Grace machte mit jeden Tag, die ihre Mannschaft hier oben verbrachte, bahnbrechenden Entdeckungen. Diese Welt war so einzigartig und größtenteils unerforscht. Jede Sekunde lernte man neues dazu. Hörte Jake und Aiva bei ihren Videovlog‘s zu. Sie hatten es gut. Sie konnten die Welt der Na’vi’s hautnah erleben und lernen. Deren Kultur, Lebensweise. Grace war mit Ihnen zufrieden. Doch Aiva machte ihr einwenig Sorgen. Die Soldatin verhielte sich seid einiger Zeit zurückhaltend. Verblieb meist gerne für sich. Während ihr Cousin Pandora wortwörtlich verfällt. Begann die Welt der Na’vi lieben zu lernen. Hofften das Colonel Quartich Sie nicht weiter finden würde. Und die Heimat der Einheimischen zu zerstören.
„Komm, Jake.“, bat Dr. Grace Augustine den Corperal, der bereits vor der Kamera eingeschlafen war. Eingesenkt in sein Rollstuhl saß und schon längst die Traumwelt erkundete. Wobei er es schon längst tat. Es war schrecklich anzusehen, wie jeden Tag er auf seine lähmenden Beine schaute. Jeden Tag dieselbe Ernüchterung. Das quälende ersehnen des neuen Tages. Grace rollte den Corperal zu sein Bett. Legte ihn behut herein. Gott, war er schwer. Schwerer als Dr. Augustine vorerst angenommen hatte. Hievte seine Beine ebenfalls auf Bett. Deckte ihn fürsorglich zu.
„Schlaf gut.“, tätschelte sie ihm behut auf seine Schulter.
Klappte den Rollstuhl zusammen und stellte ihn zwischen ein kleinen Raum, wo er genau rein passte.______________
Schon gleich an den nächsten Morgen, begann wie immer das Schießtraining. Aiva spannte den Bogen, ließ Neytiri über ihre Haltung schauen. Korrigierte wenig.
„Gut so.“, lobte sie, lächelnd.
Aiva schoss schnurgerade den Pfeil ab.
„Weiter so.“, spürte Aiva Neytiri’s Hand auf ihren Schulter.
Wande sich von ihr ab. Ein wenig weiter stand Jake entfernt. Hob, wie sie, sein Bogen an. Streckte sein Ellenbogen nach hinten. Richtet den Pfeil auf sein Ziel aus. Neugierig senkte Aiva ihren Bogen, geschnitzt aus dem Holz des Heimatbaumes. Die spitzen Ohren stellten sich auf. Neytiri berührte ihren Cousin sanft an seinem Arm der den Bogen festhielt. Mit der anderen am Ellenbogen fest. Sie sah wie Jake sein Kopf zu Neytiri neigte. Hielte den Blick fest auf die Häuptlingstochter, die sofort einwenig nach hinten schritt. Schnalzte kurz nach vorne in Richtung des Ziels. Er konnte schießen, ohne Korrektur. Ab da merkte Aiva, sie war nicht mehr an der Seite ihres Cousins ersehnenswert. Er hatte sich verliebt. In alles. Neytiri. Pandora. In die Einheimischen. Sie sah es auch deutlich bei einer ehrenwürdigen Beerdigung eines verstorbenen Einwohners. Wunderschönes Grab. Verziert mit Blumen schmückten die ausgegrabene Höhle der Erde aus. Neytiri legte darin eine Atokirina nieder. Und an ihrer Seite stand, meist wie immer, Jake. Ihr kam es langsam vor, als würde sie die Beiden beneiden. Ja. Aber wegen was? Liebe? Verliebtheit? So langsam schien sie verrückt zu werden. Sie verzog sich meist zurück. Verfolgte Jake und Neytiri zu gemeinsamen Ausflügen. Die Beiden schienen sich wirklich gegenseitig zu lieben. Die Soldatin bekam Hass auf ihren Cousin. Merkt er den nicht, dass er noch zu den Menschen gehörte? Sie waren hier um zu lernen. Und etwas wie Sie zu sein! Aber vollkommen sich in einen dieser Na’vi zu verlieben? Aiva huschte leise durch die Kronen des Baumes. Wande sich geschmeidig wie eine Katze durch die verwachsene Geäst der rießen Bäume. Um ihr herum erleuchtet die Welt in der Dunkelheit. Sie folgte den Beiden. Folgte deren Lachen. Sah wie Gegos leuchten- Orange hinauf flogen. Sie hatte angefangen etwas weiter ein kleines Baumhaus erbaut. Von dem sie niemanden erzählte. Sie schlich sich immer Nachts weg um es auszufeilen. Und doch versuchte sie weiter Neytiri’s Gunst zugewinnen.
Sie schaute ihren Cousin zu, wie er jeden Tag länger im Körper des Avatars verweilte.
„Sechzehn Stunden heute.“, gab Grace auskunft, während der Deckel der Link-Station sich öffnete.
„Und du verlierst weiterhin an Gewicht.“, merkte Aiva zu ihm an, hatte sich an den Türrahmen gelehnt. Ihre Arme vor dem Körper verschränkt. Schaute ihren Cousin zu, wie er sich erneut in den Rollstuhl hievte. Sich um ein Lächeln rankte. Löste die Bremsen seines Gefährts und folgte Aiva. Schob sich in die kleine, aber feine, provisorische Küche. Wo Aiva ihn schnell etwas in der Mikrowelle erwärmte.
„Du braucht mir nichts warm machen.“, protestierte mal wieder Jake.
So sah es jede erdenkliche Sekunde aus. Nach einem Tag in der Link-Station. Süchting machte es, das konnte Aiva gut verstehen. Denn der tägliche körperlicher Schmerz war wie weg. Gehörte der Vergangenheit an. Sie wünschte sich auch für immer in so einem Körper zu verweilen. Kein täglicher pochender Schmerz im Knöchel. Diese Ernüchternheit, wenn der Deckel sich zur Realität öffnete. Und man wieder in der Welt war, die man kannte. Und dennoch fühlte sie sich nicht schuldig, Colonel Quartich auf den laufenden zu halten. Mit der Bitte sich noch etwas im Dunklen zu halten. Der Moment war noch nicht perfekt. Um zuzuschlagen. Aiva wusste sie saß zwischen den Fronten. Und doch wankte sie zwischen den Beiden her, wie ein Betrunkener, der auf Kommando der Polizei auf eine Linie gerade gehen musste um beweisen zu können, dass dieser nicht betrunken war. So in dieser Art.
Die Mikrowelle piepte auf. Sofort entnahm Aiva das Essen heraus.
„Aiva…“, versuchte Jake erneut.
„Versuch es erst gar nicht.!“, drohte seine Cousine.
Stellte das dampfende Essen auf den einen kleinen Tisch. Immer noch schüttelte er den Kopf, widerwillig. Löste die Bremsen seines Rollstuhls und wollte zum Abhauen ansetzte. Doch schon wurde er an den Griffen zurück gezogen.
„Ich brauche Schlaf!“, murte Jake zu ihr.
„Nein. Du brauchst auch was in deinen Magen!“, gab sie ihm Pfeffer, rückte ihn an den Tisch. Zog die Bremsen fertig. Setzte sich neben ihn hin. Schaute ihren Cousin entgegen. Fragend erwiderte er den Blick.
„Aber du bleibst nicht hier und schaust mir zu wie ich esse?!“, hob Jake eine Augenbraue.
Es konnte wahrlich nicht ihr Ernst sein. Leider musste er enttäuscht ihr Nicken annehmen.
„Genau das werde ich tun. Sonst unternimmst du nochmal ein Fluchtversuch ohne Essen im Magen.“
„Du bist verrückt.“, murte Jake.
„Das weiß ich. Keine Angst.“, zwinkerte Aiva ihm lächelnd hinzu.
Ihr Cousin musste zischen. Es war wirklich ihr Ernst. Und so schnell konnte er sie auch nicht überreden etwas anderes zu tun.
„Ich habe heute eine Beute erlegt.“, fing er unteranderem mit vollem Mund zu reden, „Wir haben es gegessen. Zumal wusste ich es, wo unser Essen her kam.“
„Jake!“, ermahnt sie ihren Cousin, der versuchte sich auszureden, „In einem andere Körper. Aber um diesen Körper musst du dich auch kümmern!“
Sprach sie es mit verengten Augen zu ihm.
„Hast du es verstanden? Wenn ja. Iss weiter!“
„Ich sag es dir als Boss, Jake. Hör auf deine Cousine und iss!“, meldete sich Grace zu Wort, die nun auch den Raum betrat. Jake blickte zu ihr auf.
„Dann hör auf zu rauchen, bevor du mir eine Lektüre erteilst.“
Unfreiwillig nahm Grace ihre angezündete Zigarette aus den Mund. Stellte sich neben Jake hin.
„Und als jemand, der vielleicht sogar darüber nachdenkt, eines Tages dein Freund zu sein, um sich eine Auszeit zu nehmen.“, fügte sie mit neutraler Stimme hinzu. Warf sich ebenfalls etwas in die Mikrowelle, „Vertrau mir. Ich habe es auf den harten Weg gelernt.“
Verschränkte ihre Arme vor der Brust. Blickte ihrem Essen zu, wie es Kreise drehte. Aiva lenkte ihren Blick zurück auf den Tisch. Ihr fielen sofort die abgeblichenen Bilder auf, die dort lagen. Nahm eins davon in ihrer Hand. Strich mit dem Daumen darüber. Merkte scharf ihren Cousin an, wieso er nicht weiter isst.
„Was ist mit der Schule passiert, Grace?“, gab Aiva gedankenverloren von sich. Wande seicht ihren Kopf zu der Wissenschaftlerin. Die wie einmal zurück in die Vergangenheit geschleudert wurde. Sie wirkte abweisend. Ihr Brustkorb hebte sich stockend. Die Atmung schwer.
„Neytiri’s Schwester, Sylwanin kam eines Tages nicht mehr zur Schule. Sie war wütend über das Fällen der Bäume. Und eines Tages liefen sie und ein paar andere junge Jäger völlig angemalt herein. Sie hatten einen Bulldozer in Brand gesteckt. Ich schätze, Sie dachten, ich könnte Sie beschützen. Die Soldaten verfolgten Sie zur Schule. Töteten Sylwanin im Türrahmen. Direkt vor Neytiri. Und erschossen dann die Anderen. Ich habe die meisten Kinder rausgeholt, aber Sie kamen nie zurück.“, setzte sich Grace schwer angeschlagen auf den Stuhl neben Jake’s linker Seite. Überhörte das Piepen der Mikrowelle.
„Das tut mir leid.“, gab Aiva betroffen von sich. Auf ihrer Miene legte sich Mitleid.
Legte das Bild auf den Tisch ab.
Jake hatte ebenfalls zugehört, „Es tut mir auch leid, was passiert ist.“
Diese tröstenden Worten entlockten ihr ein zaghaftes Lächeln.
„Ein Wissenschaftler bleibt objektiv. Wir können uns nicht von Emotionen leiten lassen. Aber ich habe zehn Jahre meines Lebens in diese Schule gesteckt. Sie nannten mich 36 Sa'nok.“
„Mutter.“, gab Jake entsetzte von sich.
Lehnte sein Körper an den Stoff seines Rollstuhls. Grace war währenddessen den Tränen nahe.
„Diese Art von Schmerz dringt durch die Verbindung zurück.“, ergänzt Grace mit bebender Stimme. Blickte ihn und Aiva an.----------------------------------------------------------------------------
36 Sa'nok.
Deutsch: Mutter.
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AVATAR - Aufbruch nach Pandora ( Band-1)
Science FictionAiva Nelson. Eine Soldatin, der Klasse ausrangierten Kriegsveterenäre, wird mit weiteren auf den Mond Pandora rekutiert. Ein erholsamer Urlbausziel weitweg von der sterbenden Erde. Aber davon kann man kaum sprechen. Schon am ersten Tag ihrer Anreise...