Nicolas' Sicht
Es machte mich glücklich, Maxim glücklich zu sehen. Alles wendete sich gerade zum Guten in seinem Leben. Und das hatte er nach den ganzen Strapazen wirklich verdient.
Er hatte einen tollen Freund - hust hust -, sein bester Freund hatte sich bei ihm entschuldigt, sowie seine Mutter, sein Vater würde bald im Gefängnis landen und unser Abschluss stand kurz bevor.
Kurz hieß so ungefähr gut zehn Minuten. Unser Direktor hielt gerade eine Rede, nachdem mein Theaterkurs seine Aufführung beendet hatte. In wenigen Minuten würden wir unsere Zeugnisse in den Händen halten.
In der Aula saßen fast 150 Schüler mit Familie, also waren es mindestens 500 Leute und das bei einer Hitze von 25 ° Celsius ohne Klimaanlage. Um es kurz zu fassen; es war todes heiß. Die Frauen fächerten sich mit irgendwelchen Blättern Luft zu und die Männer tupften sich immer wieder ihre schweißnasse Stirn ab.
Vor allem saßen die meisten Männer hier im Anzug, denn wir mussten uns schick kleiden. Ich beneidete die Mädchen gerade, die mit ihren kurzen Kleidern dort saßen. Was würde ich jetzt nur für eine kurze Hose tun.
Irgendwann war es dann an der Zeit, dass wir uns in alphabetischer Reihenfolge aufstellen sollten, um unser Zeugnis in Empfang zu nehmen. Als würde ich nicht schon genug schwitzen dank der Hitze, fingen meine Hände langsam an, feucht zu werden.
Der einzige Gedanke, den man auf dem Weg über die Bühne zu seiner Klassenlehrerin hat, war 'bitte lass mich nichts Peinliches anstellen'. Als Mann hatte ich das Glück, keine hohen Schuhe tragen zu müssen. Alle Mädchen hatten nämlich Angst darin umzuknicken oder so. Aber diese Nervosität war es wert, endlich frei zu sein und seinen Abschluss zu besitzen.
Maxim hatte vor mir sein Zeugnis bekommen, da er durch seinen Nachnamen weiter vorne war. Ich war fast einer der Letzten in unserer Klasse, da mein Nachname mit S begann. Obwohl Jasmin sogar noch nach mir kam.
"Er hatte nicht nur die besten Noten in allen drei Zentralen Prüfungen, sondern auch das beste Zeugnis des gesamten Jahrgangs. Nicolas Schulte!", rief unser Schulleiter. Etwas überfordert und überrascht ging ich die Treppe hoch zu meiner Klassenlehrerin und dem Direktor.
"Wirklich gut gemacht.", flüsterte mir meine Klassenlehrerin ins Ohr, als sie mich umarmte. Ich würde diese verrückte Frau definitiv vermissen. Der Schulleiter schüttelte meine Hand und mit einem riesigen Grinsen ging ich von der Bühne zu den Anderen, um Fotos zumachen.
Maxim stellte sich neben mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Ich bin stolz auf dich.", murmelte er. "Ich auch auf dich."Das gemeinsame Lernen hatte sich wirklich ausgezahlt. Er hatte seine ZP's mit Bravour bestanden und hatte sogar einen recht guten Abschluss bekommen.
Aber niemals hätte ich gedacht, dass ich Jahrgangsbester werde. Ich war zuvor schon immer Klassenbester, aber zu wissen, dass ich der Beste von knapp 150 Schülern war, war wirklich unglaublich.
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Nachdem wir ganz viele Fotos hatten machen lassen, hatte meine Familie beschlossen, bei Jasmin essen zu gehen. Warum auch in einem teuren Restaurant speisen, wenn man auch um die Ecke zu seiner besten Freundin konnte? Natürlich begleitete uns Maxim dorthin.
Aber nicht nur er, sondern auch seine Mutter und Magnus mit seiner kleinen Familie. Mason wäre auch gerne mitgekommen, aber seine Eltern waren zu aufgeblasen und wollten auf keinen Fall 'in solch einem Restaurant' gesehen werden. Snobs! Mason konnte einem manchmal schon leidtun.
Dennoch war die Runde groß genug mit neun Leuten. Während wir aufs Essen warteten, unterhielt sich jeder mit jedem. Jannik schrieb unterm Tisch grinsend vor sich hin - das konnte nur Tatjana sein.
Meine Eltern unterhielten sich mit Maxims Mutter, die meiner Familie unheimlich dankbar war, dass wir Maxim aufgenommen hatten. Allerdings wollte sie, dass Maxim wieder zu ihr zog, was uns beiden nicht ganz so zusagte.
Und Maxim hielt meine Hand, während er mit seinem Halbbruder und dessen Mann Fabio redete. Ihre gemeinsame, kleine Tochter Helen schlief schon in ihrem Kinderwagen.
Die Kleine war so niedlich. Magnus und Fabio hatten sie aus China adoptiert und sie war eine quirlige Dreijährige. Sie hatte ihre Väter, ihren Onkel, mich und alle Anderen um ihren kleinen Finger gewickelt. Wenn sie groß ist, wird sie auch alle anderen Jungen in ihren Bann ziehen, so viel stand fest.
"Willst du nachher noch zur Abschlussparty?", fragte mich Maxim zwischendurch. Ich schaute ihn unsicher an. Mehr als 100 Jugendliche auf einem Haufen, die sich betranken und sonst was machten? Ob das mal so gut war.
"Ich würde lieber mit dir im Bett liegen, kuscheln und ein paar Filme schauen.", antwortete ich ehrlich. Ich war nie der Party-Typ, obwohl mir die Letzte auf Umwegen meinen Freund beschaffen hat.
Maxim grinste breit. "Oh gut. Ich hab nämlich auch keine Lust auf Feiern. Ein Abend mit dir reicht mir." Dieser Schleimbolzen! Aber süß war es trotzdem irgendwie.
Aber es war wirklich so. Wir sollten die Zeit zusammen noch genießen, bis Maxim wieder zu seiner Mutter ziehen muss. Sie hatte uns gnädigerweise eine Woche Zeit gegeben, damit Maxim alles packen konnte und so.
Nach dem Dessert machten wir uns wieder auf nach Hause. Jasmins Mutter hatte Maxims und mein Essen doch eiskalt nicht abgerechnet. Das war sozusagen unser Abschlussgeschenk. Ich liebte diese Frau einfach. Immer wieder konnte ich kostenlos bei Jasmin essen.
Maxim und ich verzogen uns in unser Zimmer und zogen uns etwas Gemütliches an. Während ich Popcorn machte, suchte Maxim den Film aus, den wir schauen würden.
Als ich mit einer Schlüssel Popcorn, einer Schüssel Chips und einer Tafel Schokolade wiederkam, liefen bereits die Trailer. "Was schauen wir?", fragte ich Maxim und machte es mir neben ihm auf dem Sofa gemütlich.
"Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2." Oh mein Gott, ich liebte diesen Film. Das war einer meiner Lieblingsteile.
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125 atemberaubende Minuten später liefen mir doch wirklich Tränen übers Gesicht. Dieser Film war so gut, so emotional. "Warum weinst du?", wunderte Maxim sich.
Ich nickte. "Es ist nur so unglaublich, dass sie selbst nach dieser langen Zeit noch alle glücklich sind und keine Gefahr mehr droht. Es ist zwar gut, aber wenn man sieben Jahre in ständiger Gefahr gelebt hat, wie kann man dann ohne? Das ist doch voll die Umstellung."
Eigentlich ging es mir nicht wirklich um den Film selber, sondern um das, was ich mit dem Ende assoziierte. Es erinnerte mich so sehr an mein Leben, wenn auch ohne die Magie und das Ganze.
Ich hatte eine große Hürde in meinem Leben geschafft; meinen Abschluss. Nach langer Zeit war ich ohne, auch wenn ich aufs Gymnasium wechselte. Das Gewohnte ist nicht mehr da.
"Es wird sich alles ändern, Maxim.", murmelte ich und sah zu ihm."Wie meinst du das?" "Du beginnst deine Ausbildung, ich gehe weiterhin zur Schule und mache mein Abi. Du ziehst zu deiner Mutter und ich bleibe hier."
"Gewisse Sachen werden sich ändern, aber nicht unsere Beziehung. Wir werden zwar weniger Zeit haben, uns zu sehen, aber diese Zeit ist es wert. Und bis dahin haben wir noch die Ferien." Er hatte recht. Warum in Zweifel versinken, wenn wir die gemeinsame Zeit nutzen konnten? Ich sollte aufhören, mir ständig Gedanken über alles zu machen, und stattdessen die Zeit genießen.
Ich bin Maxim unendlich dankbar, dass er mich aushielt, egal was war. Er hat mir eine bessere Seite des Lebens gezeigt, die ich nicht missen möchte.
Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und schaute ihm tief in die Augen."Ich liebe dich, Maxim."
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Ich sitze gerade mit meiner Oma und Mutter beim Arzt und muss auf die beiden warten, da dachte ich mir, warum nicht einfach jetzt schon das Kapitel posten? So here is it!
Das letzte Kapitel Ladies and Gentlemen! Was sagt ihr? Seid ihr aufgeregt, wie es endet? Was erwartete ihr vom Epilog?
Mir ging es nach dem letzten Harry Potter so ähnlich wie Nicolas. Der Film war wirklich toll.
Lots of love, Joe ❤
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Feinde unter einem Dach [BoyxBoy]
General FictionNicolas und Maxim kommen gar nicht miteinander aus. Sie können sich seit dem Kindergarten schon nicht leiden. Warum? Das wissen sie selber nicht genau. Nicolas ist eher der ruhige Typ, der am liebsten Zuhause rumhockt. Maxim ist das komplette Gegent...