Kapitel Zweiunddreißig: Kinobesuch

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N A T H A N I E L

Die Freude und das pure Glück in den Augen meiner besten Freundin zu sehen, hat mich selbst zum Lächeln gebracht. Es tut so unglaublich gut, sie so zu erleben. Und nachdem ich Connor jetzt auch noch persönlich kenne und weiß, dass er zu den Guten gehört, macht sich eine große Erleichterung in mir breit.

Gestern Abend habe ich mich nach der Überraschung ins Zimmer zurückgezogen und ihnen ein bisschen den Freiraum gegönnt. Sie hatten sich bestimmt eine Menge zu erzählen und da wollte ich auf keinen Fall stören. Auch wenn sie mir beide beteuert haben, dass das nicht der Fall ist. Das Kichern, das sie von sich gaben, habe ich bis zu meinem Zimmer gehört. Zum Glück hatte ich Ohrenstöpsel in meiner Schublade. Ich wollte auf keinen Fall andere Geräusche aus dem Zimmer vernehmen. Das wäre zu viel gewesen.

Wir haben es uns im Wohnzimmer gemütlich gemacht. Avery sitzt auf dem Schoss von ihrem Verlobten und hält seine Hand fest umschlossen. Es sieht danach aus, als würde sie den Körperkontakt brauchen.

»Du hast ein schönes Haus, Nate.«

Connor sieht sich neugierig um und ich muss sagen, dass Avery ganze Arbeit geleistet hat. Es sieht eindeutig heimischer aus, als noch vor einigen Tagen. Die bunten Zierkissen, die mein Sofa in einem anderen Licht erscheinen lassen, wie auch die Pflanzen, die in der Ecke stehen, geben einen komplett anderen Eindruck. Nicht zu vergessen die Fotowand, die Avery gestern noch vervollständigt hat und jedes Ereignis meines Lebens präsentiert.

»Das war deine Verlobte«, gebe ich zurück und zwinkere Avery verschmitzt zu.

Sie lacht leise auf und winkt gleichzeitig mit der Hand ab. »Wir sind noch nicht fertig. Irgendwann wirst du nach Hause kommen und einen riesigen Schock erleiden, weil du nichts mehr erkennen wirst.«

»Kommt mir irgendwie bekannt vor«, murmelt Connor und sieht mich mitfühlend an. »Ich habe Tage gebraucht, um mich in meinem Haus wieder zurechtzufinden. Avery hat alles auf den Kopf gestellt.«

Lachend schüttle ich den Kopf, während Avery mahnend den Finger in die Höhe hebt und ihre Lippen nach vorne schiebt. »Aber es gefällt dir, Darling. Zumindest, nachdem du alles wieder gefunden hast.«

Connor lacht ebenfalls auf, nachdem er seiner schmollenden Verlobten zärtlich über die Wangen streicht. Ihre Augen verhaken sich miteinander und es sieht danach aus, als würden sie wortlos miteinander kommunizieren. Ich wende meinen Blick ab. Keinesfalls möchte ich sie dabei stören, weil es sich sehr intim anfühlt.

»Was steht heute auf dem Plan?«, durchbricht Avery nach einigen Sekunden die Stille.

»Wie wäre es, wenn wir einen weiteren Punkt abhaken? Wir könnten zusammen ins Kino gehen?«, werfe ich in die Runde ein und schaue beide nacheinander an.

»Wie lange bleibst du denn?«

Avery runzelt die Stirn, während sie sich eine Strähne nach hinten streicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hat.

»Einige Tage«, antwortet Connor vage.

Wir müssen noch den Rest besprechen, bevor er wieder abreist. Außerdem wird Avery ihn begleiten, da auch ich noch einiges erledigen muss und sie sich im Büro mal blicken lassen sollte. Danach werden wir unseren langersehnten Roadtrip antreten.

»Kommst du in zwei Tagen ebenfalls mit?«

An ihrem Ausdruck kann ich ihre Angst erkennen. Sie beißt sich unbewusst auf die Lippe, während sie mit ihren Händen spielt und an den Fingern zupft.

»Das lässt er sich bestimmt nicht entgehen«, mische ich mich ein.

Wer würde das auch nicht wollen? Immerhin werden wir aus einem Flugzeug springen und darauf freue ich mich sehr. Vor allem, da ich Avery dabei zusehen möchte, wie sie sich ihrer Angst stellt. Ihre Gesichtsfarbe ändert sich, als sie mich geweiteten Augen ansieht und hart schluckt.

The Last LetterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt