Kapitel XXXVII

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Nicolas' Sicht

Es waren ein paar Tage vergangen seit dem Treffen mit Maxims Halbbruder Magnus. Die beiden haben in der Zeit viel miteinander geschrieben und sind sich näher gekommen. Ich freute mich so für Maxim, dass er doch mehr Verwandtschaft hat, als nur seine Cousine.

Es war anfangs schwer für ihn, diese Tatsache zu akzeptieren, aber jetzt war er glücklicher, als je zuvor. Er wusste, dass er von Menschen umgeben war, die ihn liebten. Und das hatte er sich auch redlich verdient.

Doch jetzt stand wohl einer der schwierigsten Schritte für ihn an; ein Besuch bei seinen Eltern. Mein Vater begleitete ihn und Magnus wollte auch mitkommen. Maxim hatte mir aber nahezu verboten, sie zu unterstützen. Er wollte nicht, dass ich seine Eltern unter solchen Umständen traf.

Ich konnte es einerseits verstehen, aufgrund der ganzen Dinge, die sie abgezogen hatten. Aber andererseits wollte ich sie auch kennenlernen und mir ein eigenes, besseres Bild über sie machen. Ich wollte die Menschen kennenlernen, die meinen Freund aufgezogen und dann gnadenlos rausgeschmissen haben.

Mir war klar, warum mein Vater mitging. Er war der 'Aufpasser', damit Maxims Eltern keinen Scheiß abzogen oder sogar handgreiflich wurden.Und Magnus war dabei, um seinen Vater wiederzusehen und ihm zuzeigen, dass er Maxim gefunden hatte und unterstützte.

Warum war ich denn dann nicht dabei? Ich war sein Freund. Die seelische Unterstützung, die er brauchte. Wir hatten in den letzten paar Tagen zwei mehr oder weniger große Krisen durchgestanden. Auch wenn ein Besuch bei seinen Erzeugern die Größte von allen war, wollte ich auch diese mit ihm durchstehen.

Um ehrlich zu sein, verletzte mich das gerade etwas. Vielleicht machte ich mir auch einfach zu viele Gedanken darüber. Vielleicht sollte ich weniger egoistisch sein und an Maxim denken. Wenn er das so wollte, dann hatte das schon seinen berechtigten Grund dafür.

Sie hatten beschlossen, ihnen am Sonntag einen Besuch abzustatten, da da die Wahrscheinlichkeit am höchsten war, sie anzutreffen. Als wären Sonntage nicht schon langweilig genug, musste ich jetzt auch noch auf die Rückkehr der drei warten.

Wie ist es wohl verlaufen würde? Was haben sie besprochen? Sind sie sich einig geworden? Hat es viel Stress gegeben? Wie hat Maxims Vater auf Magnus' Anwesenheit reagiert? So viele Fragen.

Mir fiel es unglaublich schwer, mich beschäftigt zu halten. Filme lenkten mich nicht völlig ab, beim Playstation Spielen mit Jannik war ich auch nicht ganz bei der Sache und meine Mutter war am Kochen und sie wollte nicht, dass ich mich am Ende noch verbrannte oder schnitt.

Und jetzt saß ich im Wohnzimmer auf dem Boden, umgeben von Fotos aus meiner Kindheit. Meine Mutter war eine kleine Hobby-Fotografin und vom ersten Kind macht man meistens mehr Fotos. Deswegen gab es von mir reichlich. Am meisten dann natürlich die Peinlichen.

Auf einem war ich zu sehen, wie ich auf dem Arm meines Vaters war, heulte wie sonst was und mein Vater hilflos in die Kamera schaute. Meine Mutter machte natürlich erst mal ein Foto davon, wie ich mir die Augen ausweinte, anstatt meinem ratlosen Vater zu helfen.

Ich wusste sogar noch ganz genau, was an diesem Tag war und warum ich sosehr geweint hatte.


Heute haben wir im Kindergarten ein Sommerfest. Alle Mamas und Papas kommen. Es gibt etwas zu essen und trinken. Und ich kann im Sandkasten mit Jasmin spielen.

Jasmin ist meine beste Freundin seit ein paar Wochen. Niemand wollte mit ihr in der Erde buddeln, also habe ich ihr geholfen. Keiner mag mich außer Jasmin.

Am schlimmsten ist Maxim. Er tut mir immer weh oder nimmt mir meine Spielsachen weg. Er ist total gemein. Ich mag ihn nicht.

Als wir im Kindergarten ankommen, renne ich sofort zu Jasmin. Ich mag sie wirklich sehr. Sie ist meine aller beste Freundin.

Feinde unter einem Dach  [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt