Es war erst ein paar Tage her, dass Vegeta Piccolos Tod verkündet hatte. An alles, was danach geschehen war, erinnerte er sich kaum noch. Da waren so viele Entsetzensschreie gewesen, Unglauben überall, erneute Tränen, gefolgt von einem hektischen Treiben und so vieler unbedeutender Worte, die er, kaum, dass er sie gehört hatte, wieder vergessen hatte. Was er jedoch nicht vergessen hatte und was ihm zusehends immer mehr Sorgen bereitete, war Gokus Verhalten. Nachdem er vor Gohans Schlafzimmer zusammengebrochen war und irgendwann keine weiteren Tränen mehr hatte vergießen können, war er verstummt. Hatte sich aufgerichtet, sich die Spuren des Zusammenbruches aus dem Gesicht gewischt und sich auf seine Beine zurück gekämpft. Er hatte tief durchgeatmet und einen letzten Blick in das Zimmer seines Sohnes geworfen, bevor er Vegeta die Hand zum Aufstehen gereicht hatte. Auf dessen Frage, ob es ihm gut ginge, hatte Goku nicht geantwortet, hatte nur gemeint, dass sie jetzt zu den anderen gehen mussten, um ihnen beizubringen, dass nun auch Piccolo von ihnen gegangen war...
Nachdem sie die ganze Nacht in Son Gohans Haus verbracht hatten, waren sie erst am frühen Morgen in die Bergen zurückgekehrt, zusammen mit Goten und Trunks. Die beiden Halb-Saiyajins hatten sich in ihr Zimmer verzogen und ihre Väter hatten es ihnen gleichgetan. Kaum waren sie alleine gewesen, hatte sich Goku einfach stumm hingelegt und die Augen geschlossen als ob er vor lauter Erschöpfung einfach nur schlafen wollte, was er jedoch nicht konnte. Trotzdem hatte er es getan als wollte er diese Nacht einfach nur vergessen. Für gewöhnlich sah die Welt nach einer ordentlichen Mütze Schlaf nicht mehr so dunkel aus, doch Goku war ein solcher ‚Neustart' einfach nicht vergönnt...Die darauffolgenden Tage erlebte Vegeta dann auch wie sehr sich sein Artgenosse verstellen konnte. Wie er still vor sich hin leiden konnte. Wenn er bei ihren Familien und Freunden war, war er derselbe fröhliche Saiyajin, wie man ihn eben kannte. Er spendete Trost, brachte sie zum Lachen und ließ ihre Welt in einem Licht erstrahlen, welches nur Goku zu vermitteln wusste. Doch wenn man genau hinsah, oder er sich unbeobachtet fühlte, konnte man ihm seine eigene Trauer deutlich ansehen. Zumindest Vegeta konnte es, auch wenn er selbst ihm gegenüber so tat, als wäre er in Ordnung. Doch er war alles andere als das. Und am heutigen Tag, am Tag der Beerdigung von Son Gohan und Piccolo, konnte er seine Fassade nicht mehr länger aufrecht halten...
Er stand mit dem Rücken zu Vegeta in ihrem Zimmer im Haus in den Bergen und versuchte sich seine Krawatte zu binden, während der Prinz sich gerade einen schwarzen Blazer überzog.
„Vegeta...?"
Sich von seinem Spiegelbild abwendend, da er noch überprüfen wollte, ob alles richtig saß, blickte er auf Gokus Rücken. „Ja?"
„Kannst du mir...helfen? Diese dämliche Krawatte...sie...will einfach nicht richtig sitzen."
Als Vegeta die zitternden Schultern seines Geliebten bemerkte, ging er schnellen Schrittes zu ihm. Gokus Blick war auf das Stück Seide um seinen Hals gerichtet, dessen Enden er mit seinen zitternden Händen zu verknoten versuchte. Dazu kam, dass er kaum noch etwas erkennen konnte, denn in seinen Augen standen dicke Tränen, die ihm die Sicht nahmen. Selbst als Vegeta seine Hände auf die seinen legte und sie von der Krawatte fortzogen, schien das der Ältere gar nicht wirklich wahrzunehmen. Er starrte weiterhin an sich hinab.
„Ich...ich kann das nicht.", murmelte er vor sich hin.
Vegetas Augen zogen sich fragend zusammen, während er sich die beiden Enden der Krawatte schnappte und das eine um das andere band. „So schwer ist das nicht..." Mit einem letzten geschickten Handgriff verknotete er die Krawatte und schob den Knoten nach oben, dann blickte er zu Goku auf, dem die Tränen nun über die Wangen liefen. „Siehst du? Schon erledigt."
„Ich ertrag das nicht, Vegeta."
„Zu eng?"
Der Prinz wollte den Knoten schon etwas lockern als Goku plötzlich dessen Hände packte und von sich schleuderte. „Ich sagte, ich ertrag das nicht mehr!!", schrie er ihm unvermittelt plötzlich mitten ins Gesicht. „Hast du überhaupt den leisesten Schimmer, wie sich das anfühlt?! Wie es sich anfühlt, wenn jemand stirbt, weil seine Zeit gekommen ist und wir ihn NICHT wiederbeleben können?!"
Vegetas Gesichtszüge versteinerten. „Nein." Er trat einen Schritt zurück. „...ich weiß nur, wie es sich anfühlt, wenn einem gesagt wird, dass so ziemlich jeder, den man kannte, tot ist."
Gokus Augen weiteten sich und schon im nächsten Moment taten ihm seine eigenen Worte leid. Es war nicht fair, Vegeta an den Kopf zu werfen, dass er die letzten Jahre nicht hier gewesen war. Nicht jetzt. Nicht an diesem Tag.
„Es...es tut mir leid. Das war gemein. Ich wollte nicht, also...ich..."
„Schon gut, Kakarott, vergiss es. Ich versteh's. Man...sollte seine eigenen Kinder nicht...nicht zu Grabe tragen müssen. Egal...egal wie alt sie geworden oder wie krank sie gewesen sind. Das ist einfach nicht richtig..."
Bei diesen Worten schossen weitere Tränen in Gokus Augen. „Oh Gott...Vegeta. Es...es ist Son Gohan...mein Gohan..."
„Ich weiß..."
„Gohan und Piccolo...die beiden...sie...sie waren...immer da..."
„...ich weiß..."
„Über achtzig Jahre lang...waren sie immer da. Waren immer mehr für mich da gewesen als...als ich für sie..."
„...Goku..."
„Es...es ist doch...", er brach ab, schluckte heftig, setzte erneut an, „Gohan...er hatte immer ein Gespür dafür gehabt, wenn es mir nicht gut ging...und Piccolo...er...er wusste immer das Richtige zu sagen..."
Vegeta war klar, dass er nichts sagen konnte, um Kakarott diese Trauer zu nehmen, weswegen er einfach nur dessen zitternden Körper stumm in seine Arme zog und ihn fest an sich drückte. Er fühlte sich machtlos. Es gab einfach nichts, dass er sagen konnte, nichts, dass es erträglicher machen würde. Doch es war, es war nun einmal der Lauf des Lebens. Eines sterblichen Lebens...
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Feel the Love you can't live without [R 18+]
Fanfiction„Ich bereue keine Sekunde, die ich an deiner Seite oder als dein Gegner verbracht habe, denn all diese Erlebnisse haben uns dahin geführt, wo wir heute stehen. Einander gegenüber und ... vollkommen süchtig nacheinander." Diese Geschichte handelt von...