60 - Nur ein Hoodie

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We love the things we love for what they are. - Robert Frost

Song: „Everlasting Love" - Jamie Cullen

Dunkelheit.

Dunkelheit bedeutet kein Licht.

Kein Licht bedeutet entweder fensterloser Raum oder Nacht oder Stromausfall... oder eine Kombination aus allem.

Das hier ist Nacht und Nacht bedeutet in diesem Fall, dass ich offenbar eingeschlafen bin. Einmal mehr...

Es dauert einen Augenblick, bis sich mein schläfriges Geblinzle in die schwarze Finsternis in ein eisernes Starren wandelt. Ein Starren ins Nichts.

Ich bin eingeschlafen!

Der Arm um meine Taille hat urplötzlich ein zentnerschweres Gewicht. Wie heißt es so schön, die Realität boxt einen manchmal gnadenlos in den Magen.

Sebastian hinter mir zu spüren, seinen Körper, seine Wärme, seinen feinen Atem...

Himmel, ich weiß nicht, wie lange ich davon geträumt habe... so lange, dass ich weiß, dass das hier zumindest kein Traum ist. Und wenn doch, dann ein verdammt realer.

Es ist, als hätte jemand mit dem Finger geschnippt und die Mauer eingerissen, die mich vor meinen unzähligen, verwirrenden Gedanken beschützt hat. Gedanken, die ich nicht gescheit einordnen kann und wohl bis eben verdrängt habe.

Allmählich fokussieren meine Augen Umrisse, der schwache Mondschein von draußen ist keine große Hilfe, aber er genügt, um mir zu verraten, wo meine Tasche liegt – auf dem Fensterbrett.

Unter dem alten Stoff blinkt es immer wieder fröhlich – mein Handy.

Vorsichtig schäle ich mich aus Sebastians Arm. Doch statt in einem Schwung aufzustehen, bleibe ich einen Augenblick sitzen und beobachte ihn einen Moment.

Es hat etwas von einem Deja-Vú.

Damals als Clive bei mir war, ich bei ihm war.

Clive...

Gott, wieso kann dieser Junge nicht eine Nacht oder einen Tag einmal aus meinem Kopf verschwinden, er schafft es immer einen Weg zu finden Wie bei Rapunzel und dem Prinzen. Ich frage mich, wann ich wohl aus dem Turm ausbreche und Clive nur noch einen leeren Raum vorfindet.

Er sieht so friedlich aus. Ich will nicht an Clive denken, sondern Sebastian.

Sanft streiche ich ihm eine Strähne aus der Stirn. Er hat immer noch seinen schwarzen Nike-Hoodie an, ich meine karierte Bluse und das Top.

Lautlos schleiche ich zum Fenster, fische mein Handy aus der Tasche.

Ich lehne mich gegen das Fensterbrett: Ein verpasster Anruf von Clive, drei von Mom und mindestens zehn Nachrichten auf Whatsapp.

Da hätten wir einmal meine Mom: Wo bist du? – Mary? – Viel Spaß noch... - und bei der letzten Nachricht noch dieser perverse Smiley oder wie auch immer man ihn nennen mag. Oh Gott! Die letzte Nachricht kam um acht, die anderen um halb acht.

Clive hat mir geschrieben... Wo bist du?

Und Candice... Clive hat mich eben angerufen, wo du bist... deine Mom hat ihn gefragt, ich hab gesagt, du bist bei mir. Schreib mir bitte, wenn irgendwas ist. – Ansonsten... du musst mir morgen ALLES erzählen.

Im Grunde könnte nichts besser mein Inneres ausdrücken als jenes GIF, in dem sich sämtlich Zuschauer im Kinosaal mit der flachen Hand gegen die Stirn schlagen.

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