Epilog

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ADRIK

VIER JAHRE SPÄTER

Assistenzärzte und Medizinstudenten waren wie Tauben. Sie schissen überall hin und wir, die Ärzte, Chirurgen und Mentoren, mussten ihre Scheiße aufräumen.

Meistens aber ich. Weil ich für diese Wichser verantwortlich war. Ich hasste alle diese Hosenscheißer. Kaum zu glauben, dass ich genau so wie sie - vor vier Jahren war.

"Bis Sie die Wunde vollständig verschlossen haben, wäre sie von selbst verheilt und der Patient möglicherweise eines natürlichen Todes gestorben.", meinte ich zu dem Idioten, der es nach einer halben Stunde immer noch nicht geschafft hatte, eine Wunde in der Simulation zu schließen.

Wenn er es nicht mal in einer Sim schaffte, wie wollte er es an einem lebenden Patienten machen?

Mit Gottes Hilfe?

"Es tut mir leid.", sagte er nur, in seiner Stimme lag ein Hauch Angst. Wie ich es liebte, sie zu ärgern. Ich moche vielleicht ein Arschloch sein, aber dann schienen sie Respekt vor einem zu haben, was sie normalerweise nicht mehr haben.

"Entschuldigen Sie sich nicht bei mir. Entschuldigen Sie sich bei dem Patienten, wenn er noch lebt... und entschuldigen Sie sich bei seiner Familie.", sagte ich trocken. "Sie wissen schon, dass wenn Sie eine Prozedur verkacken, diese nach Ihnen bekannt wird?", ich hob die Augenbrauen. "Also Dr. Palon Sie nicht die Übung an einer Simulation."

Hör doch auf, die armen haben dir gar nichts getan und du machst sie fertig. Cheryls Stimme schimpfte leise in irgendeiner Ecke meines Kopfes. Ich schüttelte sie schnell ab und wandte mich wieder zur Simulation. Zu Hause würde ich, so wie ich die Leute hier kannte, die wussten, dass Cher in unserer Beziehung definitiv mehr zu sagen hatte, genug an den Kopf kriegen.

"Schließen Sie die Wunde.", drängte ich. Es konnte doch nicht sein, dass man nach dem Studium bereits eineinhalb Jahre in der Weiterbildung war und es nicht schaffte, eine kleine Wunde zu schließen.

Naja, vielleicht war die Öffnung des Brustkorbes keine kleine Wunde, aber es war eine Simulation und man sollte sich schon etwas beeilen, bevor der Dummy verblutet.

"Adrik.", ein Kollege warf mit einen belustigen Blick zu.
Ich zuckte nur mit den Schultern und wartete auf meinem Hocker neben dem Tisch, bis Dr. Palon endlich die Wunde vernähte.

"Caoimhe!", ich lief die Treppen in den dritten Stock hinauf und betrat unsere Wohnung. Die Tür wurde aufgelassen, was mich wunderte.

War Cher rausgegangen und hatte vergessen, die Tür zu schließen? Oder kam sie von irgendwo und hatte vergessen, die Tür zu schließen, als sie reingekommen war.

Heiße Luft strömte gegen mich, als ich die Tür schloss und meine Jacke und meine Schuhe auszog.

"Caoimhe?", ich ging in die Wohnküche, nur um einen Zettel auf dem Esstisch zu finden.

Essen ist im Ofen. Nimm deine Meds. Komm ins Bett.
-Caoimhe

Auf meinen Lippen bildete sich ein Lächeln. Ich hatte so einen stressigen Alltag, dafür, dass ich versuchte, mehr zu arbeiten, um mir im Nachhinein mehr Elternzeit nehmen zu können, für Babyboy, der in einigen Monaten kommen würde, dass ich es vernachlässigte, zwischen den OPs zu trinken und zu essen.

Ich war Cher unendlich dankbar, dass sie dafür sorgte, dass ich nicht zusammenbrach, seien es durch kleine Zettelchen, die am Kühlschrank hingen oder ganz kurze Nachrichten, die über den Tag hinaus verteilt waren.

Im Ofen fand ich einen vorgewärmten Teller mit Reis, Hähnchen und Gemüse. Cher hatte gekocht, was sie seit neuestem als ein Hobby empfand, da sie jetzt schon in Elternzeit war. Sie hatte mir die Ehre gegeben, alle ihre Kreationen zu probieren.

Ich sprach nicht über die Cravings, die sie als Schwangere hatte, die aus mehr oder weniger süßem Zeug bestand. Ich sprach von Beef Wellington, das über einen halben Tag im Ofen lag und die Mitte trockener war, als Sand in der Sahara oder angekohlte Ananas auf roher Pizza. Ihr zu Liebe würde ich Ananas auf Pizza essen, selbst wenn ich es hasste, aber das Beef Wellington hatte mehr als nur Überwindung gekostet.

Ich aß das Essen, das auf dem Teller war, bevor ich mit einem Stück Brownie, den Thea gebacken und vorbeigebracht hatte, nach Cher sah, die in unserem Schlafzimmer, ein Stockwerk höher war. Ich öffnete die Tür um einen Spalt und spähte hinein.

Cher lag auf ihrer Seite des Bettes, ein Buch balancierte auf ihrem Bauch, während ihr Handy als ein Lesezeichen benutzt wurde.
"Hey.", sagte ich leise. Ich wusste, dass sie es nicht hörte, aber ich machte es einfach so.

Ich steckte einen Finger zwischen die Seiten ihres Buches und nahm ihr Handy raus. Neben ihr auf dem Nachttisch lag ein Lesezeichen, eins, was ich ihr vor einigen Jahren extra für sie habe anfertigen lassen. Ich schob das Lesezeichen zwischen die Seiten, bevor ich das Buch in den kleinen Bücherschrank neben unserem Bett stellte.
Ein Erotica, von einer Autorin, die ich nicht kannte. Das Cover, welches genug zeigte, verriet mir schon, was im Buch passieren würde.

Sie war vor einigen Jahren von Fantasy und Sci-Fi auf Romantasy gestiegen. Jetzt las sie eine Mischung aus Romance, Romantasy, Romantic Suspense und Erotica. Nicht dass ich mich beschwerte. Es war wie die Geschichte mit dem Vibrator damals.

"Ist das Lesezeichen drin?", Cher hob sich mit ihren Ellebogen vom Bett ab.

Nein, ich habe dein Handy drin gelassen. Ich traute mich nicht, das zu sagen, also nickte ich nur.

"Du bist früh zurück.", bemerkte sie und sah zu mir auf.
Ich ging zu ihr, strich ihr eine Strähne hinter Ohr und bückte mich, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben.

"Wie geht's unserem Babyboy?", fragte ich.
Cher seufzte. "Spielt mit meiner Blase Fußball."

Ich lachte: "Das hat er wohl von mir.", ich erinnerte mich an die Zeiten als Kind, als ich noch mit Luc zusammen im Verein gespielt hatte, bevor ich aufgehört hatte, um mich auf mein Studium zu konzentrieren.

"Wie wars im Krankenhaus? Du siehst so aus, als freust du dich über die neuen Assistenzärzte."

Ich verdrehte die Augen, allein beim Gedanken. "Ich hatte einen der konnte kein Abfuhrwasser einführen."

"Das konnte ich bis zu meinem letzten Jahr auch nicht.", er lachte. Es hatte sie, soweit ich wusste so viel Überwindung gekostet, dass sie sich zu unserem Vergnügen mit Anal-Sex darauf vorbereiten musste.

Ich ging aber nicht weiter darauf hin und machte mich weiter daran, mich zu beschweren: "Ich habe bessere Hände an einer Schlange gesehen."

Ich ließ sie los und zog mich bis auf meine Boxer aus. Ich hatte bereits im Krankenhaus geduscht, meine Haare waren immer noch nass vom Wasser.

"Sie sind wie Tauben.", stimmte Cher mir zu, als ich ins Bad ging, um meine Zähne zu putzen und um meine Haare zu trocknen.
Zehn Minuten später schlüpfte ich ins Bett und zog Cher an ihren Rippen, da es am Bauch nicht mehr ging, an meine Brust. Leicht legte ich meinen Kopf in die Kuhle zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter und zog ihren Duft ein.

"Ich habe heute dieses neue Buch angefangen.", hauchte sie und knipste das Licht aus.

"Ich habe es gesehen. Du bist schon fast fertig. Worum geht's?", ich wanderte mit meiner Hand zu ihrem weit ausgeprägten Bauch, den ich nur bewundern konnte.

Sanft und mit einem Lächeln auf meinen Lippen strich ich über ihn.
"Da gibt's diese..."

Ich konnte es kaum erwarten, diese bestimmten Szenen mit ihr nachzuspielen...

Never Hated You MoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt