10. Eine neue Möglichkeit

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„Hanji."
„Levi", gab Hanji in denselben dunklen Ton zurück, wie es von Levi kam. Dieser schenkte ihr nur einen Grumpy-Cat Blick, den sie dann mit einem breitem Grinsen erwiderte.
„Was gibts?", fragte sie ihn dann und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre zwei Reagenzgläser, die mit seltsamen Flüssigkeiten befüllt waren.
„Wie lange brauchst du noch?!"
„Für was?", nuschelte sie.
„Bis dich der Erdboden verschluckt."
„Was?"
„Bis dein Experiment fertig ist! Was denn sonst, du Pfeife!"
„Na hör mal, Levi. Ich kann nicht hexen. Auch, wenn du mich manchmal als eine Hexe bezeichnest. Dieses Experiment muss wirklich zu eintausend Prozent sicher zusammengesetzt werden. Wenn ich das schaffen sollte, wird die Mordsfreundin ohne Probleme reisen können."
„Ohne Probleme reisen können?"
„Jupp. Dann bleibt die Zeit bei ihr stehen. Und zwar zu eintausend Prozent."
Levi saß schon einige Stunden in Hanjis Labor. Armeverschränkend saß er auf einem grünen Samtsessel und begutachtete die Titanenforscherin bei ihrem Tun. Bis eben hatte sie noch ein Geheimnis draus gemacht. Doch jetzt, wo sie mit der Sprache rausrückte, war Levi umso hellhöriger.
„Du hast ein Mittel erschaffen, welches in der Lage ist, ihre Zeit komplett anzuhalten?"
„Jain. Es ist kein Mittel. Es ist eher ein...nun ja...ein Gegenstand."
„...Ich verstehe kein Wort von dem, was du sagst."
„Ist ja auch kein Wunder, mein Lieber. Schau." Sie griff mit ihrem rechten Arm nach vorne und holte etwas von ihrem Tisch, der im Übrigen vollbeladen mit etlichen Reagenzgläsern, Kolben und Papierkram war. Ordnung hatte sie immer noch nicht drauf. Merkwürdig, dass Levi es hier so lange aushielt. Vielleicht hatte er aber auch schon Hopfen und Malz aufgegeben.

Sie hielt ihm einen kleinen Stecker vor die Nase, der im zwanzigsten Jahrhundert einem USB-Stecker ähnelte. Akribisch schaute Levi sich dieses Teilchen an.
„Dieses kleine Ding wird mit der Gehirnflüssigkeit von Eren befüllt. Mit dieser ist es möglich, die Zeit zu stoppen, da er ja die Fähigkeit besitzt, in die Koordinate zu reisen und von dort alles zu steuern. Die Mordsfreundin hatte ja mal erzählt, dass sie sich eine komisch Brille auf den Kopf gezogen hat, womit sie reisen konnte. Du weißt schon, da haben wir so ein lustiges Spiel drauf gespielt, wo man Blöcke zu Musik zerschlagen musste. Boah, das war so abgefahren! Hätte ich gleich Lust wieder zu-"
„Hanji. Erzähl weiter", unterbrach Levi sie.
„Jedenfalls kann sie dieses Teil in diese Brille stecken. Sie kann sich darüber dann in unsere Welt beamen. Durch die elektronische Verbindung strömt die Flüssigkeit dampfartig nach außen. Verbindet sich dieser Dampf mit dem Sauerstoff aus ihrer Welt, führt es zu einer chemischen Reaktion, die ihre Zeit anhält. Zumindest soweit die Theorie. Kann natürlich sein, dass es mal wieder nicht ganz klappt."
Levi zog missverständlich die Augenbrauen zusammen. Eine Flüssigkeit, die sich bei der Nutzung in Dampf umwandelt und beim Reagieren mit dem Sauerstoff die Zeit anhält? Das hielt er für völlig bescheuert und unmöglich.
„Es ist ja auch irgendwie bescheuert und unmöglich. Aber unmöglich war es auch, dass die Mordsfreundin in unsere Welt gelangt. Unser Leben ist voller Geheimnisse, die noch nicht erforscht wurden. Glaube mir, dass kann funktionieren."
„Und warum schickst du Eren nicht einfach in ihre Welt?!"
„Weil wir Eren nicht immer zur Verfügung haben."
„Und wie lange soll dieses Zeug halten?!"
„Levi, du bist ja unheimlich interessiert, mein lieber Scholli. Da fühle ich mich glatt-"
„WIE lange?!" Oh ja, der Geduldsfaden riss mal wieder.
„Das werden wir herausfinden. Nach meinen Berechnungen sollte sie aus unserer Welt verschwinden, sobald die Flüssigkeit aufgebraucht ist."
„Und wie soll sie die Flüssigkeit wieder auffüllen, wenn sie dann nicht in der Lage ist, zu uns zurückzukehren?"
„Mit dem Mittel." Hanji hielt ein kleines Fläschchen nach oben.
„Das kann sie dann zur Not trinken. Nur soll sie es eigentlich nicht mehr. Wie du sicher weißt, hat sie es irgendwann nicht mehr verkraftet und hatte seltsame Nebenwirkungen."
„Das ist doch alles total bescheuert", fluchte Levi leise, was Hanji nur seufzen ließ.
„Warum erstellst du nicht gleich ein größeres Teil, wo mehr Flüssigkeit reinpasst?!"
„Levi, warum zur Hölle bist du hier und nicht bei der Mordsfreundin? Du gehst mir mit dieser Fragerei echt auf den Zwirn", verlor dann auch Hanji die Geduld, was ziemlich selten war.
„Weil sie schläft und ich nichts zutun habe. Außerdem sind das alles berechtigte Fragen und es geht hier um meine Frau. Ich bin für sie verantwortlich und werde alles tun, um sie zu schützen. Wenn du hier wieder mit deinen dämlichen Experimenten ankommst, könnte ihr was zustoßen und deswegen will ich genau wissen, was genau du hier fabrizierst."
„Hey, du alter Schmierteufel. Wenn ich mit meinen dämlichen Experimenten nicht gewesen wäre, hättest du dieses kleine Wunder nicht geheiratet. Also im Grunde genommen bin ich schuld, dass ihr jetzt zusammen seid, geheiratet habt und bald wunderbare Kinder zeugen werdet, bei denen mindestens eines davon meinen Namen tragen wird."
„Tch. Vergiss es", schnaufte Levi nur abwertend. Hanji setzte eine bittende Miene auf.
„Dann den Zweitnamen? Drittnamen?" Plötzlich stand Levi auf und ging zur Tür. Ohne weiter auf dieses Thema einzugehen, drückte er die Klinke herunter und verließ den Raum.
„Wenn du soweit bist, gib Bescheid", sagte er und schloss die Tür.
„Das war kein Nein", flüsterte Hanji stolz, während sie sich wieder ihrem Experiment widmete.

(2) Attack on Titan- Eine Reise zwischen zwei Welten (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt