Kapitel 4

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Mancher Schmerz ist so groß, dass das Auge keine Tränen weine kann, sondern nur das Herz still und leise Blut weint.
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Dieser Rosenduft, war mir mehr als bekannt.
Ich blickte in das strahlende Gesicht von Hatice. Sie öffnete ihre Arme und schloss mich in eine warme Umarmung. Ich küsste ihre Hände und tritt zur Seite damit sie rein kommen konnte. Sie musterte mich von oben bis unten an. Ich sah in ihre blauen Augen und wartete auf ihre Reaktion. Man merkte wie sie sich freute. Sie beugte sich kurz zu mir rüber und flüsterte in mein Ohr.

"Du siehst wunderschön aus mein Kind, ich freue mich das du dieses Kleid trägst."

Ich lächelte ihr zu und sie verschwand hinter mir in das Wohnzimmer.
Als nächstes sah ich ein etwas älteres Ehepaar. Ich lächelte beide freundlich an und wollte ihre Hände küssen, als Zeichen des Respekts.
Ich wollte die Hand der Dame in meine nehmen um sie zu küssen, doch die zog rasch ihre Hand weg und guckte mich angeekelt an.

Ich versteh schon. Ich fühlte mich wie ein Stück Dreck.

Der Mann guckte mich nur emotionslos an.
Ich ging wieder zur Seite und ließ die beiden durch, gefolgt von einem jungen hübschen Mädchen, welche mich garnicht beachtete und mir nur ihre Jacke in die Hand drückte.

Ich nahm einen tiefen Atemzug und drehte mich wieder zur Tür.
Das erste was ich sah war ein weißes Hemd umhüllt um eine starke Brust. Ein unwiderstehlicher Duft stieg mir in die Nase. Ich blickte hoch und vor mir stand ein Mann. Wahrscheinlich der Mann, den ich heiraten soll.
Er guckte hinunter zu mir. Obwohl ich höhere Schuhe trug war er viel größer als ich.
Meine Augen hafteten an seinen dunkelbraunen - fast schwarzen Augen. Sein Kiefer spannte sich leicht an und ein unangenehmes Gefühl machte sich in mir breit. Ich trat zur Seite damit der junge Herr hereinkommen konnte. Er drückte mir einen wunderschönen Blumenstrauß mit weißen Rosen in die Hand und verschwand dann sofort zu den anderen in das Wohnzimmer.
Ich hängte die Jacke des Mädchens hinter die Tür und machte mich auf den Weg in die Küche.
Die Rosen stellte ich in eine Vase. Ich liebe weiße Blumen. Meiner Meinung nach sind sie viel schöner als andere. Weiß, diese Farbe ist meine Lieblings Farbe , wobei sie gar keine richtige Farbe ist.

Ich nahm eine Teekanne mit und lief mit wackligen Schritten ins Wohnzimmer. Mit dem betreten, bekam ich die volle Aufmerksamkeit. Kurz herrschte eine Stille, doch dann vertieften sie sich wieder in Gespräche.
Ich tat jedem etwas Tee in die Tassen und verteilte es. Ich setzte mich auf einen Stuhl und senkte meinen Blick auf meine Schuhspitzen.
Ich spürte intensive Blicke auf mir. Es wurde ein wenig unangenehm, deshalb hob ich meinen Kopf und sah, dass sowohl Bruder als auch Schwester mich beide musterten.
Ich blickte zuerst zu dem Mädchen. Sie sah mich mit einem komischen aber auch aroganten Blick an und widmete sich dann wieder ihrem Handy. Das Mädchen an sich war sehr hübsch. Sie hatte bläuliche Augen und braune Haare die ihr bis unter die Brust reichten. Sie hatte einen zierlichen Körperbau.
Dann blickte ich zu dem jungen Mann. Im gegenstaz zu dem Mädchen hatte er einen kräftigen, muskulösen Körperbau. Er hatte dunkelbraune Haare und wie gesagt dunkelbraune - fast schwarze Augen. Seine vollen Lippen umschmückte ein perfekt getrimmter Bart.
Wir guckten uns beide lange an. Seine Blicke waren so kalt und doch intensiv. Ich wendete meinen Blick von ihm ab und führe sie wieder zu meinen Schuhen.
Ich vernahm ein plötzliches ziehen an meinem Kopf war. In mir breitete sich ein sehr schlechtes Gefühl aus. Das atmen kam mir schwer vor.
Ich führte meine rechte Hand auf mein Herz und drückte dagegen. Ich versuchte so unauffällig wie möglich zu atmen.
Meine Mutter wurde darauf aufmerksam und warf mir einen warnenden Blick zu. Ich schloss kurz meine Augen, doch öffnete sie schnell wieder als ich unwillkürlich anfing zu husten. Nun wendeten alle ihre Blicke auf mich.
Ich hustete und hustete. Meine Lunge fühlte sich wie zu geschnürt an. Mit einem Ruck stand ich auf und lief schnell in mein Zimmer. Dort stützte ich mein Gewicht auf meine Komode und versuchte normal zu atmen. Dabei vergoss ich viele Tränen. Ich wollte nicht schon wieder weinen. Ich hielt meinen Kopf fest in meine Hände und drückte gegen meine Schläfen. Der Schmerz lindert sich langsam und das atmen viel mir leichter.
Das klopfen meiner Tür ließ mich kurz aufschrecken. Hatice betrat mein Zimmer und kam besorgt auf mich zu.

"Mein Kind geht es dir gut ?"

Ich nickte nur schwach. Wir setzten uns auf das Bett und sie strich mir behutsam über den Rücken.
Nach einer kurzen stille fing sie an zu reden.

"Mein Kind, ich möchte, dass du meinen Neffen Deniz heiratest. Ich weiss wie es dir hier geht und dass du sehr unglücklich bist. Sieh mich an ich bin eine alte Frau, ich bin dem Tod nahe. Wenn ich nicht mehr auf dieser Welt bin, möchte ich, dass du jemanden hast der auf dich aufpasst und dich beschützt, also bitte tu mir diesen gefallen. Ja, Deniz ist einwenig stur, aber er ist ein sehr liebevoller, netter Junge."

Nach ihrer Rede hielt sie kurz inne und sah mich an. Ich guckte hoch in ihre Augen und nickte leicht.
Ich sah das funkeln in ihren Augen, sie freute sich sehr sodass sie mich in die Arme nahm und mir einen kurzen Kuss auf die Stirn drückte.
Diese Geste machte mich froh. So ein kleiner Kuss, doch eine große Bedeutung für mich.

Nach Hatices Anforderung, packte ich alle meine Sachen und befüllte somit meine Koffer.
Mit zwei Koffern, die nicht all zu groß waren, lief ich mit Hatice in den Flur. Dort stellte ich meine Koffer ab und folgte der liebevollen Dame in das Wohnzimmer. Als wir eintraten, nickte Hatice dem jungen Mann, Deniz zu und alle standen auf. Er kam auf mich zu und holte davor aus seiner Jacken Tasche, welche auf dem Sofa lag eine kleine dunkelblaue Schachtel raus. Auf der oberen Seite der Schachtel stand in einem weißen Schriftzug 'Swarovski '. Dort befand sich ein wunderschöner Silber Ring, welcher mit einem prachtvollen Stein besetzt war.
Deniz nahm den Ring aus der Schachtel heraus. Mit der anderen Hand nahm er meine Hand und steckte den Ring in meinen Ringfinger. Nun bin ich verheiratet. Zumindest islamisch verheiratet mit dem „Segen" unserer Familien. Meine Mutter und Hatice klatschten glücklich in die Hände, wobei die Freude meiner Mutter ganz wo anders lag.

Nachdem wir auch ein paar Fotos auf Wunsch von Hatice machten, schickte meine Mutter mich kurz in die Küche um eine Schere, für was auch immer zu holen. Als ich mich auf dem weg in die Küche machte blieb ich stehen. Unsere Schere liegt doch im Wohnzimmer, in einem Schrank. Ich lief zurück und blieb aber abrupt an der Tür stehen als ich sah, wie Herr Elmaz, Deniz Vater, meinem Vater mehrere Scheine in die Hand drückte. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und auf meinem Körper bildete sich Gänsehaut.

Ich wurde von meinen eigenen Eltern verkauft.
Sie haben mich einfach verkauft.

Ich lief wieder ein Stück in unseren Flur rein und wartete bis die anderen kamen.
Nun war es soweit. Es hieß Abschied nehmen.
Wir versammelten uns alle im Flur. Nachdem die anderen sich alle von meinen Eltern verabschiedet hatten und zum Auto gingen, blieb ich mit Deniz alleine mit meinen Eltern. Deniz nahm meine zwei Koffer in die Hände und wartete auf mich an der Tür. Er beobachtete das Geschehen zwischen uns.
Ich guckte meine Eltern an und sah wie glücklich sie waren.
Es schmerzte sehr, dass sie ohne mich so glücklich sein konnten. Egal wie schlecht sie mich behandelten, sie waren immerhin noch meine Eltern. In meinen Augen sammelten sich Tränen.
Mit kleinen Schritten lief ich auf meine Mutter zu. Ich wollte sie umarmen doch das einzige was sie tat war mir auf die Schulter zu klopfen.
Ich drehte mich zu meinem Vater, doch ehe ich etwas sagen konnte, stellte er sich hinter die Tür und gab ein kaltes "Auf Wiedersehen" von sich.
Enttäuscht und verletzt lief ich mit Deniz zu seinem Auto.
Er stellte die Koffer in den Kofferraum und lief auf die Fahrerseite zu. Er setzte sich rein und ich tat es ihm gleich. Wir beide schnallten uns an und ich blickte ein letztes mal in Richtung unserer Wohnung.

"Können wir ?"

Vernahm ich zum allerersten mal sein Stimme war. Seine Stimme war rau und männlich, trotzdem hatte sie etwas sanftes in sich.
Ich nickte ihm zu und er startete den Motor.

Nun bin ich verheiratet und mein neues Leben mit neuen Menschen an meiner Seite beginnt.
Wenn sich eine Tür schließt öffnet sich eine andere.
Mal gucken was das Schicksal für mich bereit hält.

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So ihr Lieben dass war mein viertes Kapitel :)
Wie gefällt euch die Geschichte bis jetzt ?

(1483 Wörter)

xoxo

Der Schlüssel zu meiner SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt