11. Fremdgeher?

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„So ein mieses kleines Arschloch!" *schluchz*
„Wirklich ganz ganz mies!" Die weinerliche Stimme meiner besten Freundin ertönte nur einen Raum weiter. Und dabei verstand ich nicht mal, warum sie wo weinerlich klang. Als ich jedoch von meiner Wohnzimmercouch wieder erwachte, ging ich mal nach ihr schauen, nur um sie dann in meinem Bett aufzufinden. Mit einer Packung Taschentücher. Und Eiscreme. Und Attack on Titan.
„Was machst du da?", fragte ich sie verwundert und sie zuckte zusammen.
„Himmel und Gloria!!! Y/N! Du hast mich fast zu Tode erschreckt!"
„Na, immerhin hast du deswegen aufgehört zu weinen", sagte ich und schaute auf meinen Fernseher, der gerade eine Szene mit Jean präsentierte. Jean?! Hä?!
Ich zeigte mit meinem Finger Richtung Fernseher.
„Was schaust du dir da an?! Und warum weinst und fluchst du dabei?!"
Man sah meiner besten Freundin an, wie sie innerlich erfror, während ich nur skeptisch die Augenbrauen zusammenzog. War da was zwischen den beiden vorgefallen?
„Wie lange war ich überhaupt weg?"
„Vielleicht so eine halbe Stunde."
„Wirklich? Ich habe da drüben mindestens einen Tag verbracht. Das verstehe ich nicht."
„Ich verstehe das alles auch nicht. Aber mit Sicherheit war es schön, alle wiederzusehen oder? Sie alle haben sich bestimmt wahnsinnig über dich gefreut. Eren, Levi, Erwin, Hanji...J-Jean..." und wieder schluchzte sie und schnupfte in ihr Taschentuch.
„Meine Güte! Was ist denn mit dieser Pferdefresse?!" Ich setzte mich zu ihr aufs Bett und sie stoppte die laufende Folge.
„Wir... haben Streit", sagte sie dann schließlich. Nun zog ich verwundert die Augenbrauen hoch.
„Was bedeutet - ihr habt Streit ?!"
„Nun ja... wenn sich zwei Menschen falsch verstehen und es zu einer Diskussion kommt, in der man-"
„Y/BF, du musst mir nicht das Wort erklären. Ich will wissen was bei euch los ist!"

Sie atmete tief ein und aus und bereitete sich seelisch darauf vor, mir die Geschichte zu erzählen.
„Ich war eine Weile nicht mehr da, bezüglich meiner Arbeit. Da wir ja nie wissen, wie lange wir in der anderen Welt bleiben können, war mir das einfach zu riskant."
„Und?"
„Und Jean hat mir versprochen, trotzdem treu zu bleiben."
„...der Wichser ist dir fremdgegangen?" Donner und Gloria und zum Teufel mit ihm! Wie konnte er meiner besten Freundin nur sowas antun? Gerade von Jean, der ja nicht unbedingt von sich behaupten konnte, von den Mädels umschwärmt zu sein, musste, wo er doch jetzt eine ziemlich hübsche Freundin hatte, fremdgehen?
„Dem werde ich sowas von die Hölle heiß machen! Wie kann er es wagen? Dieser verlogene-"
„Beruhige dich", sagte sie leise und legte ihre Hand auf meinen Arm, den ich vor Wut in ein Kissen geboxt hatte. Ups. Da gingen die Emotionen wieder mit mir durch.
„Es ist nicht so, wie es klingt..."
„Aha? Wie sollte es denn anders sein?"
„Na ja, er...er leitet jetzt eines der neuen Rekrutenteams an..."
„...ja und?"
„...und da...da sind auch Mädchen bei..."
„...Ja...Mädchen." Ich versuchte zu verstehen, auf was sie aus war. Ging Jean mit einer dieser Kiwimädchen aus? Das würde ihn leider die Stelle kosten, wenn das rauskäme und das konnte ich mir nicht vorstellen. Jean hatte sich damals als eine super Führungskraft erwiesen. Im Kampf gegen die Titanen hatte ihn Erwin oftmals als Anführer in ein Team gesteckt und das vollste Vertrauen in ihn gelegt. Er wäre niemals so dämlich und würde das für ein Mädchen riskieren.
Da meine beste Freundin nicht antwortete, erzählte ich weiter.
„Glaubst du wirklich, er hat was mit einer von ihnen am laufen? Wenn das rauskommt ist er schneller von seiner Position weg, als er Pferdefresse sagen kann."
„Neeeein! Jaaa...ich meine...ach, ich weiß es doch auch nicht." Stöhnend drückt sie sich ein Kissen ins Gesicht.
„Da sind einfach so viele Weiber und er macht einen guten Job. Er geht mit ihnen respektvoll und lieb um. Manchmal ist mir das zu lieb!"
„Aha", sagte ich und grinste schelmisch.
„Du bist also eifersüchtig."
„Ich bin was?", schaute sie mich dann irritiert an.
„Japp. Eifersüchtig."
„Bin ich gar nicht!"
„Streite es nicht ab, mi amor. Ist doch total süß. Du liebst ihn so sehr, dass du Angst hast, er könnte sich an einem Mädchen aus seinem Team vergreifen."
„Nein! Eher, dass die sich an ihm vergreifen!"
„Ist doch egal. Du bist eifersüchtig. Punkt."
„Du bist blöd!", sagte sie schmollend und warf mir das Kissen ins Gesicht.

„Ich kann ja ein Auge auf ihn haben. Immerhin habe ich mehr Zeit als du und werde deshalb öfter zu meinen Titanenfreunden gehen." Und wieder schmollte sie. Wie gerne sie doch wieder mitgehen würde. Aber es war einfach zu riskant.
„Du willst doch wohl nicht wieder mit in den Kampf ziehen, oder?!", fragte sie, während sie sich einen riesigen Löffel Eiscreme reinschaufelte.
„Ich? Niemals", log ich. Aber sie kannte mich einfach zu gut.
„Y/N...", seufzte sie.
„Das ist so typisch."
„Natürlich ist es typisch. Warum wundert euch das alle eigentlich noch? Eigentlich habe ich gedacht, nach dem ganzen Scheiß ist mal Ruhe. Ruhe und Frieden. Aber jetzt sind da diese Stahl-Titanen und kein Arsch weiß, woher die kommen."
„Nun, man vermutet, dass sie gebaut werden", warf Y/BF ein.
„Levis Ex-Bekannter aus dem Untergrund wurde doch auch zu einem."
„Also sind das alles echte Menschen? So wie die Titanen davor auch?" Aber die wurden ja nicht gebaut...
„Da musst du echt mit Hanji drüber reden. Ich weiß leider nicht so viel."
„Na gut", nickte ich und stieg von meinem Bett runter.
„Hast du noch ein wenig von dem Reisemittel?"
„Wie?! Du willst schon wieder zurück? Wir haben Sonntag. Wir könnten noch zusammen essen und quatschen."
Ich ließ mich breitschlagen und entschied mich, am Abend wieder zurückzureisen. Eine Spritze hatte Y/BF noch. Danach musste ich mir wohl Nachschub bei Hanji besorgen. Und als wir uns dann über Gott und die Welt unterhalten hatten, trat sie auch schon den Rückweg an.
„Und ähm...nicht, dass ich kein Vertrauen zu Jean hätte, aber vielleicht kannst du ja doch ab und zu ein Auge auf ihn haben?", fragte meine beste Freundin dann ganz lieb. Ich setzte ein leichtes Grinsen auf und tätschelte sie an der Schulter.
„Aber natürlich. Habe ich dir doch vorgeschlagen. Sollte Jean auch nur irgendeinen Versuch starten, etwas mit einer Rekrutentussi anzufangen, so werde ich ihm eigenhändig die Klöten abschneiden. Okay...weißt du was? Den letzten Teil überspringen wir einfach. Aber ich werde ihn dafür büßen lassen."
„Bist ein Engel", sagte Y/BF fröhlich, schenkte mir eine letzte Umarmung und verschwand dann anschließend nach Hause. Die Spritze die sie mir in die Hand gedrückt hatte, setzte ich mir daraufhin im Wohnzimmer wieder ins Bein und sank in einen tiefen Schlaf.

(2) Attack on Titan- Eine Reise zwischen zwei Welten (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt