64. „Ende gut, alles gut"

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Er hatte sein Gesicht in ihren Haaren vergraben.
Sie roch nach Rauch und Ruß, nach Hitze und Öl.
Sie roch nach Feuer.
Doch zwischen diesen Gerüchen konnte er ganz leicht Pfefferminz riechen.
Wie eine Blume, die sich irgendwie im Asphalt verwurzelt hatte.
Es war fast nur die Ahnung des Geruches, der sie fast ständig umgab, aber er konnte sich an ihm festklammern.
Es bedeutete Leben.
Es bedeutete, dass alles in Ordnung sein würde.

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Sein pure Anwesenheit bekämpfte das Feuer in ihr.
Sie klammerte sich förmlich an ihm fest und er vertrieb die Hitze in ihr, vertrieb ihre Angst, vertrieb ihre Dämonen.
Sie atmete seinen Geruch ein.
Er war am Leben.
Sie hatten es geschafft.
Sie spürte, wie sie anfing sich immer mehr in seiner Umarmung zu entspannen.

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Er löste sich schließlich nur widerstrebend von ihr.
Wenn er könnte, würde er sie für immer festhalten.
Sie sagte kein Wort, schaute ihn nur auf weitaufgerissenen blauen Augen an.
Er zuckte fast zurück, als er die Angst in ihnen sah. Doch Angst war nicht die einzige Emotion. Er sah Freude, Erleichterung, Wut und eine tiefe, tiefe Müdigkeit.
„Ich liebe dich."
Und was sonst sollte er sagen?
Alles andere war unwichtig.
Er hatte es schon vorher gewusst, keine Frage, aber wie nebensächlich alles andere außer seiner Liebe für sie war, hatte er erst realisiert, als er sie hatte fallen sehen.
Sie war gefallen und es war seine Schuld.
„Ich liebe dich", wiederholte er.
Statt einer Antwort lehnte sie sich nach vorne und Millisekunden später spürte er ihre warmen, weichen Lippen auf seinen.

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Als sie ihre Augen wieder öffnete und sie sich erneut von einander lösten, legte sich wieder der rötliche Schleier über die Welt.
Als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, hatte sie gedacht, der ganze Raum würde Glühen, aber es war nur sie gewesen.
Nur sie.
„Wir müssen gehen."
Seine Stimme klang rau und müde.
Sie brauchte nicht zu Fragen. Gleich würde es hier vor Leuten nur so wimmeln. Sie wollten beide ihr Ruhe, wenigstens für heute Nacht.
Stumm nickte sie und griff dann automatisch nach seiner Hand.
Ihrem Anker.
Um sie herum herrschte Zerstörung.
Einige Male mussten sie über Trümmern klettern und jedes Mal bot Tony eine helfende Hand.
Sie wussten beide, dass sie keine Hilfe brauchte.
Ihre Reflexe, ihre Kraft und ihre Ausdauer hatte Extremis praktisch perfektioniert und selbst wenn sie fallen sollte...
Und doch ließ sie sich ein jedes Mal helfen, dankbar, dass er sie noch immer wie ein verletzliches Wesen behandelte.
So kam sie sich weniger wie ein Monster vor.

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JARVIS leitete ihn schließlich zu einem kleinen Hotel direkt am Meer.
Für einen Moment starrte er sich den festlich geschmückten Tannenbaum.
„Frohe Weihnachten."
Ihre Stimme klang ruhig und sanft.
Er drehte sich leicht und sah, dass sie ebenfalls den Baum anstarrte, mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln auf dem Gesicht.
Er öffnete den Mund, doch kein Laut kam über seine Lippen.
Womit hatte er sie verdient?
Er hätte sie fast getötet.
Die warme, fast heiße, Hand in seiner Hand erinnerte ihn nur schmerzlicher an den Moment, an dem er sie hätte festhalten müssen.
Er würde sie nicht mehr loslassen!
Bevor sie das Hotel betraten, legte er ihr die Überreste seiner Jacke um die Schultern.
Sie lehnte sich fast unmerklich in die kurze Berührung.
Der junge Rezeptionist spuckte seinen Kaffee über die ganze Theke, als er sie schließlich erkannt hatte.
Normalerweise hätte sich daraufhin ein Grinsen auf seinem Gesicht ausgebreitet, doch heute reichte er dem jungen Mann lediglich ein Tuch und wartete ab, bis sich der andere beruhigt hatte.
Sie bekamen die besten verfügbaren Zimmer und der Mann ein sehr anständiges Schweigegeld.

12% eines Genies - Pepper PottsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt