Kapitel 12 - Vierzehnter Februar

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In den folgenden Tagen kreisten meine Gedanken immer noch um Gilderoy. Auch Sirius' Verhalten war seit unserem Gespräch irgendwie merkwürdig und deshalb schrieb ich schließlich einen Brief an Jane. Den Rat meiner besten Freundin, konnte ich wirklich gebrauchen.

Ich überlegte ob ich auch von Gilderoy erzählen sollte, entschied mich aber es nicht zu tun. Es war zu unsicher per Eule eine so brisante Information zu verschicken. Außerdem war es vielleicht besser, wenn niemand davon wusste.

Janes Antwort kam am nächsten Tag und sie hatte einiges zu sagen. Den Kuss von Sirius fand sie völlig daneben, konnte aber gleichzeitig verstehen warum ich nicht so abwehrend reagiert hatte, wie ich es hätte müssen. Ich sollte auch kein schlechtes Gewissen haben, schließlich hatte ich sofort klargestellt wo wir beiden stünden. Das Sirius sich trotzdem komisch verhielt, war ihrer Meinung nach, nur logisch, da er offenbar nur so tat als hätte ihm der Kuss nichts bedeutet.

Ich faltete das Papier zusammen und seufzte, wahrscheinlich hatte sie recht. Auf der anderen Seite, kannte sie nicht die ganze Geschichte. Ich kritzelte meine Antwort auf ein Pergament und steckte es der Eule in den Schnabel. Kurz beobachtete ich wie sie davon flog und schloss das Fenster.

Danach zog ich wieder einmal die kleine Kiste unter meinem Bett hervor. Seit meiner Begegnung mit Gilderoy war der graue Schleier in dem Glas etwas heller geworden. Nur unmerklich, aber ich spürte, dass sich etwas getan hatte.

Seit dieser Nacht war meine Sehnsucht nach Gilderoy unerträglich geworden, sie war kaum auszuhalten, ich wollte zu ihm, ich musste zu ihm. Er kam immer wieder nach Winter Hall, wurde magisch davon angezogen, die Erinnerung an mich rief ihn dorthin.

Was wäre wenn wir uns trafen? Was wäre wenn wir uns wieder sehen würden? Wir konnten doch trotzdem sicher sein. Vielleicht waren wir sogar stärker, wenn wir zusammen waren.

Der Gedanke, dass Gilderoy nicht wusste, warum er immer wieder zu diesem Haus kam, die Erinnerung an seine erschöpften Augen und die Tränen auf seiner Wange. Das alles quälte mich, machte es unmöglich einen rationalen Gedanken zufassen und das größere Wohl über alles zu stellen.

Ich wollte Gilderoy, wollte, dass er wieder Lachen konnte und sich der Schleier des Vergessens lüftete. Mein Gilderoy, ich vermisste ihn so sehr. Der Schmerz war noch unerträglicher als vorher.

Rasch packte ich die Kiste wieder weg und wischte mir über das gerötete Gesicht. Irgendwann würde ich vom vielen weinen noch blind werden. Ein dunkler und gleichzeitig amüsanter Gedanke der sich in mein Hirn pflanzte.

„Du bist ziemlich dramatisch, meine Liebe." sagte ich beim vorbeigehen zu meinem Spiegelbild. Das starrte mich nur verquollen an und lächelte nicht zurück.

Ich ging hinunter in den Salon, dort saßen Sirius und Remus beieinander. Als ich zur Tür hinein kam, flüsterten sie miteinander und als Remus mich erblickte, stieß er Sirius in die Seite und räusperte sich. Daraufhin verstummte dieser und sah schnell weg.

„Habe ich euch beim lästern gestört?" gluckste ich erheitert.

„Nein, ehrlich gesagt, du kommst genau richtig. Du solltest das hier sehen." Remus stand auf und reichte mir die neueste Ausgabe des Tagespropheten.

Die Schlagzeile lautete:

Massenausbruch in Askaban!

Ich überflog den Artikel und bei jeder Zeile die ich las, weiteten sich meine Augen vor Entsetzen. Offenbar war eine große Anzahl von Todessern aus dem Gefängnis ausgebrochen.

Darunter Bellatrix und Rudolphus Lestrange, Augustus Rookwood, Avery und Greyback.
Greyback, als ich seinen Namen las, packte mich die blanke Wut. Ich musste daran denken, was er mir und Gilderoy angetan hatte und jetzt war er frei.

True Colors - SeelengebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt