12. "Wie doch die Zeit vergeht"

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Der Herbst ging langsam in den Winter über und der Winter in den Frühling. Nicht das man in Kalifornien viel davon mitbekam, es war ja das ganze Jahr über warm.
Tony verbrachte die glücklichste Zeit seines Lebens. 

Er hatte so wenig feste Verpflichtungen wie noch nie, brauchte sich um nichts zu kümmern und durfte ungestört in seiner Werkstatt tüfteln. Zwischendurch ein paar Meetings und noch mehr Partys, kurzum gerade war sein Leben fast perfekt.

Pepper Potts war ein echter Glücksgriff gewesen. Gut, er war ein Genie, dass er richtig lag mit seiner Entscheidung war ja klar gewesen, aber dass sie so gut war hätte selbst er nicht erwartet. Er wusste, dass sie mit vielem nicht ganz einverstanden war, aber sie blieb immer absolut professionell und machte ihm, Gott sei Dank, keine Vorschriften. 

Immer öfter überließ er ihr große Teile der Entscheidungen oder bat sie, ihm ihre Einschätzung zu bestimmten Fällen zu geben. 

Und das zahlte sich sehr oft aus. Mit Freude dachte er zum Beispiel an die Tatsache zurück, dass er Dank ihr zuschauen durfte, wie Hammer Industries von den Medien durch den Fleischwolf gedreht worden ist.

Rückblick, November 1999:

"Miss Potts? Ich brauche Sie kurz!" 

Tony Stark saß vor seinen Computer in der Werkstatt und betrachtete gerade das holographische Innenleben eines Mikrochips, als er seine Assistentin zu sich bat.

Kurze Zeit später hörte er bereits das vertraute Klackern ihrer Schuhe und dann das Piepsen des Codefeldes, bevor sie schließlich in seinem Sichtfeld eintraf.
"Was kann ich für Sie tun, Sir?"
"Ich brauche Ihre Einschätzung, zu diesem Auftrag.", er reichte ihr diverse Bögen Papier, "die U.S. Army will diesen neuen Typ Drohne haben, aber ich habe keine Zeit mir das genauer anzuschauen. Machen Sie das und lassen Sie mich wissen, wie Sie zu dem Auftrag stehen." 

Er hatte ihr angesehen, dass sie diese Aufgabe überraschte, aber dann hatte sie leicht mit dem Kopf genickt.

"Wie Sie wünschen, Mr. Stark. Reicht es wenn ich ihnen meine Einschätzung morgen gebe, oder soll ich mich sofort daran setzten, Sir?"
Er hatte nur abgewunken,
"Diese traurigen Figuren von der Army sind völlig abhängig von mir. Sie könnten mir ihre Einschätzung auch nächstes Jahr noch geben und das wäre in Ordnung!"
"Bis nächstes Jahr sollte ich fertig sein", hatte sie lächelnd geantwortet, "sonst noch etwas, Mr. Stark?"
Er hatte nur den Kopf geschüttelt und sich wieder an die Arbeit gemacht.

Am nächsten Morgen hatte Pepper ihn dann in seiner Werkstatt aufgesucht und ihm ihren Bericht vorgelegt. Sechs Seiten Papier, inklusive Graphiken und Tabellen. Er musste wohl arg entsetzt geschaut haben, den Pepper bot so gleich an ihm die Zusammenfassung mündlich zu geben. 

Erleichtert hatte er genickt und sich zurückgelehnt.

"Die 'NP-2000 Drohne', die vom Militär angefordert wurde, dient dem Zweck, jegliches Leben in einem Umkreis von 2000 Metern auszulöschen.
Die Drohe funktioniert wie folgt. Sie scannt die Umgebung nach Wärme-Signaturen und greift dann auf ein vielfältiges Waffenarsenal zurück. Dabei soll sie präzise und leise vorgehen. In den Unterlagen der Army wird sie deshalb auch oft als 'leiser Tod' bezeichnet, klingt wie aus einem Sience-Fiction-Film, ist aber eine treffende Beschreibung. Die Drohne kann sowohl per Hand gesteuert werden, als auch eigenständig agieren. Auf jeden Fall, sollte sie das können. Soweit alles verstanden?" 

Tony hatte sie nickend zum Weiterreden aufgefordert. 

"Ich habe Nachforschungen betrieben und herausgefunden, dass viele in der Army, dieser Waffe zwiegespalten gegenüber stehen. Auch ihren Freund, Colonel Rhodes, habe ich angesprochen, der anscheinend zu diesen Leuten gehört. Einerseits verhindern solche Drohnen, dass sich unsere Soldaten in ein Krisengebiet wagen müssen, andererseits macht diese Drohne keinen Unterschied zwischen Leben. Anders als andere Drohnen die Stark Industries für die Army entworfen hat, ist diese Drohne eine wahre Menschenvernichtungswaffe. Wurde ein Mensch erkannt und befindet er sich im angegebenen Radius ist sein Leben verwirkt. Egal ob Freund oder Feind, ob Mann, Frau oder Kind. Befindet sich die Person im Zielgebiet ist sie tot.

Major Bennet hat mir zwar versichert, dass man diese Waffe nur einsetzten würde, wenn man weiß, dass sich in diesem Gebiet Terroristen oder feindliche Truppen verstecken, aber man kann sich leider nie ganz sicher sein.
Lukrativ ist das Angebot aber alle Mal! Sie haben sich die Zahlen sicher selber angesehen, deshalb gehe ich darauf jetzt nicht ein?", sie hielt fragend inne und Tony wedelte abermals mit der Hand, damit sie fortfuhr. 

"Zusammenfassend würde ich ihnen davon abraten diese Drohnen zu bauen, Sir. Mal ganz davon abgesehen, dass diese Drohne aus ethischen Gründen keine gute Sache ist, ist sie eben auch ziemlich skandalträchtig. Wenn die Army damit Kriegsverbrechen begeht und die Presse davon mitbekommt, geraten auch wir unter die Räder."

Tony, den die technische Herausforderung dieser Drohne gereizt hatte, hatte ihren Ratschlag befolgt. 

Nur am Rande bekam er mit, dass Hammer Industries, samt dem äußerst nervigen Justin Hammer, der sich konsequent einbildete sie seien befreundet, den Auftrag angenommen hatte. 

Erst vor kurzem hatte es den von Pepper angekündigten Skandal gegeben und Hammer Industries stand in einer unvergleichlichen Kritik. 

Es war wunderbar gewesen die ganzen negativen Schlagzeilen zu lesen und gleichzeitig immer wieder als Vorbild für menschenrechtsgerechte Waffenproduktion angeführt zu werden.

Rückblick Ende.

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloss für einen Moment genießerisch die Augen. Er saß bereits seid heute morgen in der Werkstatt. Wobei... bei genauerem Nachdenken war er sich nicht sicher, ob es überhaupt noch heute war. 

"JARVIS? Wie lange sitze ich eigentlich schon hier?"

"Sie befinden sich bereits seit 19 Stunden in der Werkstatt, es ist 5:30 Uhr, Sir."
Ja, das machte Sinn. Seine Augen brannten schon leicht und wenn er in seine Arbeit vertieft war, bekam er im allgemeinen nichts von seiner Umwelt mit.
"Ich hab gar nicht mitbekommen, das Miss Potts gegangen ist." 

"Miss Potts hat sich verabschiedet und sie haben abwesend mit der Hand gewedelt. Sie hat ihnen auch noch einen Kaffee mitgebracht, Sir!", meldete sich seine K.I. wieder zu Wort.

Ach ja, jetzt klingelte es. 

Er blickte wieder auf den Roboterarm an dem er gerade rumwerkelte und zuckte mit den Schultern. Jetzt lohnte es sich sowieso nicht mehr schlafen zu gehen. Er beugte sich wieder nach vorne und griff erneut nach dem Lötkolben.

Zwei Stunden später hatte das Anwesen von Tony Stark einen neuen Mitbewohner.
Der Roboterarm "Dummy" war geschaffen und piepste als er sich an seine erste Aufgabe machen durfte, seinem neuen Meister eine Lupe zu bringen. 

Die allererste von vielen Aufgaben, die er katastrophal vergeigte.

12% eines Genies - Pepper PottsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt