2. „AB-SO-LU-TER Traumjob"

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Als Virginia an diesem Abend nach Hause kam, waren die anderen beiden schon da. Meghan, die eine sehr gute Köchin war, hackte gerade auf einer Paprika rum und Lucy saß auf dem Sofa und lernte. 

"Hi Mädels", rief sie den Beiden zu und räumte ihre Sachen in ihr Zimmer. Die Utensilien für die Uni nach Größe geordnet auf den Schreibtisch, den Rest an die zugewiesenen Stellen in den Schrank. 

Sie hörte vor der Tür Lucy ihre Sachen wegräumen, was wirklich ein Wunder war. Sonst stapelten sich Wälzer über Medizin, Notizen, Stifte und Berge von Kleidung von ihr regelmäßig in der ganzen WG. Wahrscheinlich hatte Meghan sie daran erinnert es noch vor dem Essen wegzuräumen. 

Virginia zog sich einen gemütlichen Pulli und eine Jogginghose an und ging zurück in die Küche. 

"Meg? Wie lang braucht das Essen noch?" "Wie? Ich soll dich nicht 'Ginia' nennen, aber du nennst mich 'Meg' ?", fragte sie grinsend zurück, bevor sie auf die Uhr deutete und meinte "5 Minuten, kannst du den Tisch decken?". Virginia nickte nur und holte die ersten Teller "Wie war dein Tag, Meghan?" wobei sie das 'Meghan' lächelnd betonte. "Ganz hervorragend, Virginia", wobei sie es ihr gleich tat und dann mit einem ausführlichen Bericht folgte. 

Das Essen war ganz hervorragend, Lucy und Virginia lobten Meghan in den höchsten Tönen und es entwickelte sich ein ausgelassenes Tischgespräch. Mitten in einer Diskussion von Lucy und Virginia, rief Meghan plötzlich: "Ohhh wartet, dass hab ich total verpennt. Ich glaub ich hab die Lösung für dein Problemchen, Ginia, du weißt schon. Mit der Arbeit!" Die Angesprochene war sofort hellhörig und überging dieses Mal ihren Spitznamen 

"Echt?? Schieß los. Danke, Meg!". Meg grinste: "Hör zu, ich weiß du bist da ein bisschen voreingenommen, was dieses Berufsfeld angeht, aber ich versichere dir, es ist ein AB-SO-LU-TER Traumjob!" "Spann mich nicht auf die Folter, Meg!". Ihre Augen nahmen einen verträumten Glanz an und Virginia wurde leicht misstrauisch. Was soll das für ein Job sein? 

"Okay Ginia, du bist wie gemacht dafür. Stark Industries sucht eine Sekretärin, oder besser mehrere. Man arbeitet zuerst auf Teilzeit, ideal für dich wegen dem Studium und wenn man sich gut macht, wird man auf Vollzeit hochgesetzt. Du kannst doch so gut organisieren, dass kriegst du mit links hin, " sie grinste sie an "vielleicht bekommst du ja sogar mal Tony Stark zu sehen! Tony Stark!" jetzt lächelte sie wieder verträumt. 

Virginia dagegen war bleich geworden. Na super. Wieder der Job als Sekretärin. Sie hatte mit diesem Berufsfeld bislang nur eine, dafür aber eine katastrophale Erfahrung gemacht.


Rückblick 1993:

Sie hatte sich auf gut Glück bei der Firma A.I.M. als Sekretärin beworben. Hoffnungen machte sie sich allerdings keine. 20 Jahre alt und keine nennenswerten Qualifikationen, dazu mitten im Studium. Je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer wurde sie, dass sie den Job nicht bekommen würde. Zwar war die Firma relativ klein, der Posten hatte allerdings trotzdem viele Bewerber angelockt. Sie konnte ja nicht mal Vollzeit arbeiten. 

Doch wieder aller Erwartungen bekam sie die Stelle. Sie war kaum eine Woche angestellt, als sie befördert wurde. Persönliche Sekretärin vom C.E.O. Aldrich Killian. Virginia wunderte sich zwar, aber dieses vermeintliche Geschenk des Schicksals ergriff sie nur zu gerne. Die Verwunderung hielt genau 6 Minuten des ersten Gespräches mit ebenjenem Mr.Killian, dann war ihr klar warum sie den Job bekommen hatten. 

Aldrich Killian stand auf sie und zwar gewaltig.

Das Schicksal hatte es nicht gut gemeint mit ihm. Lange zauselige Haare, unsportlich, Brillenschlange, unproportionierter Körperbau, klobige Nase, krumme Zähne und auch sonst kein bisschen Charme. Kurz um, Virginia stand kein bisschen auf ihn. 

Während der nächsten Wochen versuchte sie ihm so gut es geht aus dem Weg zu gehen (kein einfaches Unterfangen als persönliche Sekretärin) und ihm so gut es geht klar zu machen, dass sie nicht auf irgendwelche Dates mit ihm gehen würde. 

Doch Killian war hartnäckig. 

Nach drei Wochen schlug er ihr vor, dass sie ihr Studium aufgab und Vollzeit für ihn arbeitete, er würde ihr auch durchaus weitaus mehr bezahlen. Virginia dankte ihrer Mutter für die Theaterstunden, die sie mit 12 genommen hatte und schaffte es eine halbwegs gelassene Miene zu bewahren und höflich abzusagen. 

Mit der Zeit wurde Killian aufdringlicher, doch sie ging stoisch ihrer Arbeit nach. Egal wie sich ihr Boss benimmt, sie hatte einen Vertrag unterschrieben und würde diesen erfüllen und tatsächlich tat sie das sogar sehr gut. Der Job lag ihr, organisieren und planen waren nun mal schon immer ihre Stärken und sie war intelligent genug sich nicht übers Ohr hauen zu lassen.

Als Killian jedoch nach ungefähr 3 Monaten versuchte ihr immer wieder, immer teurer werdende Geschenke zu mache, wurde ihr zunehmend unwohl. Wer weiß wie weit dieser Typ noch gehen würde? 

Als er sie schließlich eines Abends gegen die Wand drückte und versuchte sie zu küssen, mit mehr als ein bisschen Alkohol im Blut, brannten bei ihr die Sicherungen durch und sie geigte im ordentlich die Meinung. 

Eine Woche später hatte sie keine Arbeit mehr. Zwei Wochen später kellnerte sie in zwei unterschiedlichen Restaurants.

Rückblick Ende.


"Meg hat nicht Unrecht. Stark Industries bezahlt gut und es liegt dir. Probier es doch. Bewirb dich" meinte nun auch Lucy. Virginia war skeptisch. Wieder glaubte sie nicht daran angenommen zu werden und sie mochte Tony Stark schlicht und ergreifend nicht. 

"Virginia", Meg hatte wohl verstanden, dass sie weiter kommt, wenn sie diesen dämlichen Spitznamen weglässt "überleg doch mal. Das wäre großartig und du hättest direkt einen Job für nach dem Studium!". Meghan hatte nicht Unrecht. Sie hatte noch keine Ahnung, was sie nach dem Studium mit sich anfangen wollte und sie könnte die Arbeit nach dem Studium auf Vollzeit hochsetzten. 

"Also gut, kommt runter. Ich bewerbe mich ja.", meinte sie lächelnd. "Gute Entscheidung! Wenn du willst helfe ich dir mit deinem Lebenslauf." meinte nun Lucy, aber alle wussten, dass das nur ein aus Höflichkeit gestelltes Angebot war. Lucy würde es bei ihrem Lebenslauf wahrscheinlich fertig bringen ihr Geburtsdatum zu vergessen oder das Studium aus Versehen nicht zu erwähnen, mal davon abgesehen, dass es immer möglich war, dass bei ihr die Highschool vor der Kindergarten-Zeit kam. Virginia schüttelte daher auch prompt dankend den Kopf: "Danke, aber das brauchst du nicht. Ich habe eh noch einen da, der muss nur geringfügig geändert werden. Und Meg, du brauchst nicht so zu grinsen. Noch bin ich nicht angenommen und Mr.Stark werde ich wahrscheinlich eh nie zu Gesicht bekommen." zumindest hoffte sie das.

Der Rest des Essen verlief, zwar mit einer stark grinsenden Meg, aber ohne erneut auf das Thema Stark Industries zu sprechen zu kommen.

Zwei Stunden später saß Virginia wieder am Schreibtisch. Dieses mal aber um ihren Lebenslauf durchzusehen. Sie war sehr stolz auf selbigen. All die Jahre hatte sie sich für viele verschiedene Sachen engagiert, war Schulsprecherin gewesen und hatte einen überragenden Abschluss gemacht. Dazu kamen verschiedene Sprachdiplome und ihr Studium, das in der Endphase stand. 

Trotzdem war sie auch bei dieser Bewerbung skeptisch, zwar waren mehrere Stellen frei, aber der Name 'Stark Industries' zog Bewerber natürlich an und zwar viele davon.
Sie schrieb noch ihr Engagement bei der Obdachlosenhilfe dazu und befand ihren Lebenslauf als gut genug. 

Sie würde ihn morgen abschicken. Meg hatte gemeint, dass sich die Firma dann im Laufe der Woche melden würde um eventuell zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen oder eben nicht. 

Sie dachte nach. Seit sie aus Connecticut nach L.A. gezogen war um hier zu studieren, hatte sie sich keine konkreteren Gedanken gemacht, was sie danach genau machen wollte und wo. Ihr standen viele Möglichkeiten offen. Auch das Ausland reizte sie. Insofern wäre Stark Industries eine gute Sache. Sie hätte einen sicheren Job und konnte sich in aller Ruhe Gedanken mache. Zudem die Tatsache, dass sie bei dieser großen Firma hinter die Kulissen schauen könnte und mithelfen würde diese zu organisieren. 

Ja, zugegeben, die Herausforderung fand sie spannend.
Plötzlich hoffte sie zum ersten Mal wirklich, dass sie angenommen werden würde.

12% eines Genies - Pepper PottsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt