Der verstärkte Duft von Rosen weckte mich aus meinem tiefen Schlaf. Eine zarte Hand berührte meine Wange. Ich öffnete vorsichtig meine Augen. Es fühlte sich wie ein Traum an. Sybillas Augen trafen meine. Sie fing an zu lächeln. "Es ist selten, dass jemand in meinen Gewässern einschläft." Sie strich über meine Wange. Ihre Hand war weich. Ihre lilanen Haare fielen ihr ins Gesicht, sie trug sie wie ich in einem geflochtenen Zopf.
Ich lag auf einem kleinen Sofa und war mit einer dünnen Decke zugedeckt.
"Möchtest du etwas essen?" Mein Bauch knurrte wie aufs Stichwort. Ihr Lächeln wurde noch größer.
Sachte, setzte ich mich auf. Mein Blick schweifte umher. Der Raum war in gelblichen Tönen gehalten, der Nebel hatte sich gelichtet und gab den Blick auf den Wasserfall frei.
Aber wo war Ecsos?
Sybilla wickelte die Decke, die auf mir lag, um meine Schultern herum. Sie beobachtete mich. "Ich würde dir etwas zu essen holen, bleib bitte sitzen", sie streichelte über meinen Scheitel. Unsere Augen trafen sich erneut. Es schien so, dass sie meine Antwort in meinen Augen sah, denn sie stand vom Hocker auf, der neben mir gestanden hatte und bewegte sich fort von mir. Ich schaute ihr kurz hinterher, sie verschwand hinter einer Trennwand.
Meinen Blick ließ ich erneut herumschweifen und vor mir tauchte ein kleiner Tisch auf, der Hocker verschwand. Der Tisch, der vor mir war, war mit blauen Mosaiken verziert - fasziniert, strich ich darüber. Die ganze Umgebung hatte eine seltene beruhigende Wirkung auf mich. Hier konnte ich durchatmen und den Stress und alles, was mir in den letzten Wochen passiert ist loslassen.
"Es schön zu sehen, dass du hier durchatmen kannst", Sybilla kam mit einem Tablett in der Hand zu mir. Sie stellte es auf den kleinen Tisch und setzte sich neben mich auf das Sofa.
Auf dem Tablett stand ein kleiner Teller mit ein bisschen Obst und daneben stand ein Teller mit zwei Brotscheiben, die jeweils mit einer Scheibe Mozzarella und Tomaten bestückt waren. Auf jeder Brotscheibe lag zusätzlich noch ein Basilikumblatt.
Neben den zwei Tellern stand außerdem noch ein Glas mit O-Saft.
Misstrauisch blickte ich das Essen an- sie könnte mich auch vergiften, ich vertraute mittlerweile kaum mehr jemandem.
Sybilla legte einen Arm um meine Schultern. "Wenn ich dich hätte vergiften wollen, hätte ich das im Wasser gemacht."
Verwunderte schaute ich sie an.
"Deine Körpersprache hat dich verraten", sie lächelte mich an. "Ich verstehe deine Vorsicht, mir gings vor Jahrtausenden genauso." Sybilla streichelte über meine Schulter.
"Wie meinst du das?" Mein Gesicht ähnelte einem Fragezeichen.
"Wenn du isst, erzähle ich es dir nebenbei", antwortete sie mir. Ich nahm mir den Teller mit den Brotscheiben und bis in die erste hinein.
Es schmeckte wirklich gut.
"Ich bin deine Urahnen, als du hierher kamst, spürte ich, dass meine Magie durch dich fließt. Du wirst nicht viel über die Legenden von Jorvik wissen, da du nicht auf Jorvik aufgewachsen bist. Ich erzähle sie dir", Sybilla nahm jetzt ihre Erzählerstimme, "Es war einmal mitten im Meer, auf einer einsamen Insel, erschaffen von Aideen. Ein Mann strandete dort, er hieß Garnok. Aideen hieß ihn willkommen auf ihrer Insel. Aideen kümmerte sich um den gestrandeten Mann. Sie lernten sich kennen. Aideen teilte mit ihm ihr Wissen, aber irgendwann kam es zu einem Streit. Garnok hatte über eine mächtige Magie gelesen und wollte diese erforschen. Aideen versuchte, ihn davon abzuhalten. Er beachtete gar nicht ihren Einwand und erforschte diese. Um ihn davon abzuhalten, erschuf Aideen 4 Soulrider, gemeinsam hielten sie Garnok von seinen Dummheiten ab. Sie wollte ihn von der Insel verweisen, aber Garnok erschuf seinerseits 4 Nachtreiter. Es kam zu einem Kampf zwischen den beiden. Aideen siegte. Sie verbannte Garnok unters Meer und seine Nachreiter in eine andere Dimension."
Während Sybilla erzählt hatte, hatte ich beide Teller geleert und auch das Glas ausgetrunken und hörte ihr fasziniert zu.
"Du warst einer dieser Nachreiter?"
Sybilla nickte. "Ja, war ich." Ihr Lächeln verschwand. "Meine Schwestern und ich versuchten über Jahrtausenden unseren Meister zu befreien. Ich gab auf, meine Schwestern verstanden dies nicht und behandelten mich mehr gut. Sie ließen mich Treppen herunterfallen und behandelten mich wie Luft. Ich zog die Reißleine und verschwand in eine andere Dimension. Hier in der Andromeda Dimension lernte ich meine eigentliche Bestimmung kennen. Seit über zehntausenden Jahren helfe ich nun hier und bin glücklich damit."
"Ich muss mich entschuldigen, Sybilla", erschrocken drehten wir uns um. Hinter uns stand eine Frau. Sie trug ein grünes Kleid und hatte grüne Augen. Ihre schwarzen Haare erinnerten mich fast an Jessica. Ich verdrängte diese Erinnerung und konzentrierte mich auf die Frau erneut. Sybilla stand auf. "Adele"
Die Frau hieß anscheinend Adele und Sybilla kannte sie. Adele senkte ihren Kopf. "Ich gebe mir die Schuld von damals, ich hätte Cecilia und Johanna davon abhalten sollen. Ich war verblendet, genauso wie die anderen. "Dass sich die Geschichte wiederholt, macht es nicht besser."
"Adele, dir habe ich schon längst verziehen, du warst verblendet, genauso wie die anderen. Und dennoch hast du mich gepflegt, nachdem die Anderen auf mich los sind. Komm her und lass dich umarmen." Adele ging zu Sybilla und ließ sich von ihr umarmen. Ich beobachtete beide. Ihre Verbundenheit ähnelte fast der, die ich mit Katja hatte.
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Der 4. General
FanfictionAurora erhielt auf ihrer alten Schule einen Schulverweis, daraufhin schickte ihr Vater sie nach Jorvik, zu ihrer Mutter. Sie lernt ihre Schwester Jessica kennen, von der sie bis zu dem Zeitpunkt nichts wusste. Dunkle Machenschaften, die, die Magie...