50 - Späte Stunde

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Loving you never was an option – it was necessity.

Song: "All i know" - Jordan Parker

Je näher ich Clives Haus komme, desto schlimmer wird das Kribbeln in meinem Bauch, mir ist übel und gleichzeitig habe ich das Gefühl, als würden meine Lungen keinen Sauerstoff mehr aufnehmen wollen.

Eine heiß-kalte Mischung schaudert mir regelmäßig über den Rücken. Ein ekelhaftes Gefühl.

Die vierzig Minuten waren absolut grausam und voller Zweifel. Trotzdem habe ich eine Entscheidung getroffen.

Clive ist gerade in einer prima Verfassung, er ist glücklich. Wie arg kann ihn dann meine Beichte noch treffen? Vielleicht wischt er es mit der Hand beiseite und wir lachen darüber, wie albern es von mir war, das so lange vor mir herzuschieben.

Sebastian ist okay damit, er hat mir sein Go gegeben, wann immer ich bereit wäre, es Clive zu sagen...

Die Stille, sobald ich den Motor abstelle, die mich umgibt, stößt mich noch ein Stück tiefer in die Grübelei.

Mein Plan ist selbstsüchtig, getrieben von Angst vor seiner Reaktion. Ich nutze seine gute Laune schamlos aus.

Es gibt noch ein zweites Szenario. In diesem fegt er den Kuss nicht so federleicht davon und wir lachen, sondern er ist fassungslos, wütend und stumm. Ich habe mir diese ganze Situation umgekehrt vorgestellt. Der Kuss zwischen Sebastian und mir wäre nie gefallen, ich wäre gerade mit guter Laune von Adam zu ihm gefahren und er würde mir jetzt beichten, Maddie und er hätten sich geküsst – vor Tagen bereits.

Ich wäre verletzt, enttäuscht, wütend. Vermutlich würde ich mir einfach ins Auto setzen, nach Hause brausen und schlafen gehen. Handy aus.

Das wäre meine Reaktion. Manchmal sind Clive und ich gar nicht so verschieden. In diesem Fall hoffe ich, dass wir gegensätzlich Handeln.

Adams Wort tanzen in meinem Kopf umher und ich versuche krampfhaft daran festzuhalten. „Clive kann nicht sauer auf dich sein, es war euer Ziel, dass ihr diesen Menschen näherkommt."

Zittrig schicke ich Clive eine Nachricht, dass ich da bin und vertippe mich prompt drei Mal. Es kostet mich ganze zwei Minuten eine Nachricht aus drei Worten zu versenden: Ich bin da.

Komme

Die nächste Ewigkeit beginnt beim Aussteigen. Es wäre so einfach hier sitzen zu bleiben. Warum fällt mir das jetzt so viel schwerer als die letzten Tage und Wochen? Es war nicht leicht und Clive gelegentlich anzusehen, damit er keinen Verdacht schöpft, war die Hölle auf Erden.

Aber das hier? Jetzt?

Es gleicht dem Gang zum jüngsten Gericht.

Vielleicht ist es die späte Stunde, oder die Tatsache, dass er nun auch so einen besonderen Moment mit Maddie hatte und ihn mit mir teilen möchte.

Warum er überhaupt so erpicht darauf ist, mir das alles zu erzählen, ist mir ein Rätsel. Mir fiel es an diesem Montag schon dermaßen schwer, ihm zu gestehen, Sebastian käme noch...

Selbst wenn wir uns nicht geküsst hätten, hätte ich Clive niemals mit derselben Euphorie davon erzählen können, wie er das womöglich gleich veranstalten wird.

„Rosie!" Ein freudiges Jubeln und er reißt mich in eine stürmische Umarmung. Ich verliere den Bodenkontakt und werde von ihm ein paar Mal herumgeschleudert.

„Ich hätte nicht gedacht, dass das klappt."

„Bitte?", krächze ich völlig verwirrt und kneife die Brauen zusammen.

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