12. Das Eins gegen Eins

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„LEEEEEVIIIIIII!"
Oh, welch engelsgleiches Stimmchen trötete denn da von Weitem auf uns zu?
„LEEEEVIIII! ICH HABS GESCHAFFT!!!!"
„Oh fuck. Schnell, lass uns von hier verschwinden, bevor die Brillenschlange uns-"
„Hiergeblieben, Freundchen!" Plötzlich war sie da. Ich hatte keinen blassen Schimmer wie es Hanji aus einer Entfernung von zweihundert Metern in binnen einer Sekunde geschafft hatte Levi um den Hals zu fallen. Er war so überrumpelt, dass er gar nicht so schnell reagieren konnte. Dann hielt Hanji ihn mit großen Augen an den Schultern fest, sodass er nicht abhauen konnte und kam ihm bedrohlich nahe. Ihre Augen sahen aus, als stünde sie kurz vorm Heulen. Was zur Hölle ging hier ab?
„Ich. Habe.Es.Geschafft! Ohja!"
„Was denn?! Dir deine Zähne zu putzen? Zumindest riechst du nicht mehr ganz so streng aus deinem Maul."
„Levi...", mahnte ich ihn leise.
„Aber was redest du denn da, mein Lieber?!"
„Wovon redest du ?!", betonte er noch mal und versuchte sich derweil aus ihren Klauen zu befreien.
„Ich habe etwas Großes erschaffen, jaaaaa! Denn.....DENN die Mordsfreundin kann nun OHNE PROBLEME reisen!"
Öh, da blieb mir mal kurz die Spucke weg. Und der Ton, den ich brauchte, um die Worte, die aus mir raussprudelten, erhören zu lassen.
„Prima. Und jetzt lass mich los", war alles, was Levi dazu zu sagen hatte. Sofort ging Hanji von ihm weg, drehte sich einmal im Kreis und gewisse Herzchen tauchten in ihren Augen auf.
„Trallali-Trallala! Ich bin wirklich weltenklasse, jaaaa!"
„Was soll das heißen, ich kann ohne Probleme reisen, Hanji?", fragte ich dann auch nach. Sofort kam sie auf mich zu, schnappte sich meine Hände, die sie dann fest umschloss und kam auch mir bedrohlich nahe. Sie grinste überglücklich und hatte tatsächlich das stärkste Funkeln in den Augen, was ich je gesehen hatte.
„DAS soll heißen, dass ich etwas erfunden habe, was die Zeit in deiner Welt so anhält, dass du ohne Probleme reisen kannst!"
Mit weiten Augen sah ich sie an und sagte kein Sterbens Wörtchen. Mein Spatzenhirn schien ihre Worte immer noch nicht verarbeitet zu haben.
„Nä...", kam nur heraus.
„Doch!"
„Nä!"
„Doch!!"
„...näääää!"
„Aber ja doch!"
„Oh man, könntet ihr euch wieder einkriegen?!", wurde es Levi zu viel.
„Hanji, das ist SENSATIONELL!!! Wie toll ist das bitte? Ich muss mir keine Sorgen mehr machen, wann ich zurück muss!"
„Nein!"
„Ich kann solange bleiben wie ich will!"
„Ja!"
„Unbegrenzt!"
„Äh, also was das angeht: müssen wir testen."
„Testen?"
„Ja. Wir müssen es zuerst testen."
Und wieder weiteten sich meine Augen. Sie war sich doch sicher? Sie hatte es doch geschafft, so ihre Aussage.
„Na hervorragend. Du flippst hier völlig aus, wobei du dir nicht mal sicher bist, ob es überhaupt klappt?"
„Levi? Wusstest du eigentlich, dass man schon beim Lesen raushört, dass du gerade sprichst?"
„Ich habe aber recht. Solange du noch nicht getestet hast, was du da erfunden hast, kannst du weder von schaffen noch von, du seist weltklasse sprechen."
„Da hat mein Männchen leider recht", schenkte ich ihr ein verstohleneres Grinsen und drückte Levi einen Kuss auf die Wange.
„Na schön. Aber laut meinen Berechnungen haut das hin. Seht doch mal, was ich nicht schon alles hergestellt habe. Allein das Reisemittel ist ja wohl Beweis genug, dass ich der Obergau bin. Obergau? Obergaul?"
„Obergaul ist Jean. Im Übrigen: Den muss ich auch mal ins Visier nehmen", sagte ich.
„Wieso? Hat er was gemacht?", fragte Hanji ganz neugierig.
„Noch nicht. Aber Y/BF befürchtet, solange sie nicht hier sein kann, dass er ihr fremdgeht. Mit so einer Rekrutenperle."
„Tch. Das glaubt sie doch wohl selbst nicht", haute Levi dann monoton belustigt raus. Ja, auch ich konnte es mir nicht vorstellen.
„Doch, genau das glaubt sie."
„Hm? Warum sollte Jean denn sowas tun?"
„Weiß nicht. Vielleicht weil er von den Weibern angehimmelt wird und er zufällig ein Draufgänger ist."
„Aber warum ausgerechnet Jean?"
„Weil er eine Pferdefresse hat und Mädchen auf Pferde stehen." Super, danke Levi.
„Aber er würde niemals seine Stelle als Anführer und Trainer aufs Spiel setzen", nuschelte Hanji.
„Wie dem auch sei. Also? Wann testen wir dein Reisemittel?"
„Na, wann immer du kannst!"
„Ich will dabei sein. Allerdings habe ich vorerst Training. Wir machen das danach", sagte Levi.
„In Ordnung. Dann bis später. Ich muss mich ein wenig um meine Babys kümmern."
Hanji verduftete und ich schmiegte mich an Levi an.
Wir machen das danach", äffte ich ihn nach. „Ich liebe es, wenn du so herrisch bist."
„Früher hast du es gehasst."
„Tja. Da wusste ich auch noch nicht, was für eine liebevolle und einfühlsame Seele du doch eigentlich bist."
Er drehte sich nun zu mir um und streichelte langsam und sanft meine Wange.
„Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst. Zehn Liegestütze, sofort!"
„Levi. Mir einen Befehl zu erteilen, während du mich streichelst, passt nicht so ganz zusammen."
„Widersetzt du dich mir also?!"
„Oh, vielleicht?"
„Dann muss ich dich wohl bestrafen", hauchte er gegen meine Lippen und fuhr mit seinen Händen meine Seiten entlang zu meiner Hüfte. Genüsslich atmete ich aus. Dieser Kerl machte mich noch verrückt.
„Ja, Sir. Das müssen Sie wohl." Levi grinste nun und küsste mich, ehe sich das Schauspiel wieder auflöste.
„Na komm. Die Idioten warten schon."

Bei den Idioten angekommen, staunten wir nicht schlecht. Denn die Rekruten saßen komplett nass geschwitzt und fertig auf dem Boden. Als sie uns von Weitem sahen, stellten sie sich aufrecht hin. Die Faust aufs Herz. Levi schaute sich alle nach einander an.
„Was ist denn hier los?!", fragte er in die Runde und natürlich war es Flavio, der antwortete.
„Kommandant Shadis hat mit uns ein Aufwärmprogramm gestartet."
„...wirklich?!", fragte auch ich.
„Wo ist er denn?"
„Er ist gerade eben gegangen, Hauptgefreitin!", antwortete Craig und als sich unsere Blicke trafen, schenkte er mir ein schiefes Schmunzeln. Flirtet der etwa?!
Und was war mit Shadis? Der hatte offenbar Gefallen an der Sache gefunden.
„Na schön. Wir kämpfen heute im eins gegen eins. Ich teile die Zweierteams ein. Es wird jeweils ein schwaches Glied mit einem starken kämpfen. Seid respektvoll zueinander."

Levi teilte dann die Teams ein und wir beobachteten die einzelnen Kämpfe. Craig kämpfte zusammen mit Emma und blickte hin und wieder zu mir rüber, wenn er gut ausgewichen war oder einen guten Angriff hingelegt hatte.
„Mir gefällt das nicht", sagte Levi gerade und ich schaute ihn an. Sein Blick war stets auf die Teams gerichtet.
„Was denn? Kämpfen sie dir nicht extrem genug?"
„Das ist es nicht. Craig will dir die ganze Zeit imponieren."
„Wirklich?"
„Dass dir das nicht auffällt wundert mich jetzt nicht."
Nun ja. Aufgefallen war es mir schon, aber...
„Levi... bist du etwa... eifersüchtig?", fragte ich leise und vorsichtig.
Heiliges Karöttchen! Was war denn los? Y/BF war eifersüchtig auf irgendwelche Tussimösen und Levi war eifersüchtig auf Craig? Der war doch sowieso nur ein uninteressanter Nebencharakter, um Levi eifersüchtig zu machen, also was soll's.
„Tch. Ich bin nicht eifersüchtig. Ich beschütze nur das, was mir wichtig ist."
„Das hast du sehr schön gesagt", neckte ich ihn.
„Ich zeige dir, was ich meine. CRAIG!", schrie er dann zuletzt, was mich ein wenig zusammenzucken ließ. Dieser schaute irritiert in unsere Richtung und kassierte von Emma eine Faust ins Gesicht. Craig verzog dieses leicht.
„Oh, verdammt! Tut mir voll leid!", entschuldigte sich Emma bei ihm. Er hielt sich nur die Wange.
„Verdammt, Emma. Du hast ganz schön Kraft."
„Ich will das du gegen Flavio antrittst", mischte sich Levi dann wieder ein.
Ein paar verdutzte Sekunden später stellten sich die beiden dann gegenüber, auch wenn sie nicht so richtig verstanden, wieso.
„Ihr beiden haltet euch für die Stärksten, nicht?! Dann zeigt eurem Team mal, wie das richtig geht."

Die beiden ließen sich das nicht zwei mal sagen, ganz im Gegenteil. Sie liebten die Herausforderung, stellten sich in Kampfstellung voreinander und grinsten sich siegessicher an.
„Okay, Onkel Craig zeigt euch jetzt mal, wie gut er ist."
„Laber nicht und greif mich schon an", sagte Flavio und dann ging's ab. Die beiden hauten zu. Mir der Linken, mit der Rechten, Tritte, ausweichen und dann bähm! Craig hatte Flavio zu Boden gebracht und alle jubelten ihm zu. Dann hob er seinen Blick und grinste mich an.
„Siehst du, was ich meine?!", sagte Levi leise zu mir. Ja, sah ich. Aber was genau sollte ich jetzt ändern?
„Gut. Die nächsten", befahl Levi dann. Das ging dann eine Weile so weiter, bis die Stunde zu Ende ging.
„Schön. Wir sollten uns nun fertig machen und zu Hanji gehen, damit sie das Experiment ausprobieren kann."
Ich nickte nur und ging schweigend mit Levi mit. Ich verstand das alles nicht. Ja, sollte Craig mir doch imponieren wollen. War doch egal. Ich hatte Levi und würde mich sicher nicht für so einen aufgeblasenen Heini begeistern, nur weil er mehr Muskeln und Größe hatte. Viel wichtiger war doch, dass wir jetzt Hanjis Experiment ausprobierten. Wenn das alles so funktionierte, wie sie sich das vorgestellt hatte, dann wäre das ein großer Schritt für die Welt.
Was ich allerdings nicht wusste, war, wer die Sache noch mitbekam, außer Hanji, Levi und ich.

(2) Attack on Titan- Eine Reise zwischen zwei Welten (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt