Kapitel XXXVI

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Maxims Sicht

Ich war total nervös. Längst nicht so nervös, wie bei Nicks und meinem ersten Date, aber schon sehr aufgeregt. Als Magnus auf mich zukam und meinte, dass er mein Halbbruder sei, dachte ich, er wollte mich verarschen. Das war so unglaubwürdig.

Ich hätte nie im Leben in Betracht gezogen, dass so etwas überhaupt möglich sein könnte. Das warf so viele Fragen in meinem Kopf aus,sodass ich mich letztendlich dazu entschieden habe, ein Treffen mit ihm zu vereinbaren. Ich war froh, dass Nick mich unterstützt.Deswegen wollte ich ihn auch unbedingt bei dem Treffen dabei haben.

Magnus und ich hatten beim Telefongespräch ausgemacht, dass wir uns um 17 Uhr in einem Café treffen. Es war 16:55 Uhr und Nick und ich standen bereits davor. Was würde mich wohl erwarten, wenn ich durch diese Tür trat? Würde er schon da sein?

Nick hatte wie immer bemerkt, dass ich nervös und unsicher war, und nahm deswegen meine Hand. Seine Berührungen hatten eine beruhigende Wirkung, die ich momentan wirklich gebrauchen konnte.

Zusammen betraten wir das Café. Ich sah Magnus prompt, der an einem Tisch in einer Ecke saß. Der perfekte Platz zum Reden. Wir gingen zu ihm."Hallo, Maxim.", begrüßte er mich und stand auf, "Es freut mich, dass wir uns so schnell treffen." Ich nickte und setzte mich. Es war mir etwas unangenehm, wenn ich ehrlich war.

"Und wer bist du?", fragte Magnus Nick. Nick streckte ihm die Hand hin, die er gleich schüttelte. "Ich bin Nicolas, Maxims Freund. Du kannst aber auch nur Nick sagen." Magnus' Augen weiteten sich, als Nicolas' erwähnte, dass er mein Freund war.

"Freund in beste Freunde oder...?" "Freund in feste Freunde.", antwortete Nick. Jetzt kam's. Er würde austicken und nichts mehr mit mir zutun haben wollen, wie alle Leute in meinem Freundeskreis. Da erfuhr man, dass man einen Halbbruder hat, und der würde nichts mehr von einem wollen, weil dieser schwul war.

"Echt jetzt?" Er drehte sich wieder zu mir. "Wissen es deine Eltern?", fragte er mich. Ich schüttelte mit dem Kopf. Ich hatte sie seit dem Vorfall nicht mehr gesehen. "Wenn sie das erfahren, dann ticken die ab." Ich nickte nur. Diese Reaktion würde so was von passieren.

"Ist ja auch nicht weiter wichtig. Ihr sollt nur wissen, dass ich nichts dagegen habe. Ich bin selber schwul.", bemerkte er. Ich schaute überrascht zu ihm auf. Er war ebenfalls schwul? "Aber ich fange am besten von vorne an, nicht?" Ich nickte. Jetzt würde ich meine Antworten bekommen.

"Na dann! Vorab; ich bin der Sohn deines Vaters. Unser lieber Vater hat vor 27 Jahren vergessen, seinem Soldaten einen Helm aufzusetzen.Meine Mutter wurde schwanger, als sie gerade ihre Abitur in der Tasche hatte. Ihre Großeltern haben sie dennoch unterstützt, als sie ihnen gestanden hatte, dass ich unterwegs war und sie mich behalten wollte. Ich bin ihr unendlich dankbar dafür."

Mein Vater hatte in seiner Jugendzeit ein Mädchen geschwängert? Das konnte ich mir gar nicht vorstellen. Er hatte mal erzählt, dass er mit meiner Mutter schon seit der neunten Klasse zusammen war. "Falls du dich jetzt wunderst; dein Vater hat deine Mutter mit meiner Mutter betrogen. Es war zwar nur eine Nacht, aber das genügt ja schon." Einfach unglaublich.

"Jedenfalls war meine Mutter dann schwanger mit mir. Sie hatte ihm aber nie etwas erzählt, weil sie deiner Mutter nicht wehtun wollte. Die beiden waren nämlich recht gut miteinander befreundet. Deine Eltern sind zusammen weggezogen zum Studieren und meine Mutter ist bei ihren Eltern geblieben. Naja, und neun Monate später war ich dann geboren."

Wie alt war er dann? 26 so um den Dreh? Das war verdammt lange her. "Es war für mich nicht immer leicht, weil alle anderen Kinder immer mit ihren Vätern zu sehen waren und ich nur mit meiner Mutter oder Großeltern. Meine Mutter hatte mir nie etwas über meinen Vater erzählen wollen. Ich wusste nie, wieso. Ich war zu klein, um es zu verstehen, meinte sie immer."

Feinde unter einem Dach  [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt