35. Macht

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Blitze. Gebrüll. Geschosse. Explosionen. Kampfesschreie. Titanen. Krieg.
Das waren nur ein paar Wörter, die ich aufzählen konnte, von denen es noch so unendlich mehr gab. All das fand gerade auf diesem Plätzchen Erde in meiner Welt statt.
Wie angewurzelt standen wir immer noch dort, wo wir pausiert hatten. Wir wussten nicht wie wir vorgehen sollten. Sich einfach ins Getümmel schmeißen, würde nur unnötige Tode bedeuten, von denen Levi absolut nichts hielt. Aber wer hielt schon was davon? Wenn ich eines verhindern wollte, dann waren es Tode in meiner Welt, die von Leuten aus einer anderen Welt vollzogen wurden.
Aber was tun? War Eren nun auf unserer Seite? Hörte er uns, wenn wir mit ihm sprachen? Achtete er auf uns, wenn wir ihm halfen?
„ÄRRÄÄÄH!", schrie Mikasa erneut und wollte gerade los, als Levi sie festhielt. Entgeistert schaute sie ihn an.
„Lass mich los!"
„Nein, du wirst schön hierbleiben, Heulsuse."
„Ich muss zu ihm! Ich muss mit ihm reden und ihm helfen!"
„Du musst gar nichts, außer zu gehorchen! Wenn du da jetzt reinrennst, war's das!"
„Ich bin eine Ackermann, Levi. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen und brauche keinen Babysitter, der mir sagt, was ich zu tun habe!"
„Tch. Anscheinend schon, wenn du einfach drauf losziehst! Du bringst uns noch alle in Gefahr."
Mikasa's Ausdruck glich einer riesigen Verzweiflung. Sie liebte Eren und wollte alles für ihn tun. Allerdings hatte Levi recht. Würde sie einfach so losziehen, würde man uns bemerken. Das würde man früher oder später sowieso, aber wir brauchten einen Plan.
„Kann ich dich jetzt loslassen, ohne dich am nächsten Baum knebeln oder dich K.O schlagen zu müssen?" Mikasa nickte und Levi lies sie daraufhin los.
„Gut. Erwin...willst du immer noch mit deiner V-Formation reinrennen?!" Die Frage von Levi war eher rhetorisch, weswegen Erwin es auch sofort verneinte.
„Wir müssen aber allmählich etwas unternehmen. Eren führt zwar gerade, aber die Stahl-Titanen setzen den Mauertitanen ganz schön zu. Wir-"
PEEEEEW! PUFF! BOOM!

Plötzlich entstand neben uns eine Explosion, die uns alle trennte, uns irgendwohin schleuderte. Ehe ich mich versah war plötzlich alles dunkel und ich nahm nur noch gedämpfte Geräusche war. Das Geschoss war so laut neben uns eingedroschen, dass es mir vermutlich mein Gehör beschädigt hatte. Gerade wollte ich aufstehen, als mich jemand an sich riss. Zuerst dachte ich, es wäre Levi, doch dafür war die Brust, an der ich mich mit meinem Rücken befand, viel zu breit. Deswegen schaute ich auf den Arm, der mich hielt. Er war muskulös und hell behaart. Als wir zum Stillstand kamen, schaute ich nach oben.
„Äh....Reiner?" Die Verwunderung war mir deutlich anzuhören.
„Was soll das? Lass mich los!"
„Tut mir leid, ich habe dich nur beschützen wollen", meinte er.
„Wovor? Die Explosion habe ich voll abbekommen."
„Nicht vor der Explosion."
„...hä?"
„Hallöchen, Reiner", drang dann eine Stimme zu mir durch. Immer noch recht gedämpft, aber ich erkannte, dass es sich ebenfalls nicht um Levi handelte. Und auch nicht um Jean, oder Armin, oder Erwin...keiner meiner Kameraden.
