10. Kapitel Der Reitlehrer (Darkos Sicht)

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Ich saß in dem Cafe, in dem Aurora mit ihrer Mutter saß. Die Ähnlichkeit war nicht von der Hand zu weisen. Ihnen bei dem Gespräch zuzuhören, hatte sehr viel Aufschluss gegeben, wie Aurora tickt. Sie war zwar schüchtern, aber diese Schüchternheit kam von ihrer Unsicherheit, etwas falsch zu machen.

Auroras Mutter war eine echte Labertasche, hätte ich sie nicht jetzt dazu gebracht, endlich zu Auroras Pferd zu gehen, hätte sie noch Stunden hier verbracht.

Ich legte meine Zeitung zur Seite und beobachtete, wie das Auto wegfuhr. In ca. einer viertel Stunde müssten sie im Stall sein, aber ich musste schon vorher da sein, um keine Aufmerksamkeit zu wecken.

"Darf es noch was sein, der Herr?" Die Bedienung war wie immer höflich. "Nein danke, ich würde gerne zahlen", erwiderte ich ihr und daraufhin verschwand die Bedienung ins Haus. Sie kam keine 2 Minuten wieder raus und brachte den Kassenzettel. "Das macht dann 3,20,-"

"Machen wir 5,- daraus", ich stand auf und verließ das Café. Ich bog um die nächste Hausecke und verschmolz mit dem Schatten. Auf ging es in den Stall.

Der Geruch von Pferden und Heu stieg mir in die Nase. Hier irgendwo musste Auroras Pferd stehen, sowie auch Jessicas, wenn sie nicht gerade ausreiten war.

Der Offenstall war einer der wenigen auf Jorvik. Hier hatten sie sehr viel Auslauf. Mein Blick schweifte über die Herde. Wo war der Apfelschimmel von Aurora? Jays Pferd Arcebus wälzte sich gerade im Schlamm. Sie wird sehr viel Spaß haben, das wieder sauber zu machen.

"Herr Martins, sie sind ja schon hier. Darf ich Ihnen meine Tochter Aurora vorstellen", Maries Stimme erklang hinter mir.

"Aber natürlich, nett dich kennenzulernen, Aurora." Ich bot Aurora meine Hand an, die sie zögerlich annahm. Ein kleiner Stromimpuls sprang auf mich rüber. Ohja, sie trug eindeutig Magie in sich.

"Sie ist ja bei ihnen in guten Händen, ich würde sie dann gegen 18 Uhr wieder abholen." Marie drückte Auroras Schultern und ging zu ihrem Auto. Aurora schaute mich leicht verängstigt an. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir immer noch unsere Hände hielten. Ich ließ ihre Hand los.

"Dann wollen wir mal dein Pferd suchen." Ich lächelte sie an.

Wir gingen die Koppel entlang und suchten Silver. Aurora trug das schwarze Halfter, für Silver. "Du darfst mich gerne duzen, ich heiße Thomas", bot ich ihr an.

"Ähm, danke", war ihre schlichte Antwort. Sie war nicht mehr so ängstlich wie am Anfang, aber immer noch leicht verängstigt.

"Hast du jemals schon auf dem Pferd gesessen?"

"Nein, das ist für mich komplettes Neuland."

Wir kamen bei Silver an, der ein Holsteiner Wallach mit einem Apfelschimmel Fell war. Er kam schon angetrabt, als er uns kommen hörte. Er beschnupperte Aurora und neigte seinen Kopf. Silver war wirklich eine gute Wahl gewesen, er war für eine Anfängerin sehr gut geeignet, da er wirklich liebevoll war und schon Erfahrung hatte. Ich nahm Aurora das Halfter aus der Hand und machte es Silver dran.

"Komm mal her Aurora", ich ging auf die linke Seite des Pferdes. Aurora kam vorsichtig zu mir. "Damit du ein Gefühl für Silvers Bewegung bekommst, werde ich dir helfen, auf seinen Rücken zu kommen." Ich hob sie hoch und sie quietschte überrascht auf und als sie auf Silvers Rücken war, krallte sie sich in seine Mähne. Dieser schaute interessiert auf seinen Rücken. "Wir gehen zum Putzplatz, wenn du Angst bekommst, sag Bescheid, dann hole ich dich runter." Aurora nickte, aber sie krallte sich immer noch in die Mähne.

Im Schritt gingen wir zum Putzplatz. Aurora krallte sich ab der Hälfte der Strecke nicht mehr ganz so in die Mähne und richtete sich sogar langsam auf. Auch Silver bemerkte es und schnaubte ab.

Gerade als wir den Putzplatz betraten, sah ich Arcebus angeleint mit einer fluchenden Jay, die versuchte, den Schlamm aus dem Fell zu bekommen. "Warum Arcebus, warum?!"

"Weil er dich gerne hat Jay und die Massage genießt", konterte ich und erschreckte sie damit. Ich leinte Silver an und half Aurora vom Pferd.

"Ach, du auch hier Thomas", Jay klang leicht irritiert, aber als sie Aurora sah, bekam sie ein leicht wütendes Gesicht. Was war zwischen den beiden vorgefallen? Aurora zuckte zurück. Es schien, als wüsste sie auch nicht, was vorgefallen war. Ich musste Jay einmal an die Brust nehmen. "Hol doch schon einmal das Putzzeug, Aurora." Diese nickte und verschwand im Stall. Sie war sehr froh, dieser Situation entkommen zu sein.

"Was ist los, Jay?" Fragte ich sie, sobald Aurora aus Hörweite war. Ich lehnte mich an den Balken, an dem die Pferde festgebunden waren.

"Was los ist, was los ist? Ich habe auf einmal eine Schwester und ich muss so tun, als würde ich sie mögen. Dann hat sie diese Albträume und ich kann nicht in Ruhe die Lichtzeremonie durchlesen, ich muss ja schließlich sichergehen, dass sie nicht von diesem Schatten angegriffen wird. Und zum krönenden Abschluss soll ich auch noch Babysitterin für sie spielen." Sie war mehr als wütend und ließ den Frust an Arcebus Fell aus.

"Du machst dir mit der Lichtzeremonie viel zu viel Stress. Ihrer Kräfte müssen sich erstmal entwickeln", ich seufzte, "Aurora ist sehr verängstigt, deswegen möchte deine Mutter, dass du auf sie aufpasst. Ihr seid gar nicht so verschieden wie du denkst", ich seufzte erneut und strich mir durch die Haare. "Und das mit dem Schatten. Wir haben doch hoffentlich eine Lösung gefunden. Darum brauchst du dir maximal nur noch heute Nacht Gedanken zu machen."

"Wenn du meinst", antwortete Jay und schrubbte das Fell von Arcebus noch heftiger. Dieser schaute mich Hilfe suchend an.

Auf einmal hörte man nur, wie jemandem etwas herunterfiel. Ein Schluchzer und jemand rannte davon.

Als Aurora auch nach 5 Minuten nicht wieder kam, machte ich mir Sorgen. Auch Jays Wut war verraucht, sie schaute sich um und blickte mich fragend an. "Wo ist sie?"

"Pass auf Silver auf", gab ich Jay per Telepathie die Anweisungen. Sie nickte.

Ich ging zur Stallgasse und fand Silvers Putzzeug liegen. Vorhin war doch jemand weggerannt.

Dann fiel bei mir der Groschen. Aurora hatte das Gespräch mitgehört.

"Fuck!" Ich sortierte Silvers Sachen schnell in die Box, stellte sie wieder in die Sattelkammer und eilte zu Silver.

Jay blickte mich alarmiert an. Ich band Silver ab und sprang auf ihn. "Sie hat das Gespräch mitgehört. Ich gehe sie suchen, bevor ihr irgendwas passiert", sagte ich schnell und galoppierte mit Silver auf die Felder.

Der 4. GeneralWo Geschichten leben. Entdecke jetzt