Levi's Sicht
Gottverdammt, wie konnte ich so sein? Wieso musste ich ständig so ein Arschloch sein? ich liebte dieses zeitreisende Geschöpf. Das war mitunter wohl der Grund, warum ich sie weit weg von dem Geschehen haben wollte. Fuck, ich war damals am Boden zerstört gewesen, als sie ihr Gedächtnis verloren hatte. Ich hatte einiges getan, um ihrem Gedächtnis wieder auf die Sprünge zu helfen, damit sie das alles nicht vergisst. Mich nicht vergisst. Und ich bin ehrlich: So sehr ich mir das auch gewünscht hatte, sie täte es nicht, so keimte doch manchmal der Gedanke auf, es wäre besser, wenn sie alles vergessen würde.
Klang das nach einem Riesenarschloch? Ja.
Hatte es unsere Welt nicht verändert? Wie wäre alles gekommen, hätte ich sie damals nicht aufgenommen, sie ausgebildet, mich in sie verliebt? Wie wäre es dann gekommen?
Ich lebte in einer grausamen Welt. Nicht nur im Untergrund war es die Hölle höchstpersönlich. Hier oben ging ebenfalls verfickte Scheiße ab. Aber Fakt war, ihre Gabe sorgte für noch mehr Aufsehen.
Hätte sie ihr Gedächtnis für immer verloren, so wäre der Verlust zwar schwer gewesen, aber innerlich hätte ich gewusst, dass es richtig gewesen wäre.
Was faselst du da, Levi?! Was soll dieses ganze -hätte, hätte- Gelaber? Die Dinge sind geschehen. Und jetzt geschieht noch viel mehr. Du solltest sie schützen und sie fortschicken.„Alles in Ordnung, Shorty?" Hanji riss mich aus meinen Gedanken, in die ich nur allzu stark versunken war. Nachdem Y/N den Raum verlassen hatte, fühlte ich mich leer. So als wäre sie für immer von mir gegangen. Und vielleicht...vielleicht wäre es...
„Fuck!", stieß ich hervor. Stützte meine Ellenbogen auf den Tisch ab und raufte mir durch's Haar.
„Ich bin so ein Idiot!"
„Du hast das einzig Richtige getan", versuchte Erwin mir positiv zuzusprechen. Aber war es das? War es das Richtige?
„Wir haben sie alle lieb, aber wenn wir ehrlich sind, war es nie gut, dass sie hier war. Und anscheinend hast du eine Vermutung, Levi. Die da wäre?!"
Beruhige dich. Beruhige dich. Beruhige dich.
„Ich denke, dass Eren mehr weiß, als er uns sagt."
„Du glaubst, da ist was dran? Dass Eren etwas gesehen hat, was mit der Mordsfreundin zu tun hat?"
„Ja. Eren wirkt seit der Beendigung des ersten Krieges wie ein anderer Mensch."
„Na, vielleicht hat er ja eine Persönlichkeitsstörung."
„Persönlichkeitsstörung? Tch. Das ist doch lächerlich."
„Warum? Damals hatte er sowas doch auch ständig."
„Da war er in der Pubertät, Hanji", fügte Erwin lehrhaft ein.
„Stimmt. Hatte ich verdrängt. Ich hatte noch die Hoffnung, dass dieser Dämon in ihm nur eine Phase war." Nein. Ich war da anderer Meinung.
„Ganz im Gegenteil, Hanji. Ich befürchte, dass dieser Dämon schon immer in ihm gelebt hat."
„...schon...schon immer in ihm gelebt? A-Aber das bedeutet ja, dass...er....nä! UNSER Eren doch nicht! Unser süßer kleiner Eren! Der, der beim Balancieren immer auf dem Kopf geknallt ist. Der, der bei den Expeditionen viel zu tollpatschig war. Der, der uns vor Zeke beschützt hat..."
„Und doch ist es ER, der uns irgendwann ins Verderben stürzen wird."Ich mochte mir gar nicht ausmalen, wie diese Geschichte hier enden würde. Und ich mochte keinen meiner Kameraden in den Dreck ziehen, jedoch wies Eren damals schon gewisse Züge auf, die man nur bei genauerem Hinsehen erkannte. Nach dem Krieg wirkte er abgeklärt. Als wäre ihm alles scheißegal. Frieden? Tch. Er selbst wusste wohl am besten, dass Frieden noch lange nicht in Sicht war. Er wollte sich rächen. Und das nicht nur an Zeke.
Diese Situation auf der Party, die ich leider nicht miterlebt hatte, hätten mir das eindeutige Zeichen gegeben. Hat es auch im Nachhinein und ich würde wohl auf ein Wort mit Corey gehen müssen.
„Du glaubst wirklich, dass Eren der Bösewicht ist? Levi, bei allem Respekt zu dir und deiner Person, aber Eren hat uns doch alle beschützt. Er hat seinen Bruder besiegt, alle Titanen ausgerottet und Frieden gefunden", zählte die Brillenschlange nervös auf. Ich verstand, dass sie nicht wahrhaben wollte, dass mit Eren etwas nicht stimmte. Aber die Indizien sprachen dafür.
„Hanji. Wie du sicherlich mitbekommen hast, hat sich Eren verändert. Und die Titanen sind zwar fort, jedoch haben wir nun ein neues Problem. Und dieses lautet: Maschinen. Titanen aus Stahl. Menschen, die sie bauen. Warum bauen sie diese? Zur Verteidigung. Aber warum, wenn doch Frieden herrscht? Irgendwas stimmt hier nicht. Und das mit Corey und seiner Truppe kratzt mich ebenfalls am Sack. Erwin? Was für ein Abkommen hast du mit ihnen geschlossen? Was bekommen sie, im Gegenzug dazu, dass sie uns helfen? Obwohl sie es nicht müssten?"
„Na ja, sie sind uns schon eine große Hilfe oder? Immerhin kennen sie sich aus...", warf Hanji wieder ein.
„Ja. Das tun sie. Weil sie gegen sie gekämpft haben. Oder vielleicht mit ihnen? Also: Erwin, wie lautete das Abkommen?"
Erwin senkte seinen Blick, dieser plötzlich umso ernster wirkte. Es vergingen Sekunden, ehe er antwortete. Wäre da kein Haken hinter gewesen, hätte er sofort geantwortet.
„Sie wollten Informationen über unsere Forschungsnachweise, bezüglich Waffen und...mein Gott, Levi...ich verstehe, worauf du hinauswillst... "
„Und ich verstehe nur Bahnhof", wandte die Brillenschlange ein.
„Ernsthaft, Erwin?! Du verkaufst unser Wissen an eine Stadt, von der noch keiner von uns je gehört hat, nur damit uns irgendwelche Fremdlinge helfen? Ich wusste ja, dass du waghalsig und egoistisch bist, aber was zum Fick hast du dir dabei gedacht?!"
„Mir liegen meine Kameraden am Herzen und ich wollte nur, dass wir ausreichend unterstützt werden! Mit Leuten an unserer Seite zu kämpfen, die über die Maschinen besser Bescheid wissen als wir, hielt ich für einen guten Plan."
„Tch. Ich erinnere dich noch mal an all deine guten Pläne, die du in der Vergangenheit pflegtest und die uns zahlreiche Leben unserer Kameraden geopfert haben, die uns am Herzen lagen!"
„Levi!", zischte Hanji.
„Ich warne dich, mein Freund. Fang nicht schon wieder damit an..."
„Erwin?! Hört auf! Alle beide! Das können wir jetzt nicht gebrauchen!", sprach Hanji das Machtwort und, oh, wie gerne hätte ich der dämlichen Augenbraue eins in die Fresse getreten. Aber Hanji hatte recht, es war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
„Schwingt die weiße Fahne, Jungs! Na los, schwingt sie! Wenn Levi mit seiner Vermutung recht hat, dann wollen Corey und sein Trupp uns nicht helfen. Sie verfolgen irgendein Ziel. Aber meinst du, das richtet sich gegen uns? Hat Eren's Vision vielleicht damit was zu tun? Aber was hat die Mordsfreundin damit zu tun?"
„Ob es sich gegen uns richtet oder nicht, ist vorerst egal. Vielleicht wollte Eren sie nur schützen, und sagte ihr deshalb, sie solle verschwinden. Vielleicht hat er gesehen, dass sich etwas anbahnt. Wir sollten ihn persönlich fragen."
„Meinst du, er antwortet uns?"
„...und wenn nicht, werde ich es eigenhändig aus ihm herausprügeln."Ich hasste die Ungewissheit. Es konnte so viel passieren. Man konnte sich so vieles denken und doch musste man sich seinem Schicksal fügen. Die momentane Situation war zum kotzen. Nicht nur, weil ich mich stets mit meinem geliebten Menschen stritt und ihn von mir stieß, sondern auch, weil dieser verdammte Krieg einfach kein Ende fand. Fakt war, ich musste die Wogen glätten und mit Y/N sprechen. Ein aller letztes Mal. Erneut.
Als ich vor ihrer Zimmertür stand, klopfte ich an. Es ertönte kein Ja kein Nein oder ein verpiss dich. Nichts, was darauf schließen könnte, dass sie sich in diesem Zimmer befand. Ich öffnete somit die Tür und bekam starkes Herzklopfen. War sie schon abgereist? Ohne sich zu verabschieden?
Doch zu meiner Erleichterung saß sie vor ihrem Bett. Die Knie an sich herangezogen, umklammert von ihren Armen, den Kopf gesenkt. Ich schloss die Tür und hockte mich zu ihr runter. Ich konnte es nicht ertragen, sie so traurig zu sehen. Und ich wusste, dass dieser Schritt hart werden würde, aber...
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, um all die Worte wieder gut zu machen, die ich vorhin gesagt habe", so fing ich an. Sie schluchzte. Den Blick weiterhin nach unten gerichtet.
„Es tut mir leid. Aber-"
„Ist schon gut", antwortete sie sofort, was mich etwas irritierte. Dann schmiss sie sich um meinen Hals, was mein Gleichgewicht außer Kontrolle brachte und ich zu Boden plumpste. Doch ich erwiderte ihre Umarmung nur umso fester.
Dann fing sie an wie wild drauf los zu reden.
„Nie hätte ich all das hier für möglich gehalten. Hörst du? Und dort draußen, in meiner Welt, lieben dich einfach alle! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Verehrerinnen du dort hast! Und ich bin die Glückliche, die mit dir zusammen sein darf. Und das weiß keiner dieser Weiber dort draußen! (Ätsch)
Ich habe dich studiert. Deswegen weiß ich auch, dass du es gar nicht böse meinst. Du hast in deinem Leben bereits zu viel verloren. Ich verstehe dich, Levi." Sie löste sich von mir. Wir setzten uns wieder auf und ich lehnte meine Stirn an ihre. Die nächsten Worte, die ich jetzt sagen würde waren hart, doch vermutlich einfach der bessere Weg. Zumindest vorerst. Und dann sagte ich es.
„...wir sollten getrennte Wege gehen."Stopp! Die Worte kamen nicht aus meinem Mund. Nein. Sie...sie hat...
„Was ?!" Ich entfernte mich ein Stück von ihr, um sie besser ansehen zu können. Was mich wirklich geschockt schauen ließ, hinterließ bei ihr ein trauriges Lächeln im Gesicht. Das hat sie nicht wirklich gesagt?!
„Wiederhol' das...", bat ich sie vollkommen entsetzt. Sie schluckte, ehe sie sich wiederholte.
„Wir sollten...getrennte Wege gehen...zunächst..."
Mein Herz schmerzte. Es schmerzte schon die ganze Zeit, doch als auch aus ihrem Mund der gleiche Satz trat, traf es mich wie ein Blitz.
„Was redest du denn da, du Spinnerin?!"
„Levi, du hast die gleichen Worte gesagt. Zwar durch die Blume, aber eigentlich hältst du es doch genau für richtig."
„Ja...ich weiß...aber ich...ich habe das nicht so gemeint...ich will mich nicht von dir trennen. Wir sollten nur einen gewissen Abstand bewahren, zumindest bis alles vorbei ist."
„Und wenn es für dich vorbei ist?", fragte sie mich. Sie wirkte wie ausgewechselt.
„Solltest du in dem Krieg sterben, so würde ich es nie erfahren. Und wenn doch, so würde es mich innerlich zerfetzen. Ich möchte es auch nicht, aber vielleicht ist es besser so. Eren's Worte klangen ernst. Zu ernst. Wer weiß, was da auf euch zukommt. Und Erwin und du habt einfach recht. Wenn ich hier bleibe, werden wir beide uns nur noch mehr streiten. Wir werden uns immer weiter voneinander entfernen. Also mache ich jetzt das, was ich nie tue: Ich höre auf dich."
Sie vergrub ihre Hände in meine Haare. Ein Gefühl, welches ich vermissen würde.
„Freut dich das nicht? Endlich hört die Nervensäge mal auf dich und bleibt in ihrer Welt", grinste sie immer noch traurig. Und jetzt war der Moment, der meine Stimme versagen ließ.
„Wie soll ich mich freuen, wenn mein geliebter Mensch mich verlässt..."
Weinen? Tat ich selten, doch jetzt gerade konnte ich rein gar nicht dagegen unternehmen. Rein gar nichts.
DU LIEST GERADE
(2) Attack on Titan- Eine Reise zwischen zwei Welten (Teil 2)
FanfictionWARNUNG! DIES IST EINE FORTSETZUNG MEINER ERSTEN STORY (Attack on Titan- Eine Reise zwischen zwei Welten). Ich werde hier keine Beschreibung niederlegen, da ich sonst neue Reader spoilern könnte ( und dafür habe ich wirklich zu lange an meiner erste...