1.Kapitel Ankunft auf Jorvik

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Mein Vater, der nicht einmal mein richtiger Vater war, und ich, waren vor nicht einmal 2 Minuten in Jarlaheim mit der Fähre angekommen. Er sagte, es würde mir gut tun. Aber sein eigentlicher Hintergedanke war, mich loszuwerden. Für ihn war ich eine einfache Last.
Ich war schon immer das schwarze Schaf in der Familie gewesen.

Ich ließ meinen Kopf hängen, mein Vater hörte mir einfach nicht zu. Ich wollte ihm erklären, warum ich diesen dämlichen Schulverweis bekommen hatte, der nicht einmal meine Schuld gewesen war. Und noch so viele weitere Dinge.
Wir liefen an zwei Frauen vorbei, die in dem Cafe gleich gegenüber der Anlegestelle saßen, sie musterten mich interessiert.
"Komm jetzt." Mein Vater griff nach meinem Oberarm und zerrte mich regelrecht hinter sich her.

Er blieb plötzlich stehen und ich knallte in ihn. "Pass gefälligst besser auf."
"Sie war in Gedanken versunken Martin", eine Frauenstimme holte mich aus meinen Gedanken.
Mein Vater ließ mich los. "Marie, deine Großmutter." Er drehte sich um. "Viel Spaß mit dem schwarzen Schaf", lachte er und ging.

"Wow, was ist ihm über die Leber gelaufen?" Marie lehnte an ihrem alten Auto.
Sie hatte leicht orange Haare und in ihrem Gesicht war ein warmes Lächeln.

"Ich", war meine schlichte Antwort.
Sie schüttelte ihren Kopf. "Komm, wir fahren zu mir nach Hause, da kannst du dich ausruhen, du hattest bestimmt eine lange Reise.'' Ihre warme Stimme lud mich ein. Als ich hinten einsteigen wollte, hielt sie mich auf. "Setz dich zu mir nach vorne." Ich schaute sie mit großen Augen an. "Bei ihm durfte ich das nie", murmelte ich vor mir her, aber immer noch so laut, dass Marie es hören konnte. "Er ist nicht da und kann dir keine Vorschriften machen", antwortete sie mir und ging zur Fahrerseite.
Ich seufzte und öffnete die Beifahrerseite. Kaum hatte ich mich angeschnallt, fuhr Marie los.

Wir fuhren fast eine ganze Stunde, als wir an einem kleinen Cottage in West Epona hielten. Marie hatte die ganze Zeit versucht, mit mir ein Gespräch anzufangen, aber ich hatte immer nur mit einsilbigen Antworten geantwortet, bis sie es irgendwann gelassen hatte.

"Willkommen in deinem vorübergehenden Zuhause." Marie lächelte mich an und stieg aus. Ich folgte ihr mit eiligen Schritten. Meinen Rucksack hielt ich als Schutz vor meiner Brust.
Sie schloss die Tür auf und jemand zog mich sofort in eine Umarmung.
"Heyo, ich dachte, ich lerne dich nie kennen."
Ich war so überrascht, dass ich darauf erstmal nichts sagte. Ich schaute die Person fragend an.
Sie hatte kurze schwarze Haare, war braungebrannt, trug einen dunkelgrünen Pulli und ihre grünen Augen beobachteten jeden meiner Regungen.
"Oh tut mir leid, ich habe mich gar nicht vorgestellt, ich bin Jessica oder von meinen Freunden auch Jay genannt, du kannst es dir aussuchen."
Ich schaute sie leicht erschrocken und total überfordert an, so eine stürmische Begegnung hatte ich nicht erwartet.
"Jay, lass Aurora erstmal ankommen, ich glaube, ihr habt dann noch genug Zeit euch kennenzulernen." Marie rettete mich.
"Komm, ich zeige dir dein Zimmer." Mit diesen Worten nahm Jessica oder besser gesagt Jay meine Hand und führte mich eine Treppe hoch.
"Hier schläfst du, gegenüber schlafe ich, wenn du reden oder durch die Gegend laufen möchtest, ich bin für jede Schandtat bereit." Daraufhin ließ mich Jessica in Ruhe und ging wieder runter.

Ich öffnete die Tür zu meinem neuen Zimmer und ich wurde von einer Rosentapete begrüßt. In der linken Ecke war ein Bett mit einem Schrank. In der Mitte, wo das bodentiefe Fenster war, war ein mittelgroßer Schreibtisch, auf dem ein kleiner Blumenstrauß in einer Vase stand.

Ich atmete tief durch und schloss die Tür hinter mir. Hier würde ich nun erstmal leben.

Ich schmiss meinen Rucksack in die Ecke neben der Tür und ging zum Bett, setzte mich hin und nahm mein Gesicht in die Hände.

Meine Gedanken fuhren Karussell.

Warum hatte mich mein sogenannter Vater zu einer Großmutter gebracht, die ich nicht mal kannte? Wer war diese Jessica? Wo konnte ich sie familiär einordnen? Würde ich nach meinem Schulverweis wieder zurück müssen oder würde ich für das restliche halbe Jahr hier leben und meinen 10. Klasse Abschluss machen?
Wieso hatte ich diesen blöden Schulverweis bekommen?

Der 4. GeneralWo Geschichten leben. Entdecke jetzt