Kapitel 1

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Es steckt eine Geschichte, hinter jeder Person.
Es gibt einen Grund,
Warum man so ist,
Wie man ist.
Man ist nicht einafch so,
Weil man so sein will.
Etwas in der Vergangenheit hat einen zu dem gemacht.
Und manchmal, ist es unmöglich das zu ändern.
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Es hat alles vor genau zehn Jahren angefangen. Damals war ich zehn Jahre alt. Ich hatte meinen zehnten Geburtstag. Es war spät nachmittags und ich saß auf meinem Bett. Ich stützte meinen Kopf auf meine Knie, welche an meinem Bauch angezogen waren und weinte leise vor mich hin.
Einige Stunden zuvor fuhr ich mit meinen Eltern und meiner 13 jährigen Schwester Sina zur Eisdiele. Das war mein erster Geburtstagswunsch. Auf dem Weg dorthin saß ich hinten mit Sina, während meine Eltern beide vorne saßen. Wir machten hinten sehr viel quatsch und hatten viel Spaß. Nach einer Weile blieben wir an einer roten Ampel stehen.

"Baba, guck mal !" , rief ich zu ihm. Er startete den Motor und fuhr los. Dabei guckte er von vorne auf den Rückspiegel um mich sehen zu können. Ich wollte ihm stolz meinen aller letzten Wackelzahn zeigen.
Auf einmal wurde unser Wagen von der linken Seite gerammt. Unser Auto knallte mit der rechten Seite an einen Laternen Mast. Es ging alles so schnell...

An diesem Tag starb Sina. An diesem Tag fingen meine Eltern an mich zu hassen und mir die Schuld für ihren Tod zu geben.
Ich war dafür zuständig das mein Vater nach hinten guckte und somit einen Unfall baute.
An diesem Tag veränderte sich alles.
Von Tag zu Tag hassten sie mich mehr. Sie gaben mir keine Liebe und Zuneigung. Sie schlugen mich - sogar bis heute noch.
All diese Probleme und Sorgen veränderten mich.
Ich wurde krank und bin es immernoch.
Keiner verstand mich.

Und heute, nach weiteren zehn Jahren tut es ebenso niemand.

Heute ist mein Geburtstag, ich werde 20 Jahre alt.

Ich stehe von meinem Bett auf und gehe ins Badezimmer. Vor dem Spiegel stehend gucke ich mich an.
Ich lächle leicht. Ein hübsches Mädchen. Braune, wellige Haare die mir bis zur Hüfte reichen. Und dann noch meine Augen. Das einzige was ich an mir liebe sind meine grauen Augen. So leer wie sie sind widerspiegeln sie mich und mein inneres.
Als einzige in meiner Familie habe ich solche Augen und das macht mich glücklich, denn ich wollte keines Weges wie meine Eltern sein.
Sie waren in den letzten Jahren einfach nur grausam.
Mit meinen 20 Jahren sollte ich mir nichts mehr gefallen lassen, aber ich werde bis heute noch angeschrien und geschlagen. Ich verstehe nicht wie man so etwas seiner eigenen Tochter antun kann. Seinem eigenen Fleisch und Blut.

Nachdem ich im Bad fertig wurde ging ich den kleinen engen Flur enlang zu meinem Zimmer.
Meine Mutter ist Hausfrau und mein Vater ist schon seit einigen Jahren arbeitslos. Jeden verdammten Tag sitzt er vor dem Fernseher und trinkt sich voll. Meine Mutter ist nicht besser. Sie schikaniert mich, den ganzen Tag, ich muss alles für sie erledigen. Wenn nicht sagt sie es meinem Vater und er schlägt mich dann wieder.

In meinem Zimmer laufe ich auf meine kleine Komode zu, um mir Klamotten raus zu suchen, damit ich in die Stadt gehen kann.
Eine einfache Jeans und ein T-shirt mit Sneakern ziehe ich mir an.
Ich nehme meine Tasche und laufe zum Bus.
Ich bin nicht ganz unbekannt hier, denn es gibt nicht überall ein „krankes" Mädchen und dann noch in einem kleinen Dorf.
Ich setze mich nach ganz hinten in eine Ecke und stecke meine Kopfhörer in meinen alten Mp3 Player. So etwas wie ein Handy besitze ich nicht. Beziehungsweise kein Handy, dass man zum Musik hören benutzen könnte.
Der Bus füllt sich langsam und neben mir sind noch zwei Plätze frei. Ich spüre Blicke die sich durch meinen Hinterkopf bohren doch ich ignoriere sie.
Eine etwas ältere Dame setzt sich neben mich und guckt aus dem Fenster hinaus.

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In der Stadt angekommen, gehe ich zu einer Bäckerei. Ich kaufe mir ein belegtes Brötchen und einen Kaffee. Ich setzte mich dort hin und esse mein Essen. Nachdem ich die Bäckerei verlassen habe, suche ich mir eine Arbeitsstelle doch vergeblich. Niemand will mich einstellen. Als Ausrede sagen sie immer, dass sie schon Leute gefunden hätten. Verzweifelt mache ich mich wieder auf dem Weg Nachhause. Wie gerne ich doch zur Uni gehen würde, aber meine Eltern wollen dafür kein Geld ausgeben. Nicht für ein Mädchen, dass eh nichts erreichen würde. Aber sehr wohl würde ich etwas erreichen. Ich bin vielleicht psychisch geschwächt, aber dumm bin ich keines Weges.

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Ich stehe nun vor der Haustür und atme tief durch. Mit zittrigen Händen öffne ich die Tür.
Mal gucken was mich heute erwarten wird.

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(804 Wörter)

- das erste Kapitel ihr lieben
Ich hoffe es hat euch gefallen, hinterlasst mir doch einwenig Feedback :)

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