44. Happy Birthday

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Mit einem Mal fand sie ihre Idee wieder blöd.
Sie hatte die letzten vier Wochen fast ununterbrochen gearbeitet, um sich die beiden Tage freizuschaufeln, aber reichte das?
Dazu kam der Sturm der just in diesem Moment tobte und… und die Tatsache, dass Tony einfach einen etwas anderen Standard gewöhnt war…
Wahrscheinlich fand er es auch blöde…

Es war 6:30 Uhr und es dämmerte bereits leicht.
Wobei… vielleicht bildete sie sich das auch nur ein.
Sie musste automatisch an seine anderen Geburtstage denken.
Die Partys, die Geschenke, die Wochenend-Trips, die ausufernden Feierlichkeiten.

Sie dachte an seine einzige Ex-Freundin, die man wirklich so nennen konnte, da sie überraschender Weise die 7-Tage-Beziehungsgrenze überschritten hatte und damit die längste Beziehung in ihrer Amtszeit als persönliche Assistentin mit Tony geführt hatte.

Lara. Beziehungsweise „für Sie Ms. Rickard, wobei sie vielleicht schon bald die Gelegenheit haben, mich mit Mrs. Stark anzusprechen" (überhebliches Zwinkern).
Die Frau hatte Feierlichkeiten ausgerichtet, die eine ganze Woche gingen und danach noch einen ein wöchigen Urlaub in Paris eingelegt.
Zwei Wochen hatte sie sich mit einem Fingerschnipp freigeschaufelt und nicht im Traum daran gedacht zu arbeiten (wobei sie natürlich auch davor nicht wirklich viel gearbeitet hatte).

Wie bitte sehen daneben zwei Tage aus?
Armselig.

Was schenkt man jemandem, der alles hat?
Was schenkt man jemandem, der alles, was er nicht hat, problemlos kaufen kann?
Was schenkt man jemandem, dessen größte Wünsche man nicht erfüllen kann?

Sie hatte vor, ihm diese zwei Tage zu schenken.
Er sagte immer, wie sehr er es mochte, wenn sie einfach um ihn herum war, also würde sie genau das tun.
Sie würde ihm Gesellschaft leisten in der Werkstatt, all seine Lieblingsgerichte kochen (Zutaten hatte sie bereits eingekauft), den lebensrettenden Kaffee liefern, ihm zu Liebe so tun, als fände sie seine Musik gut und morgens so lange faul im Bett neben ihm liegen, wie er wollte.
Sie hatte eigentlich auch vorgehabt mit ihm auszugehen und dabei definitiv früher oder später einen Zwischenstopp auf einem Dach einzulegen, aber der Sturm machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Das Wetter war so beängstigend, dass sie sich nicht mal wirklich wohl fühlte zu ihm zu fahren.
Der Wind rüttelte an ihren Rollladen und erhellte ein Blitz die Dunkelheit.

Der ‚Stark-Tower', wie Mr. Warum-denken-nur-immer-alle-mein-Ego-wäre-so-groß-wie-die-Freiheitsstatue das Projekt in New York nennen wollte, beanspruchte unglaublich viel ihrer Zeit und so hatte sie in den letzten Wochen wenig Zeit für sich gehabt.
Sie freute sich also auch auf die kommenden zwei Tage. Also hoffentlich ‚auch'.

Kaum drei Stunden später parkte sie ihren Wagen vor dem Eingang, schnappte sich ihre Tüten und sprintete zum Eingang.
Die wenigen Schritte hatten gereicht, um sie komplett durchzunässen.

Sie zog sich eine andere Hose an (das Oberteil hatte sie durch eine Regenjacke retten können), ließ sich von JARVIS bestätigen, dass Tony noch schlief und bereitete mit aller Vorsicht seinen Geburtstagskuchen vor.
Dieser Geburtstagskuchen war eine ihrer längeren Traditionen.

Er hatte ihr im zweiten Jahr ihrer Einstellung beiläufig erzählt, seit seinem 13. Geburtstag keine Kuchen mehr bekommen zu haben.
Zwar bekam er Geschenke, aber immer nur edles und total exklusives Zeug und dabei dachte nie jemand daran, ihm einen Kuchen zu backen.
Seit diesem Jahr versuchte sie sich jedes Jahr an einer anderen Kreation.
Mal zauberte sie eine wirkliche Torte (das war 2006 gewesen und sie hätte beinah eine Herzattacke bekommen, so frustrierend schwierig war das gewesen), dann einen einfachen Butterkuchen mit SUPER viel Zuckerguss (das war 2003 gewesen).
2004 hatte sie einen Früchtekuchen hinbekommen, nur damit Tony sie ungläubig angesehen hatte und meinte:
„Pep. Ich will ehrlich sein. Der Kuchen ist gut. Aber welches Monster schmuggelt denn VITAMINE in einen Kuchen? EINEN KUCHEN! Das ist ein wenig barbarisch.“

12% eines Genies - Pepper PottsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt