Kapitel 37 - Der U̶n̶b̶r̶e̶c̶h̶b̶a̶r̶e̶ Schwur

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Ich wusste nicht wie lange ich mit Sirius in dem feuchtkalten Kerker saß. Aber als ich wieder nach draußen trat, konnte ich einen schmalen Lichtstreifen am Horizont sehen.

Schnellen Schrittes begab ich mich zurück in mein Zimmer und achtete wieder darauf, keine Spuren im Schnee zu hinterlassen.
Malfoy Manor lag immer noch in tiefen Schlaf gehüllt und ich schaffte es ungesehen zurück und kroch unter meine Decke.

Mein Blick streifte die Schublade mit den Glasscherben darin und ich hoffte, dass Gilderoy, was auch immer er tat, in Sicherheit war. Dann schlief ich ein und erwachte drei Stunden später, als William zu mir ins Bett kam und sich an mich kuschelte.

Am späten Nachmittag des Tages, ich saß gerade mit William vor dem Kamin und wir legten zusammen ein Puzzle, öffnete sich die Tür und zu meiner Überraschung stand Severus vor mir.

Seine Miene war eisern und undurchschaubar, wie eh und je, aber es lag auch eine herzzerreißende Traurigkeit darin. Ich musste an Janes Worte denken, dass er sie nicht mehr um sich haben wollte.

„Tanita, der Dunkle Lord möchte dich sprechen." Severus Stimme klang müde.

„Und ich hatte gehofft, er hätte mich in den letzten Monaten vielleicht vergessen." murmelte ich und stand auf.

„Glaub mir, der Dunkle Lord vergisst niemanden." antwortete Severus und sein Mundwinkel zuckte.

„Schön, bringen wirs hinter uns." ich seufzte und schritt hinter Severus aus dem Zimmer.

Es gab so viel was ich ihn fragen wollte. So viel über das ich reden wollte. Über Jane und über Sirius und Gilderoy...Gilderoy...mein Herz setzte bei dem Gedanken aus. War das der Grund für Voldemorts Besuch? Wusste er bereits was geschehen war? Wundern würde es mich nicht.

Angespannt lief ich hinter Severus in Richtung Bibliothek, hier trafen wir uns schließlich immer. Außer an diesen zwei Junitagen. Und keinen dieser Tage würde ich jemals vergessen können.
Severus öffnete mir die Tür und ließ mich eintreten, dann schloss er sie hinter mir und war erneut verschwunden.

Voldemort saß auf einem der Ledersofas und blätterte in einem Ledergebundenen Buch. Als er mich bemerkte, klappte er es hastig zu und ließ es in seinem Umhang verschwinden.

„Meine Tochter. Komm näher, wir haben einiges zu besprechen." er tätschelte auffordernd den Platz neben sich.

Vorsichtig ließ ich mich neben ihm nieder und sagte kein Wort. Seit er mich an Greyback verkauft hatte, hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen.

„Was möchtest du? Mich wieder einem deiner Todesser als Belohnung anbieten?" knirschte ich durch meine Zähne und sah ihn mit einem hasserfüllten Blick an.

„Heute nicht, du verstehst doch sicher, dass ich es tun musste. Greyback und seine Werwölfe müssen mir loyal sein und er hatte es schon sehr lange verlangt. Ich konnte es in seinen Blicken und Gedanken sehen." erklärte er ungerührt.

„Und da dachtest du, ach gönn ich ihm doch meine Tochter, was kümmerts mich." zischte ich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nicht ganz. Aber ich gebe zu, es war auch ein Test für dich. Ich wollte sehen, wie weit du gehen würdest, um die, die du liebst zu beschützen. Ich hatte wirklich geglaubt, du würdest dich meinem Befehl widersetzen. Aber du hast es über dich ergehen lassen." Voldemort musterte mich mit einem Anflug von Stolz. Es machte mich krank.

„Als ob ich eine Wahl gehabt hätte. Du weißt genau, dass ich es wegen des unbrechbaren Schwurs getan habe. Und ich würde jede Folter über mich ergehen lassen um William und Gilderoy in Sicherheit zu wissen." meine Stimme war zittrig und trotzdem hielt ich seinem Blick stand.

„Und was, wenn ich dir sage, dass der unbrechbare Schwur nicht bindend ist?" Voldemorts Mund verzog sich zu einem hinterlistigen Grinsen.

„Wie meinst du das? Das ist nicht möglich, niemand kann ihn brechen. Außer dem Tod." stammelte ich verwirrt.

„In den meisten Fällen ist das durchaus korrekt. Aber wusstest du, dass ein unbrechbarer Schwur zwischen Eltern und ihren Kindern nicht möglich ist? Offenbar dank einer alten Annahme, dass die eigene Familie einen nicht verraten würde. Ein ziemlich naives Konzept, wenn du mich fragst." kicherte er und fuhr mit einem seiner langen Finger über die feinen Linien auf meiner Hand.

Die Gedanken in meinem Kopf explodierten zu einem Meer aus Lichtern und ich versuchte verzweifelt sie zu fassen.
Wenn das stimmte, dann war Gilderoy nie in Sicherheit gewesen, dann war er vielleicht gar nicht in St.Mungo und wer weiß, was mit ihm geschehen war, als er sich aus seinem Geist befreit hatte.

Ich zitterte und Voldemort beobachtete meine Unruhe mit Genuss.

„Aber die Linien auf unserer Haut." ich sah auf unsere Hände und dann in Voldemorts Augen.

„Ein kleiner Trick von mir und Bellatrix. Ich hoffe, du bist uns nicht böse. Aber ich wollte sichergehen, dass du gehorsam bist."
Zum Beweis schwenkte es seinen Zauberstab und sie verschwanden, als wären sie niemals da gewesen.
„Du...du hast mich reingelegt. Schon wieder...ich bin wirklich furchtbar dumm." flüsterte ich und musste unwillkürlich kichern.

„Nicht dumm, mein Kind. Nur verblendet von deiner Liebe. Siehst du jetzt, warum Liebe uns schwach macht? Sie entbehrt uns jedem logischen Denken und lässt uns furchtbar emotional handeln." erklärte Voldemort langsam, hob dabei mein Kinn an und beugte sich ganz nah zu mir. „Ich weiß, wovon ich spreche." flüsterte er kaum hörbar.

Sprach er etwa von meiner Mutter? War sie seine Schwäche gewesen? Das konnte ich mir kaum vorstellen. Lord Voldemort besaß kein Herz.

„Aber, Lord Voldemort ist trotzdem ein Mann seines Wortes. Ich habe dir versprochen, dass Gilderoy in Sicherheit ist und dem ist auch so." fuhr er mit erhobener Stimme fort und ich wusste nicht warum, aber ich glaubte ihm.

Voldemort mochte grausam sein, aber er hasste Verrat und Lügen mehr als alles andere auf der Welt und bediente sich diesen selber kaum. Aber das brachte mich auf eine Idee, endlich hatte ich eine winzig kleine Chance zu Gilderoy zu gelangen. Und ohne nachzudenken ergriff ich sie.

„Ich will ihn sehen." sagte ich mit fester Stimme und Voldemort nickte, als hätte er bereits damit gerechnet.

„Severus!" rief er und die Holztür ging auf.

„Mein Herr." schnarrte Severus und trat zu uns.
„Bring Tanita nach St.Mungo und lass sie ihren jämmerlichen Ehemann sehen." und zu mir gewandt „Du hättest dir wenigstens einen Mann mit Mumm in den Knochen suchen können." er lachte schrill.

Dann bedeutete er uns zu gehen und Severus zog mich sanft in den Gang. Ich blickte noch einmal zurück und sah gerade noch, wie Voldemort wieder das Buch aus seinem Ärmel zog. Dann fiel die schwere Holztür ins Schloss.

„Weißt du, was es mit dem Buch auf sich hat?" fragte ich Severus während wir über die Treppen gingen.

„Nein. Und du tätest auch besser daran, es zu vergessen. Der Dunkle Lord verfolgt eigene Pläne." knurrte Severus und seine Schritte wurden schneller.

„Andere außer der Unterjochung der gesamten Welt? Da muss er ja schwer beschäftigt sein." ich rollte mit den Augen. Aber beschloss, es gut sein zu lassen. Wahrscheinlich notierte er bloß, wen er wann foltern möchte.

„Nimm meinen Arm. Du darfst nicht selber apparieren." erklärte Severus jetzt und streckte mir seine Hand entgegen. Ich nahm sie und mit einem Plopp disapparierten wir.

True Colors - SeelengebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt