53. Der Tag danach

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Als sie am nächsten Morgen aufwachte, fand sie ihn schon in der Küche sitzend und aus dem Fenster starrend.
Einen Moment lehnte sie am Türrahmen und beobachtete ihn, ohne das er sie bemerkt hatte.
Er war schon vollständig angezogen für den Tag, was ein Wunder für sich war, da es erst kurz nach halb 6 war und er normalerweise morgens gar nicht aus dem Bett kam.

Er schien völlig in seinen Gedanken versunken zu sein, die Stirn lehnte an der Fensterscheibe, seine Hände umklammerten ein Kaffee-Tasse.
Eine von ihren ganz genau genommen.

Tony hatte lediglich Motiv-Tassen. Die ein oder andere war ein Sammler-Stück aus seiner Zeit, als er das Hobby verfolgt hatte alles was teuer war kaufen und sammeln zu wollen.
Ein paar waren mit kitschigen Motiven, James Rhodes' ironische Antwort darauf, dass Tony ihn mit allen möglichen Kosenamen belegte, als wären sie ein altes verheiratetes Ehepaar.
Eine war von Happy, eine Tasse auf der lediglich missmutige Smileys abgebildet waren und die Tony zu seiner Montags-/ ätzendes-Meeting-steht-bevor- Tasse gemacht hatte.

Ihre Tassen waren durch die Bank einfarbig und schlicht.
Sie war einfach einmal in ein Geschäft gegangen und hatte sich einen Sechser-Pack Tassen gekauft. Die Tassen waren in unterschiedlichen Farbtönen, aber ansonsten unterschieden sie sich nicht.
Anders als Tony achtete sie einfach nie darauf, welche Tasse sie nutzte.
Er trank seinen Kaffee aus ihrer grauen Tasse.

Er hatte ihr den gestrigen Abend über stockend alles erzählt.
Vom Kampf in Deutschland, von der Meinungsverschiedenheit im Helicarrier, von Phil's… Tod, vom Showdown in New York.
Ihren Fragen zum Portal und der Bombe war er weitestgehend ausgewichen, aber sie kannte die Grundzüge und wenn er nicht darüber reden wollte, war das ok.

Sie konnte es noch immer nicht fassen, dass Phil Tod war.
Tony hatte ihr versprochen nachzufragen, wann und wo die Beerdigung stattfinden würde.
Sie biss sich kurz auf die Unterlippe und kämpfte Tränen zurück, die sich in ihren Augenwinkeln gesammelt hatten.
Er war so ein guter Mensch gewesen.

Sie trat auf leisen Sohlen näher, legte ihren Kopf auf seine Schultern und umarmte ihn von hinten.
Er schien aus seinen Gedanken aufzuschrecken, ein paar mal verwirrt zu blinzeln, bevor sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete und er sich zu ihr umdrehte.
„Morgen.“

Es gab viel zu tun.
Tony verschwand schon kurz nach sechs zu Nachbesprechungen mit der Regierung und S.H.I.E.L.D, während sie alle Hände voll damit zu tun hatte mit der Presse zu kämpfen, das Chaos zu beseitigen und endlose Gespräche mit Anwälten zu führen.
Sie musste sich darauf gefasst machen, dass man schon bald dahinter kommen würde, dass es ihre ARK-Reaktor-Energie war, die die Energie für das Portal geliefert hatte und dass das vielen Leuten so gar nicht gefallen würde.

Die noch sehr neue Stark-Katastrophenhilfe war im Einsatz rund um Manhatten und gegen Abend wurde klar, dass wohl ungefähr 70 Menschen ihr Leben verloren hatten.
Die Zahl der Verletzen war mehr als dreimal so hoch.

Sie war mehr als dankbar, dass Mila ihr die Organisation der kurzen Ehrung von Eleonara Coppola abnahm, einer Stark Industries-Mitarbeiterin aus der Rechts-Abteilung, die ihr Leben verloren hatte, als sie lebendig unter Trümmern begraben worden war.
Sie erinnerte sich nur vage an die Frau, wusste aber, dass sie wohl ein sehr netter, sehr  pflichtbewusster und auch sehr unsicherer Mensch gewesen war.

Die Art von Frau, die keiner Fliege was zuleide tun würde.

Mila kannte sie besser und so würde die kleine Ehrung hoffentlich etwas persönlicher sein.
Ein oder zwei kurze Reden, eine Schweigeminute und ein Vertreter jeder Religionsgemeinschaft, würde ein Gebet vortragen.

12% eines Genies - Pepper PottsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt