.

„Ja...", krächze ich völlig neben mir stehend. Ich habe das Gefühl, als stünde ich tatsächlich neben meinem Körper und könnte das Ganze von außen betrachten.

Ich stelle mir Sebastian vor, wie er wohl bis eben an der Wand gelehnt haben muss, auf mich gewartet hat und sich mit kontrollierter Nervosität davon abgestoßen und meinen Namen gerufen hat... wie er nun zielstrebig auf mich zusteuert, um mich herum geht und da...

Und mich mit seinen faszinierend blau-gesprenkelten Augen anblinzelt.

Wie lange ich das hier wohl ertrage?

„Klassenzimmer?"

Normalerweise sind die Räume allesamt abgesperrt, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass einige Lehrer – wie Mr. Aldous oder Mr. Wayslean – ihre Zimmer grundsätzlich unverschlossen lassen – warum auch immer.

Stumm nicke ich und wir schlurfen in tödlichem Schweigen den Flur hinunter. Links, rechts, links, dann steht man vor W102 – Mr. Waysleans geliebtem Saal. Er ist einer der duchgeknalltesten Lehrer an dieser Schule. Seine ganze Erscheinung strahlt das bereits aus: Vokuhila, schwarze Lederjeans und Cowboystiefel. Dieser Mann ist eine Legende.

Und einer, der tiefgründige Gespräche oder wildes Rumgefummel ermöglicht, weil er das Zimmer nicht abschließt.

Die Stühle sind ordentlich eingerückt, die Tafel säuberlich gewischt und die Kreide liegt in der Plastikbox auf dem Pult. Sieht nach Schulschluss für Mister Wayslean aus.

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