Kapitel VIII

49.1K 2.3K 322
                                    

Maxims Sicht

Ich wachte mit höllischen Kopfschmerzen auf. Wo war ich? Ich richtete mich auf. Mein Kopf dröhnte. Ich hatte einen tierischen Kater. Ich konnte mich an nichts mehr wirklich erinnern. Nur an zwei unglaublich weiche und perfekt geformte Lippen, die meine trafen und wie füreinander geschaffen waren.

Doch als mir einfiel, wem diese Lippen gehörten, spürte ich ein komisches Gefühl in meinem Magen. Ich stand auf und rannte ins Bad.Woher ich wusste, wo es war? Kein Plan. Das Einzige, was ich wusste,war, dass ich mit Nicolas rumgemachte hatte. Und dass es mir gefallen hat.

Gott wurde ich jetzt etwa schwul? Nein, ich war nicht schwul. Ich war hetero durch und durch. Ich liebte es Frauen zu vögeln, egal ob Kim oder andere, auch wenn ich sie bestimmt nicht liebte.

Ich spülte meinen Mund aus und ging in den Flur. Ich war auf jeden Fall schon mal nicht bei Nicolas, Kimberly oder Mason. Trotzdem wusste ich nicht, wessen Haus das war. War mir jetzt auch egal. Ich lief die Treppe runter direkt nach draußen und ab zu Nicolas.

Wussten Nicks Eltern wohl, dass ich weg war? Oder noch schlimmer wusste sie von dem Kuss? Ich schüttelte die Gedanken weg und machte mich auf den Weg zu ihnen. Hoffentlich hatte Nick mich nicht verraten. Würde er so was denn machen? Da ich so überhaupt keine Ahnung hatte, wo ich gerade war, ließ ich mich von meinem Handy navigieren. Ein seltsames Gefühl.

□■□■□■□■□■

Im Endeffekt musste ich 15 Minuten gehen. Aber in dieser Viertelstunde ist mir noch kein Weg eingefallen, wie ich unbemerkt ins Haus kommen sollte. Vor allem, weil ich ja noch nicht mal einen eigenen Schlüssel hatte. Dammit! Wie sollte ich denn jetzt rein kommen? Toll gemacht,Maxim.

Ich lief auf die andere Seite des Hauses unter Nicks Zimmer. Hoffentlich war er schon wach. Naja, getrunken hatte er ja nicht viel, soweit ich wusste. Ich sammelte ein paar kleine Steine und schmiss sie an sein Fenster. Wie in einem dieser kitschigen Teenie-Film, wo der beliebte Junge zu dem schüchternen Mädchen geht, in das er sich heimlich verliebt hat. Ich musste mir mit Kim immer diese schlechten Filme anschauen. Wenigstens durfte ich sie danach immer knallen. Das war der einzige Vorteil, solcher Filme.

Ich sah, wie Nicolas am Fenster stand und es schnell öffnete, als er mich erkannte. Unsere erste Begegnung seit dem Kuss. War es schon irgendwie komisch. "Mach mir mal bitte die Tür auf." Ohne etwas zu sagen, schloss er das Fenster wieder. Ob er mich jetzt wirklich reinlassen wollte oder einfach keinen Bock auf mich hatte,wusste ich nicht.

Ich lief wieder zurück zur Eingangstür und hoffte, er würde mir die Tür aufmachen. Vor der Tür begrüßte mich ein eher wenig gut gelaunter Nicolas. "Wo warst du?", fragte er verärgert."Ich weiß es selber nicht genau. Ich will nur duschen gehen."Ich fühlte mich super dreckig. Nicht nur im übertragenen Sinne, sondern wirklich schmutzig.

Nicolas trat beiseite und ließ mich endlich rein. "Meine Eltern denken,dass du die Nacht hier warst. Du bist mir was schuldig.", meinte er und ging vor mir die Treppe hoch. Hatte nur ich das Gefühl, das er sich wie ein Mädchen benahm? Aber ich war ihm bestimmt nichts schuldig.

"Du hättest deinen Eltern ruhig sagen können, dass ich nicht da bin.Ich bin dir nicht im Geringsten etwas schuldig." In seinem Zimmer schnappte ich mir schnell eine neue Boxer und verzog mich zum Duschen.

Irgendwie war so eine angespannte Stimmung zwischen Nick und mir, die mir sogar nicht gefiel. Sie hatte etwas Kaltes, wie die Gespräche mitmeinen Erzeugern. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass sie mich rausgeschmissen haben. Wenn mein Vater jetzt auch noch von dem Kuss zwischen Nick und mir wüsste, wären das meine letzten Minuten auf Erden. Eigentlich durfte keiner davon erfahren. Nur doof, dass das meine Freunde mitbekommen hatten beziehungsweise es deren Schuld war.

Gott wenn die Schule das erfuhr, war ich meinen Ruf los. Das konnte ich sogar nicht gebrauchen. Auch die Sache mit meinen Eltern darf nicht an die Öffentlichkeit geraten.

■□■□■□■□■□

Nachdem ich mich geduscht hatte, ging ich in die Küche. Ich hatte vollschmacht. Das war bei mir immer so nach dem Saufen. Und gestern hatte ich ordentlich Gas gegeben, nach der Sache mit Nicolas. Ich wollte mir das Gehirn wegsaufen, damit ich nicht immer daran denken musste.Es war eben der beste Kuss meines Lebens.

Ich habe dabei nicht mal bemerkt, dass ich ihm meine Zunge in den Hals gesteckt hatte. Erst als es zu spät war, hatte ich es realisiert.Ich hab mich sofort von ihm gelöst und bin weg. Naja, nicht ganz weg. Nur in die Küche und habe einen Shot nach dem anderen runtergekippt.

Trotzdem hatte es nicht geholfen, diesen Vorfall zu vergessen. Wahrscheinlich war mein Körper diese Mengen von Alkohol schon gewöhnt, immerhin ging ich jedes Wochenende trinken. Susi stand in der Küche und kochte.

"Guten Morgen, Maxim.", lachte sie, "Wie war es gestern?"Wow, diese Frau hatte es echt drauf, mir das Gefühl zu geben,wichtig zu sein. "Ganz gut.", antwortete ich. Es gab halt so seine Höhen und Tiefen. "Habt ihr viel getrunken?""Nicolas glaube ich nicht. Ich hab mich beherrscht."

Ich fand es nicht richtig, sie zu belügen, aber ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass ich mich abgeschossen habe. Nachher will sie mich nicht mehr bei sich wohnen lassen, weil ich einen schlechten Einfluss auf ihre Söhne haben könnte. Jetzt wo ich darüber nachdachte, könnte das sogar stimmen.

Ich war schlecht in der Schule, prügelte mich und ging jedes Wochenende saufen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mich nicht unbedingt anmeine Freundin band. Kurz gesagt, ich vögelte mich durch die Stadt,obwohl ich in einer Beziehung war. Ich war es ja nicht anders gewöhnt. Ich hatte ja nur meinen 'Vater' als Vorbild und der hatte jede Woche eine andere am Start trotz Ehe.

"Essen ist gleich fertig. Kannst du den anderen Bescheid sagen?", bat Susi mich und verschaffte mich somit wieder in die Realität. Ich nickte und ging erst zu dem Arbeitszimmer von Doktor Schulte. Ich klopfte und betrat das Zimmer.

"Oh Maxim. Was gibt's?" Ich mochte ihn wirklich. Er hatte so eine lockere Art. Es war bestimmt cool, ihn als Vater zu haben. "Ich sollte Ihnen sagen, dass das Essen gleich fertig ist." Er nickte und stand auf. Ich ging aus dem Raum und machte mich auf den Weg nach oben.

Zuerst zu Jannik, weil ich Nicolas nicht wieder unter die Augen treten wollte. Jannik schlief noch. Gott war das ein Suchti. Ich klopfte nur an Nicks Tür und sagte: "Es gibt gleich Essen." Bevor ich gehen konnte, machte er die Tür auf.

Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihm in seine braunen Augen."Ist was?", fragte Nick gereizt. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er hatte seine Tage. Ich schüttelte meinen Kopf und lief die Treppe runter. Was zur Hölle war das?Stimmte etwa etwas nicht mit mir?

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Endlich ein neues Kapitel nach so langer Zeit. Hoffe es hat euch gefallen, mir nämlich überhaupt nicht.

Ideen oder Vorschläge, wie es weiter gehen soll?

Feinde unter einem Dach  [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt