Keuchend verharrte sie in ihrer gebückten Haltung. Vor ihren Augen verschwamm der Soldat, der nun für wenige Stunden ausgeschalten war. Jetzt in diesen Moment wurde ihr so allmählig klar, was ihr vergrabene Seite alles konnte. Doch wie sagte man so gerne; 'Alle verschüttete Emotionen, kommen eines Tages auf grässliche Weise zu tage.'
Die Soldatin hörte die ruhig redenden Therapeutin. Wie ein Eisklotz hatte Aiva vor ihr gesessen. Sie erinnerte sich an die übergroßen Brillengläser, die auf der runden Nase der hübschen Therapeutin saß. In ihren makellosen Anzug. Übereinander geschlagene schlange Beine. Ruhige Aura und ein Hauch von Stolz.
Aiva kniff die Augen zusammen. Es war nur eine alte Erinnerung…
Und ihr altes Ich wird nie mehr auftauchen. Oder doch?
Belanglos ließ sie die Pistole aus ihrer Hand fallen. Schmerzlich meldete sich ihre Taille. Veranlagte Aiva reflexartig dorthin zu fassen.
„Fuck.“, entglitt es ihr nur leise über die Lippen, als sie warme Flüssigkeit ertastete.
Führte sich die blutverschmierte Handfläche vor Augen. Eine Patrone hat einen Weg in ihre linke Seite gefunden.
Doch so schnell ihre Hand von der Wunde nahm, drückte sie diese wieder drauf.
„Scheiß Tag!“
Griff sich mit den Worten an ihr Funkgerät am Hals.
„Normen?“
„Ja?“
„Wie weit bist du mit der Tür?“
„Wieder soweit, dass man kein Exopack tragen muss….“
„Klingt gut. Gute Arbeit. Ich komme rein.“, seufzte sie.
Schleppte sich in die Baracke. Riss sich dort die Atemmaske herunter.
Stützte sich an einem nahe gelegenden Türrahmen ab. Ihre Beine wurden schwer. Konnten bald nicht mehr ihre eigenen Last tragen. Helfend eilte Normen herbei.
„Oh man…“, war seine einzigen Worten, von dem was er vor sich sah.
Legte sich Aiva’s rechten Arm um den Nacken. Half ihr dabei in ihre Link-Station zu kommen.
Ein dunkles Murren kam von der Soldatin, als er versuchte ihre Beine hinauf, in das Memory-Gel zu legen.
„Hol mir ein Erste-Hilfe-Koffer.“
„J-Ja…“, stotterte er übereilt von sich.
Rannte los als käme es so vor, das Normen Spellman überhaupt kein Plan hätte. Aber für Aiva wäre es gut einen zu haben. Bis er wieder kam, versuchte sie weiterhin auf die Wunde zu drücken, wie es ihr möglich war. Immer mal spürte sie ihr eigenes Blut langsam durch die Finger rinnen. Wie das Tanktop sich mehr und mehr mit der Flüssigkeit sich voll saugte. Es kam wahrhaftig so vor, als hätte man ihr eine Handvoll Sand gegeben, der nun durch ihre Hände rann. Wie ihre Zeit…
„Beeilung!“, schnauzte sie ihn unsanft an.
Sofort wurde aus den Wissenschaftler ein kleiner tollpatschiger Junge. Völlig überfordert mit dieser Situation öffnete er den orangen Kasten.
„Such mit eine Mullbinde heraus, diese heißt Celox Gauze Mullbinde.“, gab Aiva ihn ein Anhaltspunkt. Sofort begann er, wie ein eifrig suchender Hund, in der Kiste zu suchen.
Diese spezielle Mullbinde konnte jetzt ihren Arsch retten und Normen mehr Zeit geben. Denn dieses militärische angewendete Maßnahme, besaß ein hämoklopisches Pulver, was die Blutstillung verringern konnte. Und dies war an der Kompresse, diese konnte man sowohl rein stecken oder drauf legen.
„Ich glaube ich habe es!“, gab Normen von sich.
„Zeig es her! Ich will sehen, ob du auch das richtige hast!“
Und er hielte es vor ihren Augen. Sie nickte zu ihm als Bestätigung.
„Du musst mir helfen beim Verbinden. Bekommst du es hin, Normen?“
Er neigte nur kurz seinen Kopf.
„Es sieht nicht so aus, als ob du Blut sehen kannst.“
Norm schluckte, „Geht schon.“
„Dann wollen wir mal…“, atmete Aiva noch einmal etwas tief durch.
„Halte dich bereit, denn wenn ich jetzt sage, muss es funktionieren. Okey?“
„Klar.“
„Gut.“
'Okey, dann los.'
Und zupfte ihr Tanktop aus ihrer Feldhose. So gut es ging verkniff sie sich das Aufschreien, bei den stechenden, schmerzlichen Vorgang. Keuchte schwer als sie es allmählig geschafft hatte. dieser Schmerz schien ihren Kopf zum explodieren zu bringen. Denn für ein paar Sekunden hängte sich der dunkle Schleider der Bewusstlosigkeit vor ihren Augen. Wie die nackte Wahrheit hinter einen Vorhang von Lügen. Tränen wollten aus Aiva’s blauen Augenpaar treten.
„Bereit?“, versicherte sie sich bei Normen Spellman, der sie aus ängstlichen Augen anblickte.
Man sah nur ein unscheinbares nicken. In seinen Händen immer noch die sterile, eingepackte Mullbinde.
„Normen? Die Mullbinde!“
„Ja…J-ja!“, katapultiere die Soldatin ihn wieder in die Realität.
Seine Gedanken kreisten darum, wie er es Jake erzählen soll. Riss die Plastikverpackung auf.
„Bereit.“, fügt er wenig beschwinglich zu ihr, denn wenn er so auf die Wunde schaute kam ihm sein eingenommenes Mittagessen wieder hinauf. Und er war über ihre kontrollierendes Verhalten beeindruckt. Wie sie ihm Anweisungen geben konnte. Und noch mehr, wie sie versuchte, dieses vollgesaugte Tanktop von der Wunde zu bekommen, sodass ihre Hand weiter darauf drücken konnte.
„Leg drauf!“, gab sie ihm die Freigabe.
Sofort legte er die enthaltene Kompresse drauf, die Aiva mit ihrer rechten Hand etwas reindrückte, damit diese auch ihre Pflicht erfüllen konnte. Den Rest rollte Normen um ihre Taille straff herum, bis das Ende mit einem Klettverschluss kam.
Beide seufzten erleichtert auf.
„Jetzt gib mir eine Spritze Morphium…“, waren ihre letzten Worte bis die Dunkelheit sie völlig verschlang.
„Aiva?“, hakt er vorsichtig nach. Blickte die Soldatin an, deren Augen verschlossen waren.
„Aiva?!“
'Nicht gut…', war sein reinster Entsetzten.
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AVATAR - Aufbruch nach Pandora ( Band-1)
Science FictionAiva Nelson. Eine Soldatin, der Klasse ausrangierten Kriegsveterenäre, wird mit weiteren auf den Mond Pandora rekutiert. Ein erholsamer Urlbausziel weitweg von der sterbenden Erde. Aber davon kann man kaum sprechen. Schon am ersten Tag ihrer Anreise...