Kapitel 25

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CHERYL

Es schien süß von ihm zu sein, dass er so etwas mit mir teilte, dennoch wusste ich, dass ich seine letzte Wahl war.
Ich war nichts anderes als sein Fucktoy, um sein Bett warmzuhalten. Ich bedeutete nichts, Adrik hatte es schon oft genug erwähnt, während der vielen Quickies, die wir im Krankenhaus quetschten.

Er und ich würden einander nichts bedeuten, ich versuchte, es mir einzureden und es machte sich ein breiter Schmerz in meiner Brust breit.

Mein Vaterkomplex schien alle meine Gedanken einzunehmen.
Warum hieß es Vaterkomplex - auf eine sexistische Weise, da Frauen damit assoziiert wurden, und nicht Bindungsentzug, da es auch genug Männer auf dieser Welt gab, die unter dem gleichen Komplex litten?

Vaterkomplexe und Daddy Issues werden mit pubertierenden Mädchen, die in die Erwachsenenphase einstiegen oder junge Frauen in Verbindung gebracht, welche alle herausfinden würden, dass sie ältere Männer viel attraktiver fanden, als die, in ihrem Alter.
Der Vater, der nie da war.

Die älteren Männer, auf die man es abgesehen hat, weil genau diese Männer dem eigenen Vater auf irgendeiner Weise ähnelten und mit diesen Gedanken Fürsorge und Sicherheit bringen würden.

Die ständige, verzweifelnde, frustrierende Angst, alleine, im Stich gelassen, oder verlassen zu werden, weil man in seiner Kindheit niemanden hatte, der für einen gesorgt hatte.
Die Eifersucht und Sorge, dass der Partner jemanden über einen bevorzugen würde und man dann wieder auf sich alleine gestellt war.

Das Bedürfnis nach Bestätigung, den Drang, nachzufragen und sich abzusichern, dass doch alles okay sei, denn irgendwie muss man sich ja mental darauf vorbereiten, wieder allein zu sein.

Die ignorante und hoffnungslose Art, sich in den nächstbesten Mann zu verlieben, der einem genug Aufmerksamkeit schenkte, dass man alles andere, toxische an ihm einfach vergaß, denn alles, wonach man sich sehnte, war ja seine Aufmerksamkeit.

Ich war so tief in meinen Gedanken, dass ich nicht einmal bemerkte, wie heiße Tränen meine Wange hinunterliefen. Schnell wischte ich meine Tränen mit meinem Handrücken weg.

Adrik schlief bereits, er lag immer noch in meinen Armen, mit seinem Kopf auf meiner Brust. Mittlerweile hatte er einen Arm über meine Rippen gelegt und hielt mich so an Ort und Stelle.

Adrik zuckte leicht im Schlaf und ich nahm meine Hand von seinen Haaren. Vielleicht störte es ihn ja...

Kaum war meine Hand aus seinen Haaren heraus, packte Adrik sie wieder und legte sie dorthin zurück, wo sie eben noch gelegen hatte.

»Genau so. Lass sie da.«, nuschelte er halb schlafend an meiner Brust.

Mit dem Grinsen eines kleinen Mädchens, welches ein Überraschungsei in die Hand gedrückt bekommen hatte, kraulte ich seinen Kopf.

Oh, Miss Kenney, Sie sind verliebt.

Die Stimme von Dr. Jameson dröhnte durch meine Ohren. Ich konnte mich erinnern, als ich damals protestiert hatte, dass es doch nicht so sei. Dass Adrik und ich nur Bekannte, nur Freunde waren und dass Rose seine Schwester war, weshalb wir uns kannten. Es lief doch nichts.

Aber hatte ich sie angelogen und mich damit auch? Ich konnte mich nicht in Adrk verlieben. Mein Verstand und meine Paranoia würden sowas nicht erlauben.

Ich konnte und würde mich nicht in jemanden verlieben, der sich mein halbes Leben lang über mich lustig gemacht hatte, denn ich war doch nur die süße Bescheidene, die alles mit sich machen ließ, denn in ihrem Kopf war sie so gefickt, dass Therapie nicht mal half.

War ich denn verliebt?

Mein gebrochenes Herz hingegen konnte sich in jeden verlieben, der mir nur fünf Minuten seiner Aufmerksamkeit und einige gute, schlaue Gespräche schenkte.

Oder war ich einfach nur verzweifelt, da ich mich nach Fürsorge und Sicherheit sehnte?

Ich war hoffnungslos und ignorant bei sowas, denn ich hatte mich mehrmals dabei erwischt, wie ich auf Dating-Apps Männer meines Alters gar nicht beachtet hatte und mir ausschließlich ältere ausgesucht hatte.

Ich würde mich früher oder später in ihn verlieben. Wahrscheinlich tat ich es schon. Sagte ich voraus. Ich war hoffnungslos, ich verliebte mich auf eine ignorante und schnelle Weise.

Und ich würde mit seiner, aller Ablehnung mir gegenüber rechnen müssen.

Never Hated You MoreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt