Kapitel II

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Maxims Sicht

Ich war super froh, als die scheiß Schule endlich aus war. Gut, dass die letzten beiden Stunden Sport waren und ich nicht wieder irgendeinem Spasten zuhören musste, der irgendwelche Scheiße laberte. Schule war so unnötig.

Wenn ich die Schule endlich fertig habe, mache ich gar nichts mehr. Außer Party natürlich. Warum auch? Meine Alten hatten genug Kohle. Wieso sollte ich mich anstrengen, wenn ich die genauso gut nach Geld fragen konnte.

Mit schnellen Schritten machte ich mich auf den Weg nach Hause. Ich wollte jetzt nichts Anderes, als duschen und saufen. Ich schloss die Haustür auf und schmiss meinen Rucksack in irgendeine Ecke. Ich würde sowieso keine Hausaufgaben machen. Machte ich nie.

"Bin wieder da, falls es jemanden interessiert!", rief ich. Ich konnte die Stimmen meiner Eltern aus ihrem Büro hören. Immer mussten sie arbeiten. Okay, wenn nicht, hätten wir keine Kohle. Ich ging in die Küche und suchte nach was zu essen. War ja klar, dass nichts da war. Und freitags kam unsere Köchin auch nicht. Tolle Sache ... nicht!

"Maxim!",brüllte mein Vater. Was wollte der denn jetzt?! "Küche!"Ich hörte seine schweren Schritte auf dem Marmorboden. Er stellte sich direkt vor mich. "Die Schule hat angerufen. Du hast dich schon wieder geprügelt?" Ich zuckte desinteressiert mit den Schultern.

"Ja.Und?" "Wir schicken dich nicht umsonst zu einem Therapeuten!" "Der Typ hat mich provoziert! Er ist selber schuld. Wer mich Schwuchtel nennt, bekommt aufs Maul!" "Na und? Du musst da rüber stehen! Ich kann diese Rosettenspreizer auch nicht leiden, prügel sie aber nicht gleich windelweich!" So langsam wurde ich wütend.

Was wollte er denn jetzt von mir?! "Ist ja jetzt auch zu spät!"Mein Vater machte einen Schritt auf mich zu. "Wenn du dir so etwas noch mal leistest, fliegst du von der Schule." "So what? Schule ist sowieso unnötig." "Was willst du nach deinem Abschluss machen? Falls du ihn überhaupt bekommst." "Ich hab doch euch." "Du willst dich also auf unsere Kosten amüsieren?" Mein Vater wurde immer lauter.

Ich nickte nur. Das war in meinen Augen die Vorstellung von einem perfekten Leben. "Jetzt hör mir mal ganz genau zu, Sohn. Mir reicht es mit dir. Ich hätte dir heute deine letzte Chance gegeben.Doch die hast du dir mit der Aussage eben verspielt. Pack deine Sachen und verlass dieses Haus!" "Was?!" "Sofort!",brüllte er mir ins Gesicht. "Wo soll ich denn hin?" "Das ist mit so egal. Und jetzt geh!"

Entsetzt stampfte ich ins Arbeitszimmer zu meiner Mutter. "Der will mich rauswerfen. Mach was dagegen." Sie blickte von ihren Unterlagen auf. "Wenn er das sagt, hat er sicherlich seine Gründe.",meinte sie trocken und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Wo bin ich hier nur reingeraten?!

Mein Vater kam durch die Tür. "Was machst du noch hier?Verschwinde!" Der meinte das wirklich ernst. Kopfschüttelnd lief ich in mein Zimmer. Ich packte schnell ein paar meiner Sachen,nur das Wichtigste, und ging dann wieder in den Flur. Ohne ein weiteres Wort verschwand ich nach draußen.

Wo sollte ich denn jetzt hin? Ich konnte ja schlecht zu meinen Freunden gehen und denen erzählen, dass meine Eltern mich nicht mehr haben wollten. Verwandte hatte ich auch nicht, zu denen ich konnte. Nur meine Cousine, aber sie wohnte in Italien.

Ich lief ein wenig herum. Auf der Straße konnte ich auch schlecht schlafen. Unbewusst war ich den Weg zu meinem Therapeuten gegangen.Ich mochte Dr. Schulte. Er war cool drauf. Wenn man vom Teufel sprach.

Gerade verließ er seine Praxis. "Oh, hallo Maxim. Was machst du denn hier?", fragte er, als er mich entdeckte. "Ehh, ich mache nur einen Spaziergang." Er schaute mich ungläubig an. Okay, das war nicht sehr überzeugend, musste ich zugeben.

"Was ist wirklich los?", hakte er nach. "Meine Eltern haben mich rausgeschmissen und jetzt bin ich auf der Suche nach einem Schlafplatz.", gestand ich und schaute zu Boden. Auch wenn ich mit dem Doc über alles reden konnte, war es mir peinlich ihm zusagen, dass meine Eltern mich nicht mehr wollten. Wem wäre es das nicht?

"Wenn das so ist, kannst du gerne mit zu mir. Meine Frau hat da bestimmt nichts gegen." Mit geweiteten Augen sah ich zu ihm auf. War dass ein Ernst? "Na komm. Mein Auto steht gleich um die Ecke."Das hörte sich so an, als ob er ein Pädophiler wäre und mich mitnehmen wollte. Ich hatte ja keine andere Möglichkeit und somit folgte ich ihm zu seinem Auto.

Etwas zögerlich stieg ich in den Audi. Er startete den Motor und fuhr los."Sie verdienen gut, oder?", fragte ich in die Stille hinein. "Wie kommst du da drauf?" "Der Wagen. Mit der Ausstattung hat der bestimmt 65.000 € gekostet." Er fuhr einen Audi A5 Sportback 3.0 tdi. "Kommt gut hin."

Nach zehn Minuten Fahrt kamen wir zum Stehen. Er stieg aus und ich tat es ihm gleich. "Hier wohnen Sie?" Wir standen vor einem recht großen zweistöckigen Haus. Dennoch war es bei Weitem nicht so riesig wie mein Altes. Wie die meisten Häuser war es weiß.

"Ganz genau." Er ging voran und schloss die Tür auf. "Fühl dich hier wie zu Hause.", sagte er und zog seine Jacke aus. "Essen ist fertig.", rief eine weibliche Stimme aus der Küche. "Komm mit. Ich stell dich meiner Familie vor." Er steuerte den Raum an, aus dem die Frau eben zu hören war.

Eine zierliche Frau Mitte 40 mit kurzen braunen Haaren drehte sich zu uns."Wen haben wir denn da?" "Ich bin Maxim." "Maxim übernachtet hier für eine Weile.", erläuterte Dr. Schulte."Oh, in Ordnung. Ich zeig dir nach dem Essen das Haus.",lächelte die Frau, "Ich bin übrigens Susanne, aber du kannst mich ruhig Susi nennen." Ich nickte nur. So eine liebevolle Frau hab ich noch nie erlebt. Okay, ich hatte auch nur meine Mutter als Vergleich und bei ihr fehlte es ein wenig an Freundlichkeit und allem Anderen.

Als ich Schritte auf der Treppe hörte, drehte ich mich um. Der Doc hatte schon mal erwähnt, dass er zwei Kinder hatte, aber gesehen, hatte ich sie noch nie. Hoffentlich hatte er eine heiße Tochter, dann wäre mir hier wenigstens nicht langweilig.

"Was gibt's zu- was macht der hier?" Och nö. Als wäre mein Tag nicht schon scheiße genug gewesen, durfte ich jetzt mit dem Typ, den ich am wenigsten mochte, zusammenleben.

Mit Nicolas.

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Naa? Wie findet ihr die Geschichte bis jetzt so? Würde mich über Vorschläge freuen.

Feinde unter einem Dach  [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt