N A T H A N I E L
Kennt ihr diese Gedanken, die uns ein Leben lang verfolgen? Wir versuchen in all diesen Jahren die Antwort darauf zu finden, auch wenn es für uns unmöglich erscheint. Es ist nicht logisch oder berechnend, weshalb es sich schwieriger als sonst gestaltet. Unser Verstand will nicht akzeptieren, dass es etwas Größeres in diesem Universum gibt, weil wir es nicht sehen können. Unsere Fantasie ist zwar da und hilft in einigen Momenten, aber trotzdem ist es nicht genug.
Werde ich irgendwann meine Antwort bekommen, oder ist es wirklich unmöglich, da es rational nicht sein kann?
Seit einigen Wochen plagen sie mich noch mehr. Eigentlich seit dem Tag, der alles in mir verändert hat. Noch habe ich es nicht ganz zugelassen, dass mich diese Gedanken überwältigen, aber mit jedem Sonnenaufgang wird es unausweichlicher.
Meine Hände krallen sich um die Kaffeetasse, während ich auf der Hollywoodschaukel sitze und versuche mich auf etwas anderes zu konzentrieren.
Sobald ich an Avery denke, erwärmt sich meine Brust und mein Herz galoppiert darin, als würde es bald herausspringen wollen. Ein Lächeln erscheint auf meinem müden Gesicht, auch wenn ich mich zeitgleich um sie sorge. Ich hätte sie gestern nicht einfach so ins Hotel gehen lassen dürfen. Mein Eingeständnis hat sie bestimmt erschüttert, was mich kein Stück überrascht. Immerhin weiß sie zumindest einen Teil davon, weshalb unser Kontakt in die Brüche ging.
Auch hat sie mir auf mein Angebot keine Antwort gegeben, was für mich ebenfalls nicht überraschend ist. Immerhin haben wir uns lange nicht gesehen und ich bin mir nicht sicher, wie ihr Verlobter darauf reagieren wird. Ich könnte ihn verstehen, weil ich nicht weiß, wie es mir dabei ergehen würde. Egal was ich jetzt dabei denke, wenn es zu dieser Situation kommen würde, wären meine Gedanken vielleicht anders. Es ist immer einfacher, etwas zu sagen, wenn wir es nicht selbst erleben.
Mit einem großen Schluck leere ich die Tasse, bevor ich mich erhebe und mich auf den Weg in die Küche mache. Ich sollte zwar meinen Koffeinkonsum reduzieren, aber in diesem Augenblick brauche ich eine weitere Runde dieses Lebenselixiers. Gekonnt stelle ich die Tasse unter den Vollautomaten und drücke die Taste, sodass sich sofort dieser unwiderstehlicher Duft im Raum ausbreitet.
Sobald ich ein bisschen Milch dazugegeben habe, schreite ich wieder nach draußen, um den Sonnenaufgang weiter zu genießen, bevor ich zur Arbeit fahren muss. Mein Handy beginnt zu summen, kurz bevor ich wieder auf die Veranda austrete, sodass ich es aus meiner Hosentasche herausziehe.
Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen, als ich die unbekannte Nummer auf meinem Display erblicke, weshalb ich hart schlucken muss. In letzter Zeit habe ich oft Anrufe erhalten, die mir jedes Mal schlechte Nachrichten übermittelt haben. Aus diesem Grund mag ich es nicht, wenn mich jemand anruft, von dem ich die Nummer nicht kenne.
»Hallo?«, nehme ich den Anruf entgegen und halte die Luft an.
»Spreche ich mit Nathaniel? Hier ist Connor, der Verlobte von Avery.«
Die Furche auf meiner Stirn vertieft sich noch mehr, während ich dieser tiefen Stimme lausche. Wie ist er an meine Nummer gekommen? Und wieso ruft er mich an?
»Ist etwas mit Avery?«, frage ich alarmiert nach, da ich vom Schlimmsten ausgehe.
»Nein, ihr geht es gut. Tut mir leid, dass ich dich überfalle und bestimmt tue ich nicht das richtige, aber ich … ah, ich weiß auch nicht.«
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The Last Letter
RomanceAvery Wilson ist kurz davor, mit dem Mann ihrer Träume den Bund der Ehe zu schließen, als sie einen Brief erhält, der sie zurück in die Vergangenheit katapultiert. Entschlossen will sie die Antworten finden, die sie seit Jahren nicht in Ruhe lassen...