„Ist ja nett, dass du sie mir extra festhältst. Eigentlich brauche ich sie nicht mehr, aber Sir William befahl sie dennoch zu sich zu holen." Sir William, watt?! Und was war mit Reiner...?
„Reiner...du und Corey....was?!", schaute ich nervös zwischen den beiden hin und her. Reiner verstärkte seinen Griff.
„Ich werde dir nichts tun. Ich bin aus der Sache ausgestiegen", sagte er leise.
„Gibst du sie mir nun?!"
„Nein. Wir sind raus, Corey. Schon lange. Wir haben damals versucht, Eren zu entführen. Es sind genug schlimme Dinge passiert und letztendlich habt ihr eure Drohungen so oder so wahrgemacht. Und wenn du schlau bist, steigst du ebenfalls aus."
„Püh, ist ja langweilig", gab Corey nur von sich, während im Hintergrund der Krieg weiterging. Währenddessen trafen Berthold, Annie, Levi und meine anderen Kameraden ein.
„Mordsfreundin! Reiner...was...lass sie los!"
„Oh man, jetzt kommen die Möchtegern Avengers oder was? Ist ja lachhaft. Das macht das so absolut keinen Spaaaß", murrte Corey.
„Dir geht es hier um Spaß?", fragte Levi.
„Was für eine Art Spaß soll das sein? Was hast du davon?"
„Nun, Hauptgefreiter, wie soll ich sagen?" Corey tat so, als würde er überlegen.
„Es gibt da jemanden, der Eren braucht, um Frieden einkehren zu lassen. Und das wollen wir doch alle, oder? Frieden."
„Und dafür ziehst du in den Krieg. Ist ja schon ein wenig widersprüchlich", sagte ich und so langsam wurde mir Reiner's Griff echt zu heftig. Man, der hatte aber auch Kraft.
„So ist das eben nun mal, Kleines. Die Menschen wollen sich immer übertrumpfen. Irgendeiner muss der Stärkere sein, damit er das umsetzen kann, was er will. Und ganz ehrlich? Ich finde deine Welt ziemlich interessant. Sir William sicher auch. Wenn er erst den Urtitanen hat, kann er nicht nur unsere Welt beherrschen und sie besser machen, sondern auch deine. Die Möglichkeiten sind brillant!"
„Und du bist verblödet", konterte ich weiter. Er ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen.
„Wer ist dieser Sir William? Einer königlichen Blutes?", mischte sich plötzlich Christa ein. Die kleine Blondine bahnte sich ihren Weg vor unsere Nasen.
„Oh wow, du bist Königin Historia! Das ehrt mich!" Er verbeugte sich vor ihr.
„Beantworte meine Frage."
„Aber natürlich, eure Hoheit. Sir William ist der König der ganzen Welt. Er gehört zur Reiss-Familie, dürfte also mit dir Verwandt und somit königlichem Blutes sein."
Plötzlich redeten alle durcheinander und keiner verstand mehr etwas. Ich auch nicht. War mir alles zu hoch und meine Rippen taten weh, da Reiner mich immer noch an sich hielt.
„Es gibt aber keinen William Reiss. Davon wüsste ich", sagte Historia.
„Die einzige Überlebende bin ich. Wenn ich Eren fressen würde, würde ich den Urtitanen erlangen können. Irgendein William kann das wohl nicht."
„Willst du mich verarschen? Den gibt es ja sehr wohl!"
„Vermutlich gibt es ihn nicht. Ist bestimmt irgend so ein Heiopei der sich wichtigtun möchte", nuschelte ich vor mich hin.
„Jupp. Und einen auf König spielt. Sicher will der nur generelle Macht, weiß aber einen Scheiß über die Titanenkräfte." Levi war offensichtlich meiner Meinung und Corey schien verunsichert.
„Ihr habt doch alle kein Ahnung. Tzäh."
„DU hast wohl keine Ahnung", rief Jean.
„Kommst hier her und laberst irgendeinen Bullshit, von dem noch nie jemand was gehört hat. Die Sache mit den Marley ist die eine Sache, aber ein König, von dem noch keiner was gehört hat? Und der will Frieden mit dem Urtitanen schaffen? Und zusätzlich noch das Reisemittel haben, um zwischen Welten switchen zu können? Wofür? Für jemanden der Frieden will, klingt das nach ganz schön viel Aufwand und unnötigen Handlungen."

Plötzlich wurde Corey ganz ruhig. Jean die Pferdefresse hatte ihm richtig eines mit seinen Hufen verpasst, denn die Argumente gingen Corey wohl aus.
„Vielleicht bist du ja auch der Heiopei, der die ganze Macht haben will. Menschen wollen doch immer nur das eine. Geld und Macht. Geld und Macht. Und sie wollen immer mehr, bis sie nicht mehr können und selbst dann noch. Anscheinend bist du irgend ein Idiot mit einem Adrenalinproblem und willst es drauf ankommen lassen, weil du winzig kleine Eier hast." Okay, der Spruch hätte auch von Levi sein können. Jean, du bist ziemlich knorke.
„Halt doch einfach den Rand", saget Corey dann leise.
„Ihr wisst doch gar nicht, wozu wir im Stande sind."
„Dann zeig es uns doch", provozierte Connie ihn.
„Zeig's uns doooch, zeig's uns dooooch."
„Connie, halt die Schnauze!", zischte Sasha.
„Reiner, noch hast du, Annie und Berthold die Gelegenheit wieder die Seiten zu wechseln. Also?" Plötzlich tauchten hinter Corey einige Soldaten auf. Viele von ihnen hatten wir gesehen, als wir zusammen auf der Expedition waren. Nun aber richtete sich die Aufmerksamkeit auf Reiner, Annie und Berthold.
„Mach das du verschwindest", war Reiner's Antwort, die Corey nicht gefiel. Ein teuflisches Grinsen huschte über sein Gesicht.
„Also schön. Ihr habt es nicht anders gewollt."
Nun ging alles schnell. Vor unseren Augen schien alles zu explodieren und zum Vorschein kamen riesige Maschinen, die grausam brüllten. Nun fühlte ich mich wirklich wie in Transformers und wünschte mir nun Bumblebee und Optimus Prime her. Reiner ließ mich sofort los und wir entfernten uns schlagartig von den Maschinen. Ich wusste nicht sorecht wohin ich genau fliehen sollte oder was meine Aufgabe war, denn ich hatte nichts, bis auf meine Ausrüstung und Schwerter brachten mich nicht weiter.
„Y/N", rief mich eine bekannte Stimme wieder ins Diesseits. Es war Levi.
„Versuch in meiner Nähe zu bleiben. Versuch nichts Dummes zu machen und versuch am Leben zu bleiben. Das ist ein Befehl." Im Befehle erteilen war er gut, jedoch gestaltete sich dieser Befehl als äußerst schwierig. Ihn in diesem Getummel im Auge zu behalten, gleichzeitig zu fliehen und die Fassung zu bewahren, war fast unmöglich.
„Ich versuche es", gab ich nur zurück. Dann zog mich Levi fest an sich. Ich spürte seinen Herzschlag, der so schnell ging, als wäre er auf Drogen. Auch ihn schien die Situation zu belasten. Mehr als er zeigen wollte. Doch als wir uns voneinander lösten ( notgedrungen, weil die Maschinen Geschosse abfeuerten), verloren wir uns schneller, als ich gucken konnte. Mit einem Mal explodierte alles um mich herum und ich flog. Nicht selbsttsändig, sondern von dem Druck, der mich erfasste. Und ich spürte nur noch den harten Boden unter mir und ein gleichmäßiges Beben, welches mit einem Brüllen beendet wurde.

(2) Attack on Titan- Eine Reise zwischen zwei Welten (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt