Kapitel Sieben: die Reise

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A V E R Y

Mit einer dampfenden Tasse voller Kaffee sitze ich am Küchentisch und studiere die Unterlagen, die ich gestern zusammen mit Connor fertiggestellt habe. Außerdem haben wir mir ein Zugticket, wie auch ein Hotelzimmer gebucht und all die Namen mitsamt den Adressen auf ein Papier aufgelistet. Zudem ist meine Tasche bereits fertig gepackt, weswegen meine Finger bereits vor Nervosität zu zittern beginnen. Mein Blick zuckt immer wieder zu meinem Handgelenk, nur damit ich feststelle, dass erst einige Sekunden vergangen sind.

Der Laptop hat seinen Platz in meiner großen Handtasche gefunden, da ich mir vorgenommen habe auf der Reise ein wenig zu arbeiten. Mein direkter Vorgesetzter war sehr verständnisvoll, als ich ihn heute früh angerufen habe. Zwar habe ich ihm nicht alles erzählt, aber da ich von zu Hause aus arbeiten kann, ist das kein Problem. Ich sende ihm meine Artikel einfach per Mail zu, damit er sie später dann hochladen kann.

»Bist du aufgeregt?«

Erschrocken zucke ich zusammen, während gleichzeitig ein Schrei aus meinem Mund entkommt. Meine Hand legt sich sofort auf meine Brust und versucht mit dieser Geste mein Herz zu beruhigen, das wie verrückt schlägt. Zum Glück habe ich die Tasse auf dem Tresen abgestellt und mich somit nicht verbrannt.

»Connor! Wieso schleichst du dich so an mich ran?«

Entschuldigend hebt er seine Hände in die Höhe, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn drückt. »Tut mir leid, Engel. Ich wollte dich nicht erschrecken.«

Er wendet sich von mir ab, um sich selbst sein Lebenselixier zuzubereiten. Dabei schaue ich ihm nur angewidert zu, da ich nicht verstehe, wie jemand schwarzen Kaffee mit drei Stück Zucker trinken kann.

»Irgendwie bin ich nervös, Darling. Was, wenn er mich wieder wegschickt oder ich ihn gar nicht finde?«

Kurz blickt er zu mir, rührt dabei seine Tasse und zuckt mit den Schultern. »Du hast es dann wenigstens versucht. Avery, du kannst nicht wissen, wie Nate reagieren wird. Aber in einer Sache hast du recht. Er schreibt nicht einfach so, um dich eine Sekunde später fortzuschicken. Ich glaube, dass du deine Antworten endlich bekommen wirst.«

Überrascht heben sich meine Augenbrauen. Gestern hat er mir noch seine Zweifel geäußert und heute ist er felsenfest davon überzeugt, dass ich Erfolg haben könnte. »Woher kommt der Sinneswandel?«

»Ich habe lange darüber nachgedacht«, gibt er zu und setzt sich zu mir an die Küchentheke. »Wenn Nathaniel nur ein bisschen so ist, wie du erzählt hast, dann bist du ihm viel zu wichtig, als dass er dich wieder von sich stoßen könnte. Inzwischen bereut er es sehr wahrscheinlich den Kontakt zu dir abgebrochen zu haben.«

Ich lehne mich ein Stück an ihn und greife nach seiner Hand, um unsere Finger miteinander zu verschränken. Ich weiß wirklich nicht, womit ich diesen Mann verdient habe. Er sagt genau die richtigen Dinge, um mir Mut zu zusprechen. »Ich danke dir, Conner. Ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, dass du mich in dieser Sache so sehr unterstützt. Du bist echt ein Wahnsinns-Mann.«

Ein Lächeln ziert seine Gesichtszüge, das mir mein Herz erwärmt. Seine Augen leuchten dabei auf und funkeln zusammen mit der Sonne um die Wette. »Ich bin immer für dich da, mein Engel. Vergiss das nicht.«

Unsere Nasenspitzen berühren sich, lösen ein Kribbeln in meinem Bauch aus, während sich eine Gänsehaut auf meinem Körper bildet. Connor umfängt mein Gesicht mit seiner freien Hand und schließt den winzigen Abstand zwischen uns. Wir beide seufzen gleichzeitig auf, als sich unsere Lippen endlich berühren. Ein Feuer entfacht zwischen uns, das mit jeder sanften Berührung größer wird, sodass es mir unmöglich erscheint es zu löschen. Nur diesem Mann vor mir ist es möglich, jedoch denkt er gar nicht dran.

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