Kapitel 5

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(Nefes-Bild )

Nun sitze ich hier im Auto, neben einem mir fremden Mann. Meinem Mann. Wie schön das doch klingt, aber die Tatsache, dass ich wahrscheinlich niemals mit diesem Mann glücklich sein werde, zeigt mir wie bitter mein Leben ist. Habe ich denn nicht das Recht glücklich zu sein ?

Die Autofahrt verlief sehr still. Deniz würdigte mir keinen einzigen Blick. Ganz im Gegenteil, er hat auf mich einen sehr agressiven und gleichzeitig auch kalten Eindruck. Auf einer Art und Weise jagt er mir mit seinen blicken Angst ein. Ich beobachtete ihn nicht länger und schaute aus dem Fenster. Allmählich zogen graue Wolken auf. Das würde nichts gutes bedeuten. Es wird heute höchstwahrscheinlich ein Gewitter geben. Ich liebe den Regen und die Geräusche des Donners, aber trotzdem jagen mir diese laute höllische Angst ein. In all den Jahren habe ich mich Zuhause immer unter meiner Decke versteckt als ein Ungewitter aufkam. Das mag zwar sehr kindisch klingen aber so bin ich nun mal. Mir wurde nie die Angst davor genommen. Noch nie war meine Mutter oder mein Vater zu mir gekommen um meine Hand zu halten während ich Angst hatte.

Es verstrichen schon gefühlte Stunden und wir saßen immernoch in diesem Auto. Meine Vermutung verwirklichte sich und einzelne Regentropfen rollten die Fensterscheiben des Wagens und herunter.
Ich drehte meinen Oberkörper einwenig nach rechts zu dem Fenster und ließ meine Finger rüber gleiten. Das Glas war kalt und erlisch das lodernde prickeln in mir. Meine Fingerkuppen zeichneten die Regentropfen entlang ihrer Spur nach. In meinem Kopf spielte sich ein kleines Duell zwischen den Regentropfen ab. Welcher tropfen würde schneller unten am Ende der Fensterrille sein ?

Eine raue Stimme unterbrach meine Gedanken und ich zuckte leicht zusammen. Der Mann neben mir auf meiner linken Seite sprach.

"Fass die Fenster nicht an und lehn dich zurück. Du hinterlässt nur Fingerabdrücke."

Ich tat was er sagte und guckte gerade aus. Die Art, wie er mit mir spricht ist wirklich sehr Angst einflößend.
Meinen Rücken platzierte ich an das warme Leder der Autositze und legte meine Hände auf meinen Schoß. Nach einer kurzen Zeit fing ich an nervös zu werden und fing an meine Finger zu kneten.
Ich habe leider eine blöde Angewohnheit. Immer wenn ich nervös oder aufgeregt werde, dann fange ich an meine Finger zu kneten und dabei mit meinen Nägeln meine Haut leicht auf zu kratzen. Jeder Mensch hat einen Tick oder eine Angewohnheit und das ist nun mal meine.

Als das Auto langsam zum Stillstand kam blickte ich ein weiteres mal aus dem Fenster. Da die Scheiben mit dem Regen bedeckt waren, sah ich leicht verschwommene Umrisse eines sehr grossen Hauses. Ich denke man kann es auch Villa nennen.

Deniz schnallte sich ab und stieg aus. Mit einem lauten knall schloss er hinter sich die Tür. Ich öffnete ebenfalls die Autotür und setze einen Fuß nach dem anderen raus. Da es immer noch regnete , bewegte ich mich schnell Richtung Kofferraum, wo Deniz bereits meinen Koffer in seinen Händen hatte. Ohne weiteres zu sagen, ging er mit schnellen Schritten ins Haus nachdem er das Auto rigelte, indem er auf einen Knopf auf seine Autoschlüssel drückte und somit auch für einen kurzen Moment die Scheinwerfer aufwerfen ließ.
Ich lief mit eiligen Schritten hinter ihm her in die Villa. Er schloss die Tür auf und als wir rein blickten waren die lichter an. Anscheind waren seine Eltern schon bereits angekommen .

Vor uns befand sich ein langer Flur. Je näher wir in das Haus rein traten, desto größer und heller wurde es. Für mich war so etwas völlig neu, da ich sowas überhaupt nicht gewohnt bin. So etwas hab ich vorher auch nie gesehen ausser vielleicht in Filmen.

"Nimm deinen Koffer und folge mir."

Deniz stellte meinen Koffer an die Treppen und ging selbst hoch.
Etwas verzweifelt war ich, denn ich müsste zwei schwere Koffer, die Treppen hoch tragen.
Ich versuchte mein Glück und griff mit meinen Händen nach den Koffern.
Ich werfe ihm ja nichts vor, nein wirklich nicht, ich bin es gewohnt alles selber zu machen, aber es wäre sehr schön würde er wenigstens einen Koffer hoch tragen.

Als ich am Ende der Stiegen ankam, reckte ich kurz meinen Oberkörper und bekam somit ein knackendes Geräusch aus meiner Wirbelsäule zu hören. Ein kleiner Schmerz breitete sich in diesem Bereich aus.
Zu meiner Enttäuschung war dies nicht die einzige Treppe im Haus, denn ich müsste noch eine Etage höher.

Nachdem ich auch diese Stufen mehr oder weniger unversehrt hoch lief, wurde der Schmerz an meinem Rücken größer.
Ich ließ die Koffer für einen kurzen Moment los und betrachtete meine Handflächen, die weiss-rote abdrücke hatten.

Ich ging den Flur entlang und folgte Deniz bis zu einer Tür, die er öffnete.
Wortlos betrat er das Zimmer. Ich tat es ihm gleich und beobachtete das Zimmer. Eher gesagt ich versuchte es zu beobachten, denn im nächsten Moment holte Deniz mich aus meinen Gedanken.

"Das ist dein Zimmer. Du bleibst von morgens bis abends hier drinne, außer ich oder jemand anderes aus meiner Familie erlaubt es dir raus zu gehen. Wir bekommen hier oft Besuch und ich möchte nicht, dass man dich mit mir sieht. Und jetzt mach dich fertig, es gibt gleich Abendessen. "

Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
Hier ist es nicht besser als bei meinen Eltern. Ich darf nicht einmal das Zimmer verlassen und wenn ich diese 'Regeln' breche, wird es bestimmt Konsequenzen haben.
Aber eine gute Sache hatte es schon. Das Zimmer ist wunderschön und gross. Es ist schlicht aber sehr modern eingerichtet in weiss und pastellgelb.
Es hat grosse Fenster und ein eigenes Badezimmer mit einem Ankleidezimmer. Diese Räume entdeckte ich beim umher stöbern meines Zimmers.

Ich legte meine Koffer zu Seite nachdem ich mir etwas zum anziehen genommen hatte. Eine schlichte schwarze Jeans und eine gute, weisse Bluse die ich fand, zog ich mir über. Meine Klamotten würde ich morgen einräumen.
Ich föhnte meine Haare mit dem Föhn welches ich im Badezimmer fand und wusch mein Gesicht, da meine Schminke etwas durch den Regen verwischt wurde. Ich deckte noch meine blauen Flecken im Gesicht ab.

Mit unguten Gefühlen im Magen öffnete ich meine Zimmertür und ging den Flur entlang zu den Treppen. Langsam ging ich die Marmorstufen runter.

Mein erstes Abendessen mit Familie Elmaz.

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Hey ihr,
nach langem mal wieder ein kapitel :)

Wie gefällt euch die Geschichte ?
Bin diesmal unzufrieden mit dem Kapitel, aber ich wollte euch nicht noch länger warten lassen

Xoxo

(1083 Wörter )

Der Schlüssel zu meiner SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt