Ich wurde mitten in der Nacht wach, da ich nicht mehr schlafen konnte. Zwar war ich müde und fertig, aber ich konnte nicht wieder einschlafen.
Also stand ich langsam auf. Mira wurde dadurch auch wach. Sie folgte mir nach unten in die Küche, wo ich mir erstmal was zu Essen machte.
Ich hatte seit einigen Stunden nichts mehr gegessen und da ich jetzt eh wach war, konnte ich mir ja was kochen.
Mira lief einfach neben mir hin und her, aber irgendwann legte sie sich dann auf ihren Kratzbaum. Für sie war es nunmal keine normale Zeit um wach zu sein.
Da es so extrem still war, steckte ich mir Kopfhörer in meine Ohren und hörte etwas Musik.
Irgendwann spürte ich, wie jemand an meinem Pullover zupfte. Isaac stand dort, also nahm ich meine Kopfhörer raus und hockte mich vor ihn.
„Hattest du einen Albtraum?"
„Nein, ich habe Durst", nuschelte er.
Ich strich einmal durch seine kurzen Haare und stand dann auf. Aus dem Schrank nahm ich ein Glas und füllte es mit Wasser.
„Hast du irgendwas böses gemacht?"
Verwirrt sah ich zu ihm, als er das fragte.
„Wieso denkst du das?"
„Weil da Polizisten waren."
„Oh nein, es ist alles gut mein Schatz. Sie haben mich nur nach Hause gebracht, weil ich etwas Hilfe brauchte", lächelte ich schwach.
Er nickte und ging mit seinem Wasser wieder hoch ins Bett. Ich atmete einmal aus und rührte dann die Nudeln um.
Isaac war gerade mal vier Jahre alt, er verstand das also noch nicht. Deswegen erzählte ich es ihm nicht. Er konnte damit nichts anfangen. Und das war auch gut so.
Während ich mich nun der Soße widmete, dachte ich wieder an Elena. Ich bekam diese Bilder nicht mehr aus meinem Kopf, es war schrecklich.
Wieso musste ein Mensch überhaupt sowas durchmachen? Wieso bedrohten Menschen andere Menschen und wieso brachten Menschen andere Menschen um?
Wieso tat man das? Warum ist diese Welt so schrecklich geworden?
Früher konnte man unbeschwert irgendwo hingehen, aber heute musste man an jeder Ecke aufpassen, dass man nicht abgestochen wird.
Wieso haben wir uns dahin entwickelt? Oder sollte ich eher sagen... zurückgebildet?
Als das Essen fertig war, setzte ich mich damit auf die Couch und schaltete den Fernseher an. Ich brauchte Ablenkung.
Mira kuschelte sich auch wieder zu mir. Ich strich über ihre süßen Tatzen und über ihre kleinen Ohren.
„Gegen 23 Uhr wurden die Geiseln endlich gerettet. Es gibt zum Glück keine Schwerverletzten. Allerdings sind uns bisher zwei Tote bekannt, die restlichen Opfer sind nur leicht verletzt."
Nur? Im Ernst?
Vielleicht sind wir äußerlich ‚nur' leicht verletzt, aber im Inneren? Niemand schaut darauf, was es mental mit uns macht.
Da auch auf den anderen Sendern nur von diesem Vorfall berichtet wurde, schaltete ich kurzfristig auf Netflix um.
Meine Schulter tat im Moment noch schlimmer weh, da der erste Schock die Schmerzen weitestgehend erstmal gelähmt hatte.
Aber jetzt waren sie vollkommen da.
Von außen und von innen.
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Solving traumas | Aidan Gallagher
FanfictionWährend einer Geiselnahme in einem Supermarkt und einigen brutalen Vorstellungen des Täters, werden die Menschen irgendwann gerettet. Unter ihnen befindet sich Celia, welche danach mit einigen Problemen und Traumata zu kämpfen hat. Während sie nun...