38. Iron Man 2

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Den gesamten nächsten Tag über sahen sie sich kaum. Sie hetzte von einem Termin zum nächsten und verfluchte währenddessen Natalie Rushmen, die beschlossen hatte, ohne ein Wort zu verschwinden. Eine Assistentin hätte sie wahrlich wunderbar gebrauchen können, auch wenn sich selbige Assistentin gestern als... ähm... eigentlich wusste sie nicht, als was sich Miss Rushmen herausgestellt hatte. Sie wusste nur, dass diese Frau eine beeindruckende Ansammlung von Fähigkeiten offenbart hatte, die James Bond hätten blass aussehen lassen.

Als sie am Abend in ihr Hotelzimmer zurückkehrte, war ihr Laune am Tiefpunkt angelangt. Sie hätte heute genauso gut auf Betonmauern einreden können, so wenig schien sie bewirkt zu haben. Das durchschnittliche Gespräch hatte heute damit begonnen, das man ihr 15 Minuten lang Vorwürfe gemacht hatte, ohne sie überhaupt zu Wort kommen zu lassen, dann hatte man mindestens fünf Minuten ihre Kompetenz in Frage gestellt, bevor sie selbst endlich etwas sagen konnte, während sie mit herablassenden Blicken bedacht worden war.
Das durchschnittliche Gespräch endete schließlich damit, dass man ihr wieder einen Haufen Vorwürfe gemacht hatte (die selben wie zum Anfang des Gespräches), bevor man sich mit beidseitiger Unzufriedenheit wieder getrennt hatte.

Sie quälte sich aus ihren Schuhe heraus (sie hatte schon vor langer Zeit bemerkt, dass man sie ernster nahm, wenn sie genauso groß war, wie ihr (meist männliches) Gegenüber und so waren die Heels unabdingbar) und zog sich ein wenig lockerere Kleidung an.
Ein Blick auf die Uhr verriet, dass Tony in ungefähr 20 Minuten hier aufkreuzen würde und so machte sie sich seufzend daran noch ein paar Berichte durchzugehen, um die Zeit totzuschlagen.

Als er schließlich in ihrem ordentlichen Zimmer angekommen war, vergingen die ersten Minuten mit einer merkwürdig steifen Unterhaltung, während keiner der beiden so recht zu wissen schien, wie er sich verhalten sollte. Jahrelang antrainiertes Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnis ließ sich nicht so einfach abschütteln.
Sie rekapitulierte gerade relativ neutral ihren Tag, als er schlicht den Tisch umrundete, murmelte, dass er darauf schon den ganzen Tag warten würde und sie küsste.
Als er sich schließlich von ihr löste, hatte sein übliches Grinsen den Weg auf sein Gesicht gefunden und er verkündete, dass sie nochmal von vorne anfangen müsse, da er sich nach zwei Minuten nicht mehr auf das was sie sagte habe konzentrieren können, sondern nur noch auf das Organ mit dem sie es sagte.

Eine halbe Stunde später hatten sie die von Tony mitgebrachten Pizzen verzehrt und sich gegenseitig informiert, was sie den Tag über gemacht hatten und saßen nun leicht aneinander gelehnt vor dem Fenster und starrten einträchtig auf die Straße hinab.
„Also... widmen wir uns dann meinen 104 ungestellten Fragen?", meldete sie sich schließlich leicht lächelnd zu Wort.
Sie spürte, wie er nickte und tief durchatmete.

„Ich glaube, ich sollte damit starten, dass ich vor... fünf oder sechs Wochen oder so bemerkt habe, dass mich das Palladium, dass meinen Reaktor antreibt, vergiftet."
Ihr blieb wortwörtlich die Luft weg und sie fuhr zu ihm herum.
„Du wusstest sechs Wochen lang, dass das Palladium dich vergiftet und hast kein Wort gesagt??"
Er verzog ein wenig sein Gesicht und vermied es, sie anzuschauen.
„Ich... wollte es ein paar Mal, aber... ganz ehrlich, Pep, als ich es herausgefunden habe, warst du die erste, die ich anrufen wollte..."
„Aber...?", hakte sie nach.
Jetzt sah er sie direkt an, die braunen Augen flehten um Verständnis.
„Ich- Ich konnte dir das nicht antun. Ich wollte einfach nicht, dass- dass du noch mehr mit dir herumtragen musstest... also hab ich versucht, du weißt schon, ich hab versucht, dich... also..."
„Du hast versucht, mich von dir wegzustoßen.", vollendete sie leise.

Er antwortete nicht darauf, aber das musste er auch nicht. Sie seufzte leise und schüttelte den Kopf.
„Tony, das einzige, das dieser Plan bewirkt hätte, wäre, dass du völlig allein gestorben wärst. Glaubst du wirklich, dein Tod wäre weniger schlimm für mich gewesen, wenn ich schlicht nicht in deiner Nähe gewesen wäre?", sie zögerte kurz, dann streckte sie die Hand aus und sorgte dafür, das er sie anschaute.
„Das Gegenteil wäre der Fall gewesen. Schließ mich nicht aus. Bitte. Schließ mich in Zukunft nie wieder aus."

12% eines Genies - Pepper PottsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt