77. Bilder

6 0 0
                                    


Anthony Stark saß in seiner Küche starrte angestrengt aus dem Fenster und dachte über eine Wortneuschöpfung nach, die den Zustand beschrieb, in dem er sich gerade befand.
Und damit meinte er nicht, dass er ein neues Wort für ‚verletzt', ‚verwundet' oder schlicht ‚krank' suchte, nein, er suchte nach einem Wort, das ‚Langweile hoch 10' ausdrücken sollte.
Er konnte sich eindeutig nicht mehr als gelangweilt bezeichnen, das beschrieb es nicht mal annähernd!

Es waren genau zehn Stunden, 27 Minuten und 34 Sekunden seit Mitternacht vergangen, Pep war arbeiten, das Apartment war still und er verfluchte sich für die Tatsache, dass er sich aus seiner Werkstatt ausgesperrt hatte.
Das war natürlich nicht seine Idee gewesen, aber seine werte Freundin hatte auf die Häufigkeit hingewiesen, mit der dort irgendwas brannte, verschmorte, explodierte oder nicht funktionierte und dann auf seine doch recht eingeschränkten Fähigkeiten zu fliehen, auszuweichen oder abwehrende Maßnahmen zu ergreifen.
Da ihn selbige hochgeschätzte Freundin vielleicht ein wenig zu gut kannte, hatte sie es nicht bei seinem Pfadfinder-Ehrenwort belassen, sondern ihn gezwungüberredet (einer der Neologismen, die er in seiner Genialität und überwältigenden Langweile erschaffen hatte) sich selbst mit Hilfe von JARVIS auszuschließen.

Oh und wenn er schon dabei war sich selbst zu verfluchen... was für eine idiotische Idee war es bitte gewesen, Pep zur CEO zu machen??
Wehmütig erinnerte er sich an die goldenen Zeiten, in denen sie praktisch die ganze Zeit in Rufweite gewesen war und jetzt...
Klar, sie nahm ihm zu liebe viel ihrer Arbeit mit nach Hause, aber es würde mindestens 6 ½ weitere Stunden dauern, bis sie hier aufkreuzen würde.

Ächzend beschloss er sich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer zu machen und zog die Krücken zu sich heran.
Sein Bein war bis knapp unters Knie dick eingegipst, was es ihm ermöglichte es immerhin aufzusetzen, es aber nicht zu belasten.
Seine angeknacksten Rippen machten dann jede Fortbewegung zur Qual.
Freilich durfte er auch noch gar nicht so viel herumlaufen, aber er würde einen Teufel tun und wie der letzte Invalide den gesamten Tag herumliegen (und was Pepper nicht wusste...).

Er humpelte die wenigen Schritte durch die Küche, rechts an der Garderobe vorbei und quälte sich Schritt für Schritt weiter ins Wohnzimmer hinein.
Als er sich schließlich mit zusammengebissenen Zähnen aufs Sofa hinabsinken ließ, stand ihm der Schweiß auf der Stirn.
Angestrengt robbte er in eine halbwegs bequeme Position und atmete erleichtert durch.

Das Wohnzimmer war sein zweit-liebster Platz im Haus, geschlagen nur von der Werkstatt.
Es war der Platz, der wirklich ihnen beiden gehörte.

Die Küche war mehr ihr Platz (und das ohne jeden sexistischen Hintergedanken).
Sie war diejenige im Haushalt, die tatsächlich kochen konnte und es auch ganz gerne tat.
Sie genoss es morgens auf einem der Hochstühle zu sitzen, Kaffee zu trinken, ein anständiges Frühstück zu sich zu nehmen und Zeitung zu lesen.
Die Küche hatte lediglich ein kleines Fenster, aber oft genug saß sie mit der Stirn ans kühle Glas gelehnt da, beobachtete wie New York  erwachte und genoss die letzten stillen Momente.
Er selbst machte meistens einen großen Bogen um diesen Raum.
Hauptsächlich war er hier, um sich Kaffee zu machen, vielleicht um nach einem Fertiggericht zu suchen, oder weil er wusste, dass er sie hier fand.

Die Werkstatt auf der anderen Seite, war sein Territorium.
Er hatte sie gestaltet nach seinen Vorstellungen, hier erschallte seine Musik aus großen Lautsprechern und er konnte Tage in seiner Werkstattetage verbringen.
Pep sah er hier unten hauptsächlich, wenn sie irgendeine kleine Gerätschaft suchte oder wenn sie etwas von ihm wollte.

Das Wohnzimmer dagegen war ihr gemeinsamer Raum.
In den großen Bücherregalen standen sowohl ihre Bücher, als auch seine (auch wenn sie ganz einfach mehr davon hatte). Immer wieder wurden die Reihen ordentlich sortierter Bücher von kleinen oder größeren Souvenirs oder Dekoration unterbrochen, wie zum Beispiel ein mit viel Liebe zum Detail geschnitztes Holzrentier, das sie in Finnland gekauft hatte oder einem signierten Boxhandschuh von Alfonso Pinto, den er im Jahr 2005 bei den europäischen Meisterschaften bekommen hatte.

12% eines Genies - Pepper PottsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt