Kapitel 8

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CHERYL

Queeva.

Beinahe hätte ich ihm ins Gesicht getreten.
Mit meinem verletzten Fuß und mit der Schiene, die nun um ihn angebracht worden war. Mein Bein sah aus, als hätte ich die Waden von fucking The Rock.

Und dabei waren meine Beine und besonders meine Waden waren übergroß bei dem Training, welches sie die letzten 18 Jahre durchmachen mussten.

"Beweg dich! Beweg dich!", wie sehr liebte ich es, Trainerin von pubertierenden Mädchen zu sein?

So sehr, dass ich jedes Mal nach dem Training mit hochrotem Kopf in mein Bett stieg und gar nicht mehr aufstehen wollte.

Ich legte eine Hand an Milenas Rücken und schob sie leicht weiter nach vorne, sodass sie nicht auf einer  Stelle tanzte.

"Nicht aufhören. Nein, nicht so.", ich ging die Schritte mit Handbewegungen nach, da ich nicht wie gewohnt tanzen konnte.

Als sie keuchte, und ihre Hände auf ihren Oberschenkel stützte, um in die Torwart-Stellung zu gehen, stoppte ich die Musik.

Milena, die sich heute für eine private Session eingeschrieben hatte, bereitete sich auf die Irische Meisterschaft vor. Sie brauchte drei Choreographien, jede Choreographie bestand aus zwei bis drei verschiedenen Teilen, die man auf Rechts und Links wiederholen musste, für drei Tänze. Dieses Jahr war sie für einen Hornpipe und einen Reel, als erste und zweite Runde zugeteilt und wenn sie es in den Recall schaffte, welches 50% aller Tänzer schafften, brauchte sie noch ein Set.

Ich war der guten Hinsicht, dass sie es in den Recall schaffte, wenn in ihrer Altersgruppe 100 Tänzerinnen waren, müsste sie nur besser als 50 sein. Die meisten Tänzerinnen tanzten sowieso nur die Irische Meisterschaft, um sich mit ihrer Anmeldung bei der Weltmeisterschaft zu qualifizieren.

"Du musst aufpassen, dass du den Rhythmus im dritten Teil richtig hinbekommst. Auch wenn du schon halb tot bist, du musst das überspielen. Der Boden in Dublin wird nichts verschlucken.", sagte ich.

"Woher weißt du das?", sie stieß die Luft schwer ein und aus, als sie sich wieder richtete.

"Ich habe vor drei Jahren die All Irelands da getanzt. Auf der gleichen Bühne, auf der du tanzen wirst.", die All Irelands waren beinahe so wichtig wie die Worlds, wenn nicht gleich wichtig.

"Hast du sie nicht gewonnen?"

Ich nickte. Ich hatte sie sieben Jahre hintereinander gewonnen, bis ich vor drei Jahren aufgehört hatte und nur noch unterrichtete. Mein ganzes Leben bestand förmlich aus Irish Dance. Ich war damit aufgewachsen und ich hätte auch niemals daran denken können, damit in irgendeiner Form aufzuhören. Außerdem waren die Mädels, die hier tanzten, zu einer zweiten Familie geworden.

Wenn ich traurig war, hatte ich die Tanzschule, die mich wie eine Familie aufmunterte. Wenn wir als Team einen großen Titel gewonnen hatten, feierten wir zusammen. Oder auch wenn ich wütend war, konnte ich mir das Gesicht von bestimmten Personen als Parkett auf dem Boden vorstellen, auf dem ich mit meinen Schuhen stampfte und meinen Dampf abließ, und die Mädels würden mich anfeuern, den Boden härter zu treten.

Es war traurig, als ich unserer Trainerin, Julia, geschrieben hatte, um ihr zu sagen, dass ich es nicht mehr fünf Tage die Woche zum Training zu kommen und somit auch nicht fit genug sein würde, um zu Wettkämpfen zu gehen. Aber sie hatte mir ein Angebot gemacht, hier als Jugendtrainerin zu arbeiten, um etwas nebenbei vom Studium zu verdienen. Es war zwar kein großes Gehalt, aber darauf hatte ich es nicht abgesehen, wenn ich das tun konnte, das ich von ganzem Herzen liebte.

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