Kapitel 33 - Das Verlies

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Ich verbrachte den ganzen nächsten Tag im Bett. Narcissa kam, um William und mich zum Frühstück zu holen, doch als sie mich sah, sog sie scharf die Luft ein.

„Draco!" rief sie und dieser trat durch die Tür, offenbar hatte er draußen gewartet.

„Ja Mutter?" fragte er und sah sich etwas unbehaglich im Zimmer um.

„Kannst du mit William hinuntergehen? Ich bleibe noch kurz bei Tanita." sie lächelte mich an und strich über meinen Kopf.

Kurz sah Draco aus, als wollte er protestieren. Aber als er den Blick seiner Mutter sah, lenkte er ein und streckte William seine blasse Hand entgegen.

„Na dann, komm Kleiner." sagte er auffordernd.

William blickte ihn zuerst ängstlich an, aber als ihm Draco ein winziges Lächeln schenkte, nahm er seine Hand und ging mit ihm aus dem Zimmer.

„Keine Sorge. Draco passt gut auf ihn auf." meinte Narcissa und ich nickte nur.

Ich zog die Decke ein Stückchen höher und eine einzelne Träne lief aus meinem Augenwinkel.

„Es tut mir leid. Ich weiß wie du dich fühlst, glaub mir. Ich wünschte, dir wäre dieses Schicksal erspart geblieben." flüsterte Narcissa und nahm meine Hand.

„Hat Greyback dich auch..." doch meine Stimme brach ab. Ich konnte es einfach nicht aussprechen.

„Nicht er. Aber ich war ebenfalls eine Belohnung. Der dunkle Lord erfüllt diese Wünsche öfter als du denkst." hauchte sie und ihre Hand auf meinem Rücken zitterte.

Ich setzte mich vorsichtig auf, jede Bewegung tat weh und ich verzog das Gesicht.

„Besser ich als William. Ich überstehe das schon irgendwie." antwortete ich und griff nach meinem Wasserglas am Nachttisch.

„Am besten ruhst du dich heute aus. Draco und ich kümmern uns um ihn." Narcissa sah mich freundlich an.

„Danke." entgegnete ich und zwang mich ebenfalls zu einem Lächeln.

Als Narcissa gegangen war, schleppte ich mich ins Bad und vermied jeden Blick in den Spiegel. Ich konnte auch so ahnen, wie ich aussah.

Bei der Benutzung der Toilette keuchte ich auf, denn ein brennender Schmerz stellte sich ein und das Wasser färbte sich rosa.

Ich tupfte mich vorsichtig ab und ging wieder zurück ins Bett. Hoffentlich würde es bald aufhören, wehzutun. Aber ich hatte schon schlimmeres überstanden.

Bei dem Gedanken musste ich finster lachen. Ja, Fenrir Greyback hatte mir tatsächlich schon mehr Schmerzen bereitet, als er es gestern getan hatte.

Wenn ich ehrlich war, war das gestern nichts gegen damals, als er mich mit acht fast bis zu den Eingeweiden aufgeschlitzt hatte oder als ich vor vier Jahren fast ausblutete.

Und trotzdem würde mich diese Nacht mehr verfolgen, als alles andere.

Eine Hauselfe brachte mir Essen und heißen Tee. Ich hatte keinen Hunger, mir war immer noch schlecht. Doch ich wusste, ich musste etwas zu mir nehmen.

Ich zwang mich ein paar Bissen zu essen und zu trinken. Dann sank ich erneut in mein Kissen und sank in einen unruhigen Schlaf.

Meine Träume waren wie Blitze in meinem Kopf. Großvater der vom Turm fiel, mein Schrei, Greyback und ich im Verschwindekabinett, dann wieder der grüne Lichtblitz der Großvater tötete, wieder Greyback wie er über mir stöhnte, Schmerzen.

Schweißgebadet riss ich die Augen auf und mein Puls raste.
Der Raum war von Sonnenlicht durchflutet und es war mittlerweile früher Nachmittag. Ich schlang meine Arme um meinen Körper und atmete langsam ein und aus.

True Colors - SeelengebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt