Kapitel 15

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Langsam öffne ich meine Augen . Mein Kopf lag auf Deniz Brust. Er hatte sich ein wenig auf gesetzt, doch er schlief immer noch. Meine Hand lag auf seinem braun gebranntem Arm (Media). Sein unwiederstehlicher Duft stieg mir in die Nase. Ich fühlte mich unglaublich wohl in seinen starken Armen.
Ich musste an gestern Nacht denken.

"Es Tut mir leid, ich wollte das nicht.
Du trägst keine schuld an all dem, ich hätte dir gegenüber nie Handgreiflich werden sollen. Glaub mir Nefes. Ich werde alles tun um dich Glücklich zu machen"

Er dachte ich würde schlafen und ich hätte ihn nicht gehört, doch so war es nicht.
Ich nahm seine Worte und seine Berührungen sehr zu Herzen.
Ich weiß nicht was ich von ihm denken soll. Einmal ist er unglaublich kalt und angsteinflössend und ein anderes mal ist er sehr fürsorglich und nett.

Ich setzte mich leicht auf um von ihm 'runter' zu gehen. Da Deniz seine Arme fest um mich geschlungen hatte, musste ich ihn leicht weg drücken. Ich war mit meinem Oberkörper über ihn gebeugt.

Wie kann ein Mensch so unfassbar attraktiv aussehen ?
Lange, geschwungene Wimpern, dichte, saubere Augenbrauen und seine Lippen. Ein Traum.

Ich war so sehr mit dem analysieren seines Gesichtes beschäftigt, dass ich nicht merkte das er wach wurde.
Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und guckte mich mit halb offenen Augen an.
Nur wenige Zentimeter trennten unsere Lippen von einander.

Ich schluckte schwer und setze mich wieder aufrecht auf die Knie.

Ich brach ein leises "Guten morgen", raus.

Deniz guckte mich leicht lächelnd an. Ich weiß nicht wieso, doch ich merkte wie meine Wangen anfingen zu glühen.
Ich guckte auf meine Hände, da ich mich nicht wirklich traute ihn an zu gucken.

"Guten morgen Nefes"

Seine Stimme klingt so schön. Ein Mix aus harter Männlichkeit und trotzdem immer noch sehr viel ruhiges.
Seine Stimme war noch sehr rau, da er noch schlaftrunken war.

Ich wusste nicht was ich tun sollte, deshalb entschied ich mich in mein Zimmer, ins Bad zu gehen und mich fertig zu machen beziehungsweise mich an zu ziehen, also stand ich auf.

"Wenn wir gefrühstückt haben, fahren wir zu einem Arzt und lassen dich kurz kontrollieren wegen gestern.." , kurz herrschte eine meinerseits unangenehme stille.

"Danach sehen wir was wir heute gemeinsam tun können." , am Ende seines Satzes lächelte er mir zu, was ich leicht erwiderte.

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Als ich im Bad fertig wurde, zog ich mir eine High waisted Jeans, dazu ein schwarzes langärmliges Oberteil, welches Schulter frei War und meine schwarzen Vagabond Boots an.
Meine Haare Bund ich zu einem hohen Fischgrätenzopf.

Leicht schminkte ich mich mit etwas foundation, Wimperntusche und einem dünnen, zarten Eyeliner.
Da heute sehr gutes Wetter war, nahm ich keine Jacke mit.
In einer schwarzen, großen Schultertasche, packte ich noch ein paar Sachen und mein Handy ein.

Ich lief die Treppen runter und sah das alle am Esstisch saßen.
Als ich sah wie sie mich alle anguckten musste ich an gestern Nacht denken.
Leicht peinlich berührt setze ich mich zu Ela Nur die mich an lächelte.
Schweigend fingen wir alle an zu essen.

.

Nachdem wir fertig waren, begaben Deniz und ich uns ins Auto. Als wir beim Arzt ankamen, wurden wir auch schon direkt dran genommen, jedoch mussten wir noch eine Weile im Arztzimmer warten.

"Einen Moment noch, der Doktor ist gleich da.", die Krankenschwester verließ wieder den Raum.

Schweigend saßen wir gegenüber. Deniz beobachtete mich die ganze Zeit. Ich guckte überall hin nur nicht in seine Augen. Ich hatte immernoch etwas Angst  vor ihm.
Plötzlich kam mir ein Gedanke in den Sinn.
Er hatte mich gestern halb nackt gesehen, als er mein Oberteil für mich gewechselt hatte.

Mein Kopf schoss in die Höhe als die Tür aufging. Der Doktor kam rein und begrüßte uns.

"So zeigen sie mir doch bitte ihre Hände und die Wunden Frau Elmaz"

Elmaz. So heiße ich ab sofort.

.

Wir saßen wieder im Auto und fuhren zum Rhein. Wir beschlossen ein wenig spazieren zu gehen.

Deniz kam auf die andere Seite und öffnete mir die Beifahrertür. Dankend lächelte ich ihm zu, was er erwiderte.
Wir liefen mit langsamen Schritten den Rhein entlang.

"Erzähl mir was über dich" , die Aussage kam so plötzlich.

"Naja also, da gibt es nicht viel zu erzählen. Wie du weißt bin ich 20, Einzelkind und ja.. du weißt schon. Ich leide unter Depressionen."

"Du hattest mal eine ältere Schwester, sie ist dann-"

"Ja, sie ist wegen mir gestorben."

Ich hielt mich an einem Gelände fest und schaute auf den Rhein. Die Sonne strahlte auf meine Haut hinab und der Wind wehte leicht durch meine Haare.

"Nein, es war ein Unfall, du trägst keine Schuld."

"Woher willst du das wissen ?"

"Hatice hatte es mir erzählt. Ja weder ich noch Sie waren an dem Tag da, doch du darfst dir die Schuld daran nicht geben."

Meine Augen wurden glasig und ich wusste ich könnte meine Tränen nicht mehr länger halten. Mit zitternder und brüchigen Stimme fing ich an zu reden.

"Ich war damals noch ein kleines Kind. Zehn Jahre alt. Mein Vater hat den Unfall nur wegen mir gebaut, weil er mir seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Für diese paar Sekunden Aufmerksamkeit, habe ich meine Schwester verloren. Weißt du wie mich meine Eltern an dem Tag angeguckt haben? Weißt du wie viel Hass in ihren Augen steckte ?
All diesen Hass bekam ich in den nächsten darauf folgenden zehn Jahren zu spüren. Sie haben mich nicht geliebt und tun es immer noch nicht. Wenn meine eigenen Eltern mich nicht lieben, wer soll es dann tun ?"

Stumm liefen mir die Tränen die Wangen runter. Vor meinen Augen sah ich den Unfall immer wieder auftauchen und nicht nur das, sondern auch die ganzen Schläge meiner Eltern.
Plötzlich spürte ich Arme die mich von hinten an meinem Hals umwickelten. Deniz drückte meinen Rücken gegen seine Brust und gab mir einen Kuss auf den Kopf.

"Irgendwann werden sie anfangen dich zu vermissen, ihnen wird klar, dass du alles für sie warst. Sie werden immer an dich denken, an eure schönen Zeiten denken und werden alles bereuen. Sie werden sich fragen, was wäre wenn wir sie nicht weiter gegeben hätten. Irgendwann wird ihnen das alles klar sein, doch dann wird es zu spät sein, denn während ihnen das klar wird, wirst du glücklich sein und sie werden schätzen was sie verloren haben."

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Endlich wieder ein Kapitel.
Wie fandet ihr es ?

Schaut doch bitte bei der Geschichte 'Schicksalsschlag' von sl_twins vorbei.
Die Geschichte wird von mir und ein paar weiteren Freundinnen geschrieben.
Die Geschichte ist wirklich sehr gut  und wird auch häufig geupdatet.

Viel Spaß noch :)

(1101 Wörter )

Xoxo

Der Schlüssel zu meiner SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt