39. Von außerordentlichen Außenreportern und einer furiosen Freundin...

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Sie gähnte erneut, als sie den letzten Bissen Brot hinunterschluckte und ihren Kaffee austrank. Die Zeiger ihrer Küchenuhr standen auf 10:42 Uhr, als sie das Geschirr schließlich weggestellt hatte und es sich auf ihrer kleinen Couch gemütlich machte.

Sie war gestern erst spät in der Nacht von einem weiteren Trip aus New York wiedergekommen und hatte sich den heutigen Tag freigeschaufelt.
Sieben 24-Stunden-Tage lagen hinter ihr und so hatte sie sich die Pause redlich verdient. Es war eine erfolgreiche Woche gewesen. Sie hatte wesentliche Verträge mit Baufirmen abgeschlossen, finale Verhandlungen mit der Stadt geführt und ihre Aussage im Fall Justin Hammer gemacht.

Das Urteil würde im Laufe des nächsten Monats gefällt werden und sie hatte ein gutes Gefühl. Es gab zu viele vernichtende Beweise gegen den Mann, samt der zahlreichen Zeugenaussagen seiner ehemaligen Mitarbeiter, die ihren Kopf aus der Schlinge ziehen wollten. Tony würde seine Aussage nächste Woche machen und deshalb ebenfalls nochmal für zwei Tage weg sein.

Sie hatte ihn vermisst. Sich das einzugestehen erschreckte sie fast ein wenig, gleich wohl entsprach es der Wahrheit. Die letzten Monate über war er ihr Fels in der Brandung gewesen. Die ersten Wochen nach ihrem Kuss auf dem Dach waren... hart gewesen. Gefühlt hatte es an allen Stellen gleichzeitig gebrannt und als wäre das nicht genug gewesen, hatte sie mit Mitarbeitern kämpfen müssen, die ihre Autorität nicht anerkannten, mit Firmenpatnern, die sie von oben herab behandelten, mit den Zeitungen, die je nach eigener Seriosität mal mehr, mal weniger andeuteten, sie hätte sich die Karriereleiter hochgeschlafen, mit zahlreichen Versicherungen und Anwälten, die sie über den Tisch ziehen wollten und und und...
Es hatte unendlich geholfen, nach diesen Tagen zu ihm fahren zu können, einfach um Zeit mit ihm zu verbringen und abschalten zu können.

Mittlerweile hatte sich die Lage, so weit das möglich war, beruhigt. Sie war nicht mehr jede Nachrichtensendung das Top Thema, die meisten Fragen zum Fiasko auf der Expo hatte sie klären können und die größten Teile der Firma hatte sie unter Kontrolle.

Der wichtigste Punkt war allerdings, dass sie dankbarer Weise noch immer ein Privatleben hatte. Natürlich hatten alle möglichen Medien versucht darin herumzuschnüffeln und natürlich hatten sich alle möglichen Leute für Kurzinterviews zur Verfügung gestellt, um ihre Meinung über sie zu verbreiten, aber das Ergebnis war mäßig gewesen (aus Sicht der Medien).
Das lag zum einen daran, dass sie nicht der Typ war für dutzend lose Bekanntschaften und sich die Leute, die wirklich etwas über sie erzählen konnten stark in Grenzen hielten und diese Leute dankbarerweise nichts erzählten.

Zum anderen lag das daran, dass man durch das Internet auch einfach kaum etwas über sie finden konnte. Sie hatte keine der sozialen Medien (in einem Job, in dem Diskretion das wichtigste war, wären soziale Medien nur hinderlich gewesen), sie hatte bisher nur eine Handvoll nichtssagender Interviews gegeben und war für die Öffentlichkeit bisher auch einfach nie interessant genug gewesen.

Auch ihre Beziehung mit Tony war noch nicht aufgeflogen.
Sie waren extrem vorsichtig. Vor anderen fanden sie mühelos in ihre professionelle Mr. Stark-Miss Potts-Beziehung zurück, auch wenn sein ‚Miss Potts' deutlich spielerischer klang, was aber niemanden außer ihr auffiel.
Wenn sie sich trafen, geschah das meistens bei ihm (wäre er bei ihr aufgetaucht, hätten die Nachbarn getratscht) und sie nutzen das riesige Grundstück, samt Privatstrand aus, oder sie saßen nachts auf einem der Dächer von Los Angeles.

Zusätzlich hatte Pepper zehn Jahre Erfahrung damit, Paparazzis auszuweichen, bzw. Tony Paparazzis ausweichen zu lassen und so hatte sie eine gewisse Meisterschaft darin erlangt.
Der letzte Punkt, der dafür sorgte, dass sie bisher eine sehr private Beziehung führen konnten, war schlicht die Tatsache, dass man Tony sowieso keine Beziehung zutraute, wodurch auch niemand zwei Mal hinschaute.

12% eines Genies - Pepper PottsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